Zuletzt ist es in Osterholz offenbar gelungen, die hohen Infektionszahlen ein Stück zu bremsen. Doch noch immer gibt es nirgends in der Stadt mehr Fälle pro 1000 Einwohner als dort. In Gröpelingen stieg der Wert in den vergangenen drei Wochen weiter, in Oslebshausen sogar überdurchschnittlich stark.
Osterholz auf Platz eins, Gröpelingen auf Platz zwei: Zwei Corona-Hotspots kristallisierten sich heraus, als Bremen vor drei Wochen Infektionszahlen für die Stadtteile veröffentlichte. Rot leuchteten auf einer Karte die beiden Postleitzahl-Bezirke 28237 und 28325. Nun gibt es neue Zahlen der Gesundheitsbehörde.
Ressortübergreifendes Maßnahmen-Paket
Was wurde in den vergangenen Wochen getan, um das Virus in den besonders betroffenen Stadtteilen zu bremsen – und was soll noch kommen? „Wir schnüren ein Paket mit Maßnahmen, die in die Bereiche verschiedener Ressorts fallen“, sagt Gesa Wessolowski-Müller, bei der Senatskanzlei zuständig für ressortübergreifendes Quartiermanagement. „Ein Teil davon soll über den Bremen-Fonds finanziert werden, parallel prüfen wir auch andere Töpfe.“ Umgesetzt ist erst ein Teil der Maßnahmen, die mit Akteuren aus den Stadtteilen entwickelt wurden.
Die konkreteste Antwort auf die hohen Fallzahlen in bestimmten Gebieten war wohl die Ausweisung neuer Zonen mit Maskenpflicht. Seit vergangenem Donnerstag muss man auch in Straßenzügen in Osterholz, Gröpelingen, Hemelingen, Huchting und der Vahr Maske tragen. Zudem gehen Polizei und Ordnungsdienst verstärkt auf Streife. Laut Innenbehörde wurden sowohl Ordnungsdienst als auch Polizei gestärkt. Zum Stammpersonal des Ordnungsdienstes gehören demnach rund 30 Personen, 30 weitere sind für Quarantäneüberwachung im Einsatz.
Wessolowski-Müller benennt drei zentrale Instrumente als Antwort auf die hohen Zahlen in bestimmten Gebieten: Erstens sollen in Osterholz zwei neue Stellen für Streetworker entstehen. „Es gibt schon länger einen Bedarf nach mehr Jugendarbeit in dem Stadtteil“, sagt Wessolowski-Müller. Die Streetworker sollen auch zu Corona-Maßnahmen sensibilisieren. Ihre Stellen könnten im ersten Quartal 2021 da sein.
Zweitens sei ein Werkzeugkasten für Kommunikation in Arbeit, für den Corona-Infos noch einmal anders aufbereitet werden sollen. „Es entsteht beispielsweise ein kleines Video, das Eltern erklärt, worauf sie achten müssen, wenn ihr Kind in Quarantäne ist“, sagt Wessolowski-Müller. Solche Videos enthielten Hinweise vom Gesundheitsamt, könnten aber via Whats-App oder über das Lernportal „Its Learning“ verschickt werden. Drittens sollen in Gröpelingen neue Stellen für Sprach- und Integrationsmittler (kurz: Sprinter) entstehen. Sie könnten auch zu Corona informieren. „Uns wurde aus Gröpelingen ein Bedarf für bis zu zwölf Sprinter-Stellen genannt“, sagt Wessolowski-Müller. Die Stellen seien aber noch nicht vom Senat beschlossen.
Aykut Tasan, Quartiersmanager in Osterholz, freut sich über den Abwärtstrend in seinem Viertel. „Das hört sich gut an, dann sind unsere Maßnahmen offenbar angekommen“, sagt er. Es werde aber dauern, bis die Zahlen wirklich sänken. Die Information, das Osterholz das Gebiet mit den höchsten Zahlen ist, habe viele Bewohner erreicht. „Das hat auch aufgeschreckt.“ Die Information sei unter anderem über Kitas und Schulen verbreitet worden. „Und Bewohner sagen uns, sie hätten hier noch nie soviel Polizeipräsenz gesehen, auch der Ordnungsdienst ist oft vor Ort“, erzählt Tasan.
Zudem habe man die Wohngesellschaften angesprochen, die in Osterholz viele Mieter in großen Wohnblocks haben. „Gewoba, Vonovia und ZVBB haben Plakate in den Fluren aufgehängt mit der Bitte, die Aufzüge nur einzeln zu benutzen. Auch die Conciergen, die hier fast alle Wohnblocks haben, sollen darauf achten, dass Fahrstühle nicht überbelegt sind und es nicht zu Menschentrauben vor den Häusern kommt.“
Tasan benennt aber auch, wo es noch nicht so gut läuft: „Die Straßenbahnlinie 1 fährt durch vier benachteiligte Gebiete und ist weiterhin knüppeldickevoll“, sagt er. Ähnliches gelte für die Buslinie 25. Zwar sei die Taktung erhöht worden, aber: „Das reicht bei uns nicht aus“, so Tasan.
„Ich glaube schon, dass die Stadtteile mit den hohen Zahlen aufgewacht sind“, sagt Rita Sänze, Quartiersmanagerin in Gröpelingen. Dass nun Maskenpflicht auf einem Teil der Gröpelinger Heerstraße und der Lindenhofstraße gelte, habe sich herumgesprochen. Allerdings fragt Sänze sich, ob es genug Schilder gibt, die darauf hinweisen. Wann die Sprinter für Gröpelingen kommen, sei noch unklar. „An den Wohnverhältnissen bei uns kann man nichts ändern, das bleibt oft beengt“, sagt Sänze. Der Teil-Lockdown sei für viele beschwerlich und bedrückend: „Die Familien knabbern daran.“