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Sicherheit auf Bremens Straßen Neuer Ordnungsdienst wird aufgestellt

Die Vorbereitungen werden konkret. Jetzt werden vom Ordnungsamt die Mitarbeiter eingestellt. Sind sie dann ausreichend geschult, gehen sie als neue Stadt-Aufsicht wohl ab dem Frühjahr auf Streife.
11.01.2018, 19:25 Uhr
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Von Nina Willborn

„Man wird merken, dass wir einen Ordnungsdienst in der Stadt haben. Es soll sicherer und sauberer werden.“ Das hat Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) in seinem Neujahrs-Interview im WESER-KURIER gesagt. Noch merkt man nichts davon, der neue Ordnungsdienst muss selbst erst noch geordnet werden. Die Vorbereitungen gehen jetzt in die konkrete Phase: Für die drei künftigen Leitungs-Posten sind Kandidaten ausgewählt, die Bewerbungsfrist für die 20 Außendienstler ist abgelaufen. Voraussichtlich ab Frühjahr sind sie dann auf den Straßen unterwegs.

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Bei Şermin Riedel, Leiterin des Ordnungsamts, laufen alle Fäden zusammen. „Wir sind jetzt dabei, im Hintergrund die Logistik vorzubereiten“, erklärt sie. „Wir sichten die Bewerbungen, erstellen eine Auswahl und führen Vorstellungsgespräche. Auffällig war, dass sich sehr viele Leute für die Stellen interessiert und telefonisch bei mir nachgefragt haben.“ Als Qualifikation gefordert war unter anderem eine abgeschlossene Ausbildung in der Verwaltung, als Kaufmann oder -frau oder als Rechtsanwalts- oder Notargehilfe. Die Bewerber sollten vor allem hohe kommunikative Fähigkeiten, Verhandlungsgeschick, gerne auch interkulturelle Kompetenzen und das Talent, deeskalierend auftreten zu können, mitbringen. Klar, denn wer künftig im Auftrag des Ordnungsamts in der Stadt unterwegs ist, wird auch Konflikte lösen müssen.

Entlastung der Polizei

Grundsätzlich soll die neue Stadt-Aufsicht die Polizei entlasten. Die Mitarbeiter werden sich zum Beispiel des „zunehmenden Entsorgungsfehlverhaltens“, wie es euphemistisch im Amtsdeutsch heißt, annehmen. Also: Dafür sorgen, dass weniger Leute ihren Müll einfach irgendwo in die Gegend werfen. Auch die Einhaltung der Jugend- und Nichtraucher-Schutzgesetze werden die Ordnungsdienstler kontrollieren, sie dürfen im Gegensatz zu privaten Sicherheitsdiensten Personalausweise kontrollieren. Bei aggressivem Betteln sollen sie einschreiten und Wildpinklern das Geschäft verderben. Auch wer sich künftig bei öffentlichen Veranstaltungen daneben benimmt oder spätnachts auf der Straße randaliert, hat gute Chancen, Bekanntschaft mit ihnen zu machen.

Wie sie sich in welchen Situationen verhalten, lernen die Neuen – übrigens waren Bewerbungen von Frauen ausdrücklich erwünscht – in mehrwöchigen Trainings-Modulen. Dazu gehören Kurse in Recht und Verwaltung, aber auch in Selbstverteidigung. Riedel: „Wir lassen keine ungeschulten Kräfte auf die Straße. Es muss jedem klar sein, welche Befugnisse er hat und wo die Grenzen sind. Es geht ja nicht darum, auf Biegen und Brechen Dinge durchzusetzen, sondern grundsätzlich zuerst um Kommunikation.“ Aber wenn da nichts mehr geht oder in Gefahrensituationen können sich die Kollegen auch mit Pfefferspray, Handschellen oder Schlagstock Respekt verschaffen.

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Vorbild für den Bremer Versuch ist unter anderem Düsseldorf, wo es seit 1998 einen „Ordnungs- und Servicedienst“ mit rund 140 Mitarbeitern gibt. Das sind gut sechs Mal so viele Mitarbeiter wie an der Weser geplant. An der geringen Personalstärke gab es bereits Kritik unter anderem von den Grünen. „Bislang gab es in Bremen gar keine Leute“, sagt Riedel. „Warten wir erst mal ab, wie der Ordnungsdienst in Anspruch genommen wird. Möglicherweise ist die Zahl gar nicht zu niedrig. Sie ist auf jeden Fall ein guter Grundstock.“ Es ist nicht ausgeschlossen, dass mehr Leute eingestellt werden, wenn sich der Dienst bewährt.

„Wir wollen schnellstmöglich starten“

Einen genauen Starttermin gibt es noch nicht, aber der Ordnungsdienst wird laut Riedel im Ordnungsamt mit Priorität behandelt. „Wir wollen schnellstmöglich starten, arbeiten deshalb mit Hochdruck.“ Auf Streife werden die Mitarbeiter allerdings erst gehen, sobald sie ausreichend geschult sind. Sie sollen zunächst einfach präsent sein, sich eingewöhnen und Kontakte in ihren Bereichen aufbauen, damit sie zum Beispiel wissen: Wen rufe ich an, um das Müllproblem an der Straßenecke zu lösen? Wer sind die Ansprechpartner in meinem Viertel? Wo gibt es Knackpunkte? Wie und wo die 20 Mitarbeiter eingesetzt werden, soll auch anhand des Bedarfs, den die Ortsämter melden, geplant werden. Riedel: „Wir sehen, dass der Ordnungsdienst gewollt ist. Auch in der Bevölkerung gibt es hohe Erwartungen. Die haben wir aber auch, wir freuen uns auf die Arbeit.“

Erkennen wird man Bremens neue Ordnungshüter übrigens leicht, denn sie werden ähnlich wie die Kollegen von der Polizei eine blaue Uniform tragen, auf den Jacken den Hinweis „Ordnungsdienst“. Riedel: „Wenn wir einsatzbereit sind, wird man es merken.“

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