Schauer, Gewitter, Starkregen: Während der Juli, global betrachtet, so heiß wie kein anderer Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war, hat man in Bremen eher das Gefühl, der Sommer würde pausieren. Das bestätigen neue Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Mit 17,8 Grad Celsius im Temperaturmittel dürfte Bremen laut der vorläufigen Bilanz des DWD auf Platz zwei der kühlsten Bundesländer landen. Zudem war es im Juli in keinem anderen Bundesland so nass wie in Bremen. An mehr als 23 Tagen konnten die Meteorologen Niederschlag messen. In der Summe fielen im Monatsverlauf gut 150 Liter pro Quadratmeter und damit laut DWD fast das Doppelte des Solls.
Besonders heftig traf es am Wochenende den Bürgerpark und Teile Schwachhausens. Ein Gewittersturm ließ am Sonnabend mindestens 20 Bäume im Park umstürzen. „Leider sind der Gewitterzelle mehrere Altbäume unserer schönen Lindenallee im Stadtwald zum Opfer gefallen, und es gibt auch Schäden an einer Brücke und einem Gebäude“, sagte Parkdirektor Tim Großmann. Die Aufräumarbeiten dauern weiter an, Teile des Bürgerparks sind derzeit abgesperrt. Großmann appellierte an die Besucher, die betroffenen Gebiete zu meiden und warnte vor herabfallenden Ästen. Weil die Bäume jetzt Laub tragen, bieten sie dem Wind eine große Angriffsfläche.
Auch in den kommenden Tagen ist keine Besserung in Sicht: Mindestens bis zum kommenden Wochenende rechnen die Experten mit weiteren Niederschlägen in der Region, teils mit Gewittern. Die Bremer Feuerwehr ist trotz des anhaltenden Regens "relativ entspannt", erklärte ein Sprecher. Obwohl es am Wochenende zu teils heftigen Regenfällen gekommen war, habe sich das Einsatzaufkommen demnach in Grenzen gehalten. Aufgrund von Starkregen sei der Juni deutlich fordernder gewesen. Mehr als 800 Keller habe man auspumpen müssen, im Juli sei es im gesamten Stadtgebiet dagegen nur ein Einziger gewesen. Stattdessen würde es aktuell mehr zu Einsätzen aufgrund von Stürmen kommen.
Wetter ist für Biergärten und Caféterrassen ein Flop
Besonders bitter sind die kühlen Temperaturen und der Regen hingegen für Touristen, die derzeit Urlaub in Bremen machen, und für Geschäftsleute, die auf Sonnenschein angewiesen sind. Gerade Gastronomen mit großer Außenfläche hätten es momentan schwer und versuchten, so gut es geht mit großen Schirmen zu arbeiten, sagte Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft. „Eines der wenigen positiven Überbleibsel der Corona-Pandemie ist jedoch, dass Gäste etwas wetterresistenter geworden sind, weil das Treffen in Innenräumen lange nicht erlaubt war.“
Das geplante Freiluftkino am Bremer Hauptbahnhof fiel im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Um den Platz der Deutschen Einheit vor dem Übersee-Museum weiter aufzuwerten, wollten die Organisatoren des Beachclubs 14 Tage am Stück je zwei Filmvorführen pro Tag zeigen, am Montag endete die Aktion. „Es gab eigentlich keinen Tag ohne Regen. Das hätten wir uns natürlich anders gewünscht, ist bei Open-Air-Veranstaltungen aber immer das Risiko, das man eingeht“, sagte Jörn Meyer, einer der Betreiber. Einige wenige Filmfans hätten dennoch vor der aufgebauten Leinwand ausgeharrt, die gewünschte Belebung des Platzes sei jedoch ausgeblieben.
Erdbeerhof muss Erntezeit früher beenden
Der viele Regen macht auch den Landwirten in der Region zu schaffen. Die Ernte wird derzeit stark vom Wetter beeinträchtigt, teilte das Landvolk Niedersachsen zuletzt mit. Solange es zwischendurch immer wieder regne, verzögere sich die Getreideernte. Während es bis einschließlich Juni zu trocken war, unterbrechen Landregen, Starkregen sowie Sturm und Hagel nicht nur die Ernte auf den Feldern, sondern sorgen regional für Schäden auf dem Acker und damit verbunden für Ernteeinbußen.
Davon ist auch Bremens Spargel- und Erdbeerhof Kaemena betroffen. Das Ehepaar Kaemena, das den Hof betreibt, hat die diesjährige Erntezeit etwa zwei Wochen früher als gewöhnlich beenden müssen. „Was uns im Mai und Juni an Niederschlag gefehlt hat, haben wir jetzt zu viel“, sagte Landwirt Hajo Kaemena. Gut 80 Prozent seiner späten Erdbeersorte verfaulten, noch bevor die Früchte reif wurden. Unterm Strich sei die Ernte etwas unter dem gewünschten Durchschnitt geblieben.
Auch wenn Regen und eher frische Temperaturen derzeit einen anderen Eindruck vermitteln, war der Juli 2023 nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes im Schnitt gesehen dennoch zu warm. Das Temperaturmittel lag mit 18,7 Grad Celsius 1,8 Grad über dem Juli-Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 habe die Abweichung immer noch 0,4 Grad betragen, hieß es nach der bisherigen Auswertung der etwa 2000 DWD-Messstationen. In Bremen lag die Höchsttemperatur im Juli bei 33,1 Grad Celsius am 9. Juli.