Bei den sommerlichen Temperaturen herrscht Hochbetrieb auf Spielplätzen und Grünflächen. Doch obwohl die Mittel für die Instandsetzung von Spielflächen zuletzt von 325.000 Euro im Jahr auf 1.025.000 Euro für die Jahre 2018 und 2019 erhöht wurden, sind noch immer viele Bremer Spielplätze in einem schlechten Zustand. Diejenige, die in benachteiligten Stadtteilen liegen, schneiden dabei besonders schlecht ab.
Von den 201 öffentlichen Spielplätzen waren im Frühjahr 2018 nur 96 in einem guten Zustand. Aktuellere Zahlen liegen der Sozialbehörde nicht vor. 87 Spielplätze waren in einem mittleren Zustand, 18 in einem schlechten. Seit dieser Erhebung sind laut Sozialressort sieben neue Spielplätze entstanden. Hinzu kämen auch mehrere Hundert Spielflächen, die etwa von Schulvereinen oder Bauträgern errichtet wurden. Über deren Zustand ist jedoch wenig bekannt.
Von den 18 Spielplätzen in schlechtem Zustand befinden sich 15 in weniger gut situierten Stadtteilen: sechs in Bremen-Nord, zwei in Gröpelingen und Walle sowie sieben in Hemelingen und Osterholz. Dagegen gibt es in Mitte, der Östlichen Vorstadt, Schwachhausen, Findorff, Vahr und Horn-Lehe der Sozialbehörde zufolge keine Spielplätze in schlechtem Zustand. Drei als „schlecht“ bewertete Spielplätze befinden sich in Bremen-Süd.
Doch auch in Bremen-Mitte, Findorff und der Östlichen Vorstadt ist die Situation deshalb nicht rosig. Von den 18 Spielplätzen ist die Mehrheit nur „mittel“ (15), drei gelten als „gut“. Am besten ist die Lage in Schwachhausen, Vahr und Horn-Lehe, wo von 29 öffentlichen Spielplätzen 24 mit „gut“ bewertet wurden. Die Eingruppierung stütze sich auf den Kriterienkatalog einer sehr erfahrenen Mitarbeiterin, die die Geräte in Augenschein genommen habe, so der Sprecher der Sozialbehörde, Bernd Schneider.
Situation hat sich teilweise verschlechtert
„Die Ergebnisse lassen sich nahtlos auf 2019 übertragen“, sagt Heiko Dornstedt, Ortsamtsleiter in Vegesack. „Seitdem hat sich gar nichts getan in Vegesack, die Situation hat sich sogar teilweise verschlechtert.“ Zwar gebe es einen „Vorzeigespielplatz“ in der Apoldaer Straße, der in einem aufwendigen Beteiligungsverfahren mit den Kindern gemeinsam entwickelt wurde. Viele andere Spielplätze in Vegesack leiden Dornstedt zufolge aber unter dem Sanierungsstau. Bestes Beispiel sei das Spielschiff am Vegesacker Hafen, das wegen Mängeln noch immer gesperrt ist. Eigentlich sollte es bis zum Frühjahr wieder freigegeben werden. Ulrich Schlüter, der Osterholzer Ortsamtsleiter, beklagt, dass in seinem Stadtteil laufend Spielgeräte oder Parkbänke abmontiert und nicht ersetzt würden.
Magnus Buhlert (FDP), sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion, kritisiert, dass von den 18 Spielplätzen viele in Stadtteilen liegen, die ohnehin mit Herausforderungen zu kämpfen haben. „Das zeigt, dass Rot-Grün von sozialer Gerechtigkeit redet, aber das dann nicht darstellt.“ Ihn stört zudem, dass viele Spielplätze von der Bevölkerung verdreckt würden. Er fordert mehr Kontrollen des Ordnungsdienstes und höhere Bußgelder.
Sandra Ahrens (CDU), Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik, sagt: „Man kann ja sehen, dass der aktuelle Betrag nicht ausreicht, um die bestehenden Spielplätze in einem guten Zustand zu halten. Dabei werden es noch mehr Spielplätze werden müssen.“ Die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren ist in einigen Stadtteilen rapide gestiegen, wie Daten des Statistischen Landesamtes zeigen. In Bremen-Mitte um 344 auf 1774 Kinder in nur fünf Jahren, in Vegesack um 814 auf 5884 und in Blumenthal sind es 6413 und somit 1152 mehr als Ende 2013. In Findorff und der Östlichen Vorstadt nahm die Zahl hingegen leicht ab.
Sofia Leonidakis (Linke) kritisiert, dass Bauherren von Mehrfamilienhäusern sich zu günstig von ihren Pflichten zur Errichtung eines Spielplatzes freikaufen können. Die Landesbauordnung schreibt vor, dass bei Gebäuden mit mehr als drei Wohnungen mit jeweils mehr als 40 Quadratmetern Wohnfläche ein Spielplatz entstehen muss. Die Ablösesumme beträgt 143,16 Euro pro Quadratmeter zu errichtender Spielfläche. Das ist nicht kostendeckend. Dem Vernehmen nach werden für Bau und Instandhaltung 200 bis 220 Euro netto pro Quadratmeter fällig. Zwischen den beteiligten Ressorts – Bau und Soziales – soll es deshalb Gespräche über eine Anpassung dieser seit Jahren nicht erhöhten Abgabe gegeben haben.