Wegen einer Schlägerei in einem Berliner Freibad musste zu Beginn der Woche bereits zum zweiten Mal in diesem Monat die Polizei anrücken. In den Bremer Bädern blieb es in diesem Jahr bislang weitgehend friedlich. Doch die Bädergesellschaft will für alle Fälle gerüstet sein.
Kommt es häufiger zu Prügeleien in Freibädern?
Die Berliner Bäder-Betriebe sprechen trotz der Ereignisse der vergangenen Wochen von „Einzelfällen“ angesichts der Millionen Besucher in den Freibädern. Am Montag waren im Sommerbad Pankow zwei Jugendliche zunächst mit zwei Schwimmmeistern in Streit geraten. Als Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes hinzukamen, eskalierte die Situation: 30 Jugendliche eilten herbei und lieferten sich eine Prügelei mit dem Personal. Als die Polizei anrückte, flüchteten die Jugendlichen. Im vergangenen Sommer sei es in Berliner Bädern mehrfach zu Handgreiflichkeiten zwischen Gruppen junger Männer und dem Wachpersonal gekommen, bei denen die Polizei eingreifen musste, berichtet die „Berliner Morgenpost“. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich damals zu den Fällen und setzte auf mehr Polizeipräsenz. „Für mich ist wichtig, dass der Rechtsstaat durchgreift“, sagte Faeser zur „Bild“-Zeitung. Wenn solche Vorkommnisse einen migrantischen Hintergrund hätten, wie offenkundig in Berlin, sei es wichtig, das zu benennen.
Wie können sich die Bäder dagegen wehren?
Die Berliner Bäderbetriebe haben in den vergangenen fünf Jahren wegen verschiedener Zwischenfälle 1300 Hausverbote ausgesprochen. Meist ging es dabei um Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung oder um nicht gezahltes Eintrittsgeld. Eher selten waren Straftaten der Grund: Für das Jahr 2022 wurden 25 Körperverletzungen, Bedrohungen, Beleidigungen oder sexuelle Belästigungen genannt. Die Einhaltung der Hausverbote sei jedoch kaum zu kontrollieren, räumen die Bäderbetriebe ein, sodass es immer wieder zu Problemen mit denselben jungen Männern komme.
Wie ist die Situation in den Bremer Bädern?
Die vier Freibäder sind seit dem 20. beziehungsweise 27. Mai geöffnet. Seither ist es weitgehend friedlich geblieben: Der Polizei Bremen sei bisher kein Vorfall bekannt, so eine Sprecherin. Die Betreibergesellschaft Bremer Bäder spricht ebenfalls von einem bislang friedlichen Verlauf der Saison. Auch in der Vergangenheit ist es in Bremen bislang nicht zu ähnlich schwerwiegenden Vorfällen wie in Berlin gekommen. Allerdings seien verbale Ausfälle, Handgreiflichkeiten und das Anspucken von Mitarbeitern keine Seltenheit mehr, beklagte Bäder-Chefin Martina Baden im vergangenen Jahr gegenüber dem WESER-KURIER.
Wie bereiten sich die Bremer Bäder auf konfliktträchtige Situationen vor?
„Unsere Gäste sind ein Abbild der kompletten Gesellschaft“, betont Marilena Koch, Sprecherin der Bremer Bäder. Im vergangenen Sommer kamen 260.000 Besucher in die Freibäder. „Da kommt es zunächst auf einen respektvollen Umgang miteinander an“, betont Koch. Doch die Erfahrung zeige: Je heißer es wird, desto hitzköpfiger gehe es zu. Dann gehe es darum, zu deeskalieren. „Unser Personal wird für solche Situationen extra geschult“, erklärt Koch. Jeder, der bei der Bädergesellschaft anfängt, bekomme eine Basisschulung und später regelmäßig eine ganztägige Auffrischungsschulung, um mit Konfliktsituationen besser umgehen zu können. In Theorie und Praxis wird – auch in Form von Rollenspielen – geprobt, wie man einen sich anbahnenden Streit entschärft.
Gibt es einen Wachdienst in den Bädern?
Keinen ständigen; in der Regel muss das Aufsichtspersonal die Sache regeln. „Aber wir haben einen Wachdienst auf Standby“, erläutert Koch. Wenn es eng wird, an sonnigen Ferienwochenenden etwa, kann zusätzliches Personal mobilisiert werden, damit die Bademeister ihrer Hauptaufgabe nachgehen können: der Überwachung des Badebetriebes in den Schwimmbecken. Jeder Streit auf der Liegewiese lenkt die Lebensretter vom Getümmel im Wasser ab.
Wie sieht es mit Fällen von sexueller Belästigung aus?
Die „Stuttgarter Zeitung“ berichtet von ersten Fällen dieser Art am vergangenen Wochenende. Aus Bremer Freibädern liegen aus der laufenden Saison keine Meldungen vor. Mit ihrer Kampagne „Ich sag’s“ wollen die Bremer Bäder alle Mädchen und Frauen ermutigen, Fälle sexueller Belästigung zu melden – „und das fängt schon mit dem Starren an“, betont Koch. Das Personal sei jederzeit ansprechbar und bereit, die Polizei einzuschalten.