Herr Böhling, mit Ihren unterschiedlichen Tätigkeiten haben Sie das Erzählen von Geschichten zum Beruf gemacht. Woher kommt Ihre Leidenschaft für Erzählungen?
Dirk Böhling: Ich habe mir schon immer gerne Geschichten erzählen lassen. Außerdem habe ich als Kind viel gelesen. Wenn meine Eltern abends ausgingen, blieb ich oftmals lange wach und las, bis sie wiederkamen. Über das Lesen habe ich Spaß an Geschichten gefunden. Später habe ich mir selbst Hörspiele ausgedacht und diese dann mit Freunden aufgenommen. Hörspielplatten und Bücher – das habe ich damals verschlungen.
In Ihren Kolumnen verarbeiten Sie vor allem Erlebnisse aus den 1970er und 1980er-Jahren. Warum bietet diese Zeit so viel Potenzial für Geschichten?
Die Kindheit und die frühe Jugend bis zur Pubertät ist eine ganz intensive Zeit, in der man ganz viel aufnimmt und lernt. Außerdem war es eine Zeit – und das ist das Besondere an den Babyboomern –, in der wir alle wirklich tatsächlich dasselbe erlebt haben. Das breite Angebot an Unterhaltung wie heute gab es damals nicht: Es gab nur drei Fernsehprogramme, wir haben dieselbe Musik gehört und hatten dieselben Klamotten an. Auf den Schulhöfen gab es dann auch nur relativ monothematisch dieselben Sachen zu erzählen. Deswegen teilen wir Babyboomer auch viel mehr Erfahrungen miteinander.
Die erste Liebe, Sommer an der Ostsee und Lieblingsfernsehsendungen – Ihre Kolumnen handeln von vielen Erinnerungen aus Ihrer Kindheit und Jugend. Wie viel ist dabei Fiktion?
In meinen Kolumnen steckt deutlich mehr Realität als Fiktion. Die Geschichten habe ich zu 80 Prozent so oder so ähnlich erlebt. Natürlich ändere ich mal einen Namen oder ich tue noch etwas on-top. Aber da steckt schon eine hohe Authentizität drin.
Welche Rolle spielt Humor bei den Erzählungen?
Eine sehr große Rolle. Das Augenzwinkern ist bei den Geschichten sehr wichtig. Es war schließlich auch keine Zeit der Sorglosigkeit. Es gab den Vietnam-Krieg, Hungersnöte und die Ölkrise. Das bekommen Kinder vielleicht nicht so sehr mit. Aber eine lustige Zeit war es nun nicht ausschließlich. Aber schlechte Nachrichten gibt es genügend – früher wie heute. Wenn wir zurückschauen, verklären wir auch, da gehört das Augenzwinkern dazu. Und ich bringe die Leute ja auch gerne zum Schmunzeln und Lachen.
Nun ist die zweite Kolumnensammlung unter dem Titel "Tri Top, Disco, Bandsalat – Neue Babyboomergeschichten" erschienen. Wie kam es dazu?
Das erste Buch "Alle hießen Michael außer Stefan, der hieß Thomas" war ein ganz toller Erfolg. Es gab eine große Nachfrage, die wir vorher völlig unterschätzt hatten. Ich hatte dann irgendwann eine Phase, in der ich am Schreiben so viel Spaß hatte, dadurch haben sich dann natürlich weitere Kolumnen angesammelt. Zeitgleich ging das Ganze dann auch als Programm mit Band auf die Bühne, mit dem ich übrigens am 17. November wieder im Metropol-Theater bin. Und auch die Leser bestätigten mich in einem zweiten Band und meinten: Das ist so ein schönes Format, mach doch noch einen.
Das Gespräch führte Lina Wentzlaff.