Für einige Aufregung hat in Bremen die Haltung des Ressorts von Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) zur Elektromobilität gesorgt. Nun hat Lohse ein deutliches Bekenntnis zu dieser Art von Mobilität abgelegt. „Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch, da gibt es keinen Zweifel“, sagte Lohse. Damit reagierte er auf die Berichterstattung des WESER-KURIER, in der es um ein Mobilitätskonzept seiner Behörde für Elektrofahrzeuge ging: Nach Ressortansicht dürfe nicht ausschließlich auf E-Autos gesetzt werden.
Schon länger versuche Bremen mit einem Bündel von Maßnahmen, der Elektromobilität den Weg zu bahnen, so Lohse. Von einem regelrechten Gesamtkonzept will er indessen nicht sprechen – jedenfalls noch nicht. Bislang sei es eher „ein Tasten und Suchen“ gewesen. „Ich würde es eine Strategie und nicht ein Konzept nennen.“ Doch dabei soll es nicht bleiben, habe doch die Bürgerschaft seinem Ressort den Auftrag erteilt, bis 2018 ein E-Mobility-Konzept vorzulegen.
Parteiübergreifend herrschte am Mittwoch Einigkeit, dass es eines zukunftsorientierten Mobilitätskonzepts für Bremen bedarf. So reklamierte die CDU für sich, dass sie den Senat bereits mehrfach aufgefordert habe, beim Ausbau der E-Mobilität mehr Tempo zu machen: Zwar sei die E-Mobilität nur eine von vielen neuen Antriebstechnologien, sagte Heiko Strohmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft.
„Aber der Senat darf sich der Realität nicht verweigern und muss den Ausbau einer angemessenen Ladeinfrastruktur in Bremen vorantreiben.“ Es sei fahrlässig, zur E-Mobilität kein Konzept parat zu haben, sagte er an die Adresse des Verkehrsressorts.
SPD reagierte irritiert
Auch die Grünen fordern mehr Konzentration auf dieses Thema: Verkehrspolitiker Ralph Saxe betonte, dass öffentlicher Nahverkehr, Fahrradverkehr und Carsharing unbedingt ausgebaut werden müssten. Zugleich müsse aber auch die Umstellung auf Elektromobilität beschleunigt werden. Es gehe nicht darum, Autos zu verbieten. Allerdings sollten sie mittelfristig emissionsarm werden, so Saxe.
Geradezu irritiert reagierte die SPD in der Bremischen Bürgerschaft auf die Zurückhaltung des Lohse-Ressorts in Sachen E-Mobilität. „In Bremen machen sich gerade Mercedes-Benz und auch Borgward auf, in Sachen Elektromobilität voranzukommen", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Dieter Reinken. "Die Äußerungen aus dem Umweltressort dürften für die Autobauer, die durch die neue Technik nicht zuletzt Arbeitsplätze schaffen und sichern, aber auch für die Menschen, die dort ihr Brot verdienen, eine schallende Ohrfeige darstellen."
Derweil erinnerte die SPD-Verkehrspolitikerin Heike Sprehe daran, dass die Bürgerschaft den Senat erst in den vergangenen Monaten aufgefordert habe, ein Finanzierungskonzept für den Ausbau einer Lade-Infrastruktur zu erarbeiten sowie für Instrumente zur beschleunigten Umstellung auf Elektromobilität.
Förderung von Elektrobussen
Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) stellte unterdessen klar, dass Bremen ein Vorreiter in Sachen Elektromobilität sein muss. Er kündigte an, gemeinsam mit Bremer Unternehmen und Forschungseinrichtungen den Ausbau der E-Mobilität voranzutreiben. Sieling verwies darauf, dass Mercedes und Borgward mit ihren E-Modellen ein neues Kapitel in der Automobilgeschichte aufschlagen würden.
Zudem sei die Unterstützung der Elektromobilität im Koalitionsvertrag festgehalten. Dass sein Ressort dieser Vorgabe nachkomme, betonte Lohse im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Als Beispiel nannte er die Förderung von Elektrobussen. Bis 2025 soll ungefähr die Hälfte der Stadtbusse elektrisch fahren.
Auch den Ausbau von Ladepunkten für Elektrofahrzeuge im öffentlichen Raum unterstütze die Stadt zumindest ideell. „Finanziell ist das leider nicht möglich.“ Langfristig müsse die Lösung sein, die vorhandene Strominfrastruktur zu nutzen. Das Ziel: „Man tankt an der Straßenlaterne.“
Praktische Versuche zum autonomen Fahren an der Uni
Ein weiterer Baustein auf dem Weg zur E-Mobilität: das Stellplatzortsgesetz, mit dem Bremen einen rechtlichen Rahmen für die Integration von Mobilitätsdienstleistungen bei Neubauvorhaben geschaffen habe. Hinzu kommt der Blick in die etwas fernere Zukunft. Von den praktischen Versuchen zum autonomen Fahren an der Universität Bremen erhofft sich Lohse wichtige Erkenntnisse zur Mobilität von morgen.
Zwar räumt er ein, dass autonomes Fahren nicht als „automatisches Allheilmittel“ gesehen werden dürfe. Bei Leerfahrten könnten Verkehrswege auch verstopft werden. Für Lohse ist aber auch klar, dass Elektromobilität nur ein Bestandteil auf dem Weg in eine emissionsfreie Mobilität ist. Die E-Mobilität bettet sich ein in den „Umweltverbund“, der Fortbewegung zu Fuß, per Rad und Nahverkehr beinhaltet.
Als „vierte Säule des Umweltverbundes“ versteht Lohse Maßnahmen zur Förderung von Car- und Bikesharing. Carsharing begreift er als wichtiges Element einer nachhaltigen, weniger autoabhängigen Mobilität. Lohse spricht von einer „intelligenten Verknüpfung von Mobilitätsdienstleistungen“. Das Auto – ob elektrisch oder herkömmlich – gänzlich aus der Innenstadt zu verbannen, steht nicht auf seiner Agenda. Wohl aber eine „autoarme Innenstadt“.