Orkan "Niklas" hat am Dienstag große Gebiete Deutschlands durcheinandergewirbelt. In Niedersachsen und Bremen gab es zahlreiche Schäden und Probleme im Fähr-, Bahn-, Auto- und Flugverkehr.
Die Deutsche Bahn stellte den Regionalverkehr in Niedersachsen wegen des schweren Sturms am frühen Dienstagabend ein. Ausgenommen war der Streckenbereich im Harz-Weser-Netz im südlichen Niedersachsen, teilte die Bahn mit. Am früheren Nachmittag war bereits der S-Bahn-Verkehr im Raum Hannover eingestellt worden. Zuvor war es unter anderem auf der Strecke zwischen Hannover und Bremen wegen einer Oberleitungsstörung zwischen Nienburg und Eystrup zu erheblichen Verspätungen gekommen.
Die Bahn hat in den Bahnhöfen Hannover und Bremen Züge zum Aufenthalt für gestrandete Fahrgäste bereitgestellt. Wie eine Bahn-Sprecherin am mitteilte, können die Passagiere in den Zügen auch übernachten. Die Fahrgäste werden dabei von Angestellten der Deutschen Bahn betreut.
Weserfähre fällt aus, Flug nach Amsterdam gestrichen
Bei Osnabrück haben drei umgestürzte Bäume am Dienstag einen mit rund 350 Passagieren besetzten Intercity-Zug gestoppt. Die Bäume seien auf den letzten Waggon des Zugs gestürzt, teilte die Bundespolizei mit. Es sei niemand verletzt worden. Der Zug, der auf der Fahrt von Köln nach Bremen war, sei nicht aus dem Gleis gesprungen. Auch auf der Bahnstrecke zwischen Bremen und Hamburg gibt es erhebliche Störungen.

Der Sturm drückte auf der B51 südlich von Diepholz einen Lkw in den Gegenverkehr, wo er mit einem Reisebus kollidierte. Fünf Kinder und drei Erwachsene wurden verletzt.
Die Weserfähre zwischen Bremerhaven und Nordenham stellte zeitweise ihren Betrieb ein. Zwischen Spiekeroog und Neuharlingersiel fiel am Mittag je eine Fähre aus. Von Harlesiel zur Insel Wangerooge galten veränderte Fahrzeiten. Komplett ausgefallen ist die Verbindung zwischen Cuxhaven und der Hochseeinsel Helgoland.
Am Dienstag sind zudem die Flüge von Bremen nach Amsterdam (KLM / Flugnummer KL1750) und von Amsterdam nach Bremen (KLM / Flugnummer KL1753) gestrichen worden. "Wir empfehlen den Fluggästen sich auf der Homepage der Airlines über den Flugstatus zu informieren“, teilt der Bremer Flughafen mit.
Bremer Feuerwehr im Dauereinsatz
Die Osterwiese in Bremen blieb den ganzen Dienstag geschlossen, die Bremer Feuerwehr musste bis zum Abend rund 200 Mal ausrücken. In den meisten Fällen sind umgekippte Bäume und umherfliegende Gegenstände für die Einsätze verantwortlich gewesen. Auf der B 75 blockierte ein Stamm zeitweise den Verkehr. Zudem wurde eine Stromleitung beschädigt, Menschen wurden allerdings nicht verletzt.
Auf der Bundesstraße 51 südlich der Kreisstadt Diepholz wurde Niklas einem Reisebus und einem Lastwagen zum Verhängnis. Böen drückten den Lkw in den Gegenverkehr, wo er mit dem Bus kollidierte, teilt die Polizei mit. Der Busfahrer wurde eingeklemmt und schwer verletzt. In dem Lastwagen wurden ein Mann und eine Frau verletzt. Sie kamen in ein Krankenhaus. Auch fünf der 17 im Bus reisenden Kinder seien vorsorglich in eine Klinik gebracht worden, so die Polizei. Die Gruppe sei auf dem Rückweg von einem Museumsbesuch gewesen. Die B51 wurde für die Rettungs- und Bergungsarbeiten vorübergehend gesperrt.
Bahnverkehr in NRW eingestellt

Am Südstrand von Wilhelmshaven tobt die See.
In Nordrhein-Westfalen hat "Niklas" Tausende Reisende und Pendler an den Bahnhöfen unter anderem in Düsseldorf, Bielefeld, Dortmund und Köln festgesetzt. Züge verspäteten sich zunächst stark, bevor der Nahverkehr der Bahn schließlich komplett eingestellt wurde.
Lediglich einige Fernzüge sollten am Dienstag noch ihr Ziel erreichen. Auch Privatzüge stellten ihren Verkehr zunächst nicht komplett ein. "Teilweise nutzen wir andere Strecken", hieß es bei Keolis Deutschland, dem Betreiber der Eurobahn. "Es gab aber auch schon schlimmere Stürme. Wir fahren vorsichtig, können deshalb auch nicht alle Fahrpläne einhalten." In ganz Nordrhein-Westfalen mussten Reisende vielerorts auf Taxis oder Busse ausweichen.
"Niklas" wird zum Orkan

Ein LKW-Anhänger ist bei Hagen (Nordrhein-Westfalen) auf der Autobahn 45 umgekippt.
Mit Spitzenböen von rund 150 Kilometern pro Stunden ist Sturmtief "Niklas" am Dienstag zum Orkan geworden. Es sei einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Sein Sturm- und Orkanfeld wird nach Erwartungen der Meteorologen im Lauf des Dienstags weite Teile Deutschlands erfassen. Der DWD gab Unwetterwarnungen für große Teile des Landes heraus.
Für Hochlagen des Harzes und die Alpen galten Warnungen vor extremem Unwetter. Der Sturm könne Bäume entwurzeln, Gegenstände durch die Luft wirbeln und schwere Schäden an Gebäuden verursachen. Auch im Küstenumfeld wurde mit Orkanböen gerechnet. Wegen der aktuellen Warnungen blieb der Erlebnis-Zoo in Hannover am Dienstag geschlossen.
(mit Material von dpa)