Kaum dass das Gespräch begonnen hat, sprudelt es aus Imke Burma nur so hervor: "Ohne Gefühl können wir nicht singen. Wir atmen ganz anders und unser Gehirn wird besser durchblutet". Und: Das Singen sei so eine Art Spiegel der Seele. "Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder mit Gesang aufwachsen!" Da ist sie sich mit den gesangsbegeisterten Schweden und Balten einig. Imke Burma muss es wissen, denn sie ist ein entscheidender Mastermind des großen Liederfestes "Bremen so frei", das am Freitag, 1. Juni, ab 10 Uhr auf dem Bremer Marktplatz zum zweiten Mal über die Bühne geht und mehr als 30 Schulklassen und zehn Chöre sind dabei.
Ob sie allerdings dieses Mal dazu kommen wird, mitzusingen, vermag sie jetzt noch nicht einzuschätzen. Im vergangenen Jahr hatte sie alle Hände voll zu tun, die prominenten Paten, die Grußadressen verkündeten, beim großen Mitsingfest auf die Bühne zu lotsen. "Bürgerschafts-Präsident Christian Weber gehört ja zu meinen liebsten Gesangspartnern", schwärmt sie.
Von Bremens Alt-Bürgermeister Henning Scherf, der gemeinsam mit einem Organisationsteam vor einem Jahr das große Mitsingfest anlässlich des 70-jährigen Jahrestages der Neugründung Bremens nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Weg brachte, erhielt Burma den Auftrag, die Texte als Hommage an die Hansestadt zu schreiben. Basierend auf einer Idee des früheren Senatsbaudirektors Eberhard Kulenkampff, der 1995 den Text für das nie vertonte Oratorium "Bremer Freiheit" schrieb, wird hanseatische Geschichte von den Anfängen bis heute in elf Liedern dargestellt.
Imke Burma textete unter anderem Lieder über den Roland, das Rathaus, die Hanse und das Linzer Diplom und natürlich über die Weser und Bremerhaven. Als musikalische Masterminds haben David und Nicolas Jehn ihre ebenso fantasie- wie liebevollen Texte vertont. "In allen Liedern ist der freiheitliche Wind zu spüren, der durch die Geschichte Bremens weht", ist sie sich mit den Gebrüdern Jehn einig. Spontan kommt Imke Burma in den Sinn, dass es doch eigentlich schön wäre, wenn die Unternehmen im Innenstadtbereich ihren Mitarbeitern am Freitag um 10 Uhr für eine Stunde singfrei gewähren würden: "Dann würden sie ganz bestimmt gut gelaunt wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren", ist sie sich sicher. Immerhin gab es ja diese Woche schon einmal hitzefrei an einigen Schulen.
"Wenn man singt, kann man sich nicht mehr kloppen!"
Noch eines ist Imke Burma ganz wichtig: "Wenn man singt, kann man sich nicht mehr kloppen! Es ist doch so wichtig, einander zuzuhören und aufeinander zuzugehen. Und das geschieht auch und gerade beim Singen!" Gerade erarbeitet die Schauspielerin, Sängerin, Regisseurin und Entertainerin mit den Gebrüdern Jehn ein gemeinsames musikalisches Projekt für Kinder, das auf dem Buch "Der Dalai Lama spricht mit Kindern über den Frieden" basiert. Das Kinderliederprojekt "Frieden und Verständigung" wird am Sonntag, 10. Juni, um 16 Uhr im Haus im Park auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Ost Premiere haben.
Imke Burma arbeitet seit sieben Jahren mit den Gebrüdern Jehn zusammen. Die Verbindung mit der musikbegeisterten Familie Jehn besteht allerdings schon länger. "Ich bin ja mit den Liedern aus der Worpsweder Werkstatt aufgewachsen", erzählt sie. Schon Margarete und Wolfgang Jehn haben sich große Verdienste um die Musikalisierung des Nachwuchses erworben und ihre Söhne David und Nicolas Jehn tragen diese Idee mit Engagement weiter. Die Liebe zur Musik hat Imke Burma von ihrer Mutter, einer Musiklehrerin, geerbt.
"Das Texten ist für mich schon ein Herzensding. Das ist mir sehr, sehr nahe", schwärmt das Universaltalent, das 1993, damals noch als Lilienthaler Gymnasiastin, ihr erstes Praktikum absolvierte und für den "Blaumeier-Faust" 1993 ihre ersten Texte schrieb. An der Kunsthochschule Utrecht lernte sie im Fach Theatermachen und -unterrichten auch kreatives Schreiben. Die Devise des Wirbelwinds und Sonnenscheins, der immer wieder durch seine positive Art besticht: "Wenn man in das, was man macht, verliebt ist, dann ist man kreativ.
Wenn man mit dem Herzen dabei ist, dann springt der Funke". Nach ihren Lieblingsliedern von "Bremen so frei" befragt, fällt Imke Burma die Entscheidung schon schwer: "Das ist immer ganz saisonal bedingt. Das Lied 'Nach so vielen dunklen Jahren', in dem die Zeit des Nationalsozialismus thematisiert wird, berührt mich sehr. Aber ich mag auch den Kanon 'Frösche quaken' und 'Die Bremer Düne' sehr gern".
Am Freitag, 1. Juni, geht ab 10 Uhr die zweite Ausgabe des großen Liederfestes für alle, die Bremen lieben, auf dem Marktplatz über die Bühne. Alle, die mitsingen möchten, sind herzlich dazu eingeladen. Liederhefte werden kostenlos in Bremens guter Stube verteilt. MP3-Dateien, Texte und Noten können aber auch unter www.bremen-so-frei.de abgerufen werden.
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