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Unterwegs mit Beiratssprecher Spaziergang in Östlicher Vorstadt: Über Erfolge und Herausforderungen

Ein Stadtteilspaziergang mit Steffen Eilers, dem Sprecher des Beirates Östliche Vorstadt: Welche Erfolge der Stadtteil im vergangenen Jahr verbuchen konnte und welche Herausforderungen noch auf ihn warten.
19.01.2023, 05:00 Uhr
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Spaziergang in Östlicher Vorstadt: Über Erfolge und Herausforderungen
Von Sigrid Schuer

Treffen mit Steffen Eilers, Sprecher des Beirates Östliche Vorstadt, am Sielwalleck. Das Wetter für den Stadtteilspaziergang ist eher bescheiden. Den ganzen Vormittag über hat es gestürmt und geregnet. Jetzt nieselt es hin und wieder aus den grauen Wolken, die am Himmel vorüberziehen. Wie in der ersten Januarhälfte kaum anders zu erwarten. Eilers ist mit gelber Sailor-Mütze und wetterfestem Parka gut gerüstet für den Spaziergang am Osterdeich in Richtung Weserstadion.

Doch zuerst geht der Blick das Sielwalleck hoch: Der große Restaurant-Komplex, das vormalige M-One, steht nach dem Brand im Sommer vergangenen Jahres nach wie vor leer, die Zukunft ist immer noch ungewiss. Ein Stück weit höher liegt auf der gegenüberliegenden Seite das lange verwaiste Sparkassengebäude Vor dem Steintor. Der Beiratssprecher weiß zu berichten, dass in dem inzwischen verkauften Gebäude schon bald ein Café entstehen soll. Eine gute Lösung für das Eingangstor zum Steintor, befindet Eilers. Auch sonst sieht er das Steintor nach zwei, drei schwierigen Jahren wieder im Aufwind.

Probleme an der Sielwallkreuzung

Einer der Knackpunkte am Sielwalleck wird in der Frühjahr-Sommer-Saison sein, ob die Sperrung an den Wochenenden weiter durchgesetzt werden kann. "Mit der Sperrung haben wir eine deutliche Verbesserung erreichen können", blickt Eilers auf das vergangene Jahr zurück. Die Erinnerung ist noch sehr präsent, wie Autoposer mit ihren frisierten Schlitten ohne Rücksicht auf Verluste und schon gar nicht auf die Anwohnerschaft während der Corona-Pandemie durchs Viertel heizten. Die Beiräte Östliche Vorstadt und Mitte drangen damals darauf, die Sielwallkreuzung an den Wochenenden für den Autoverkehr zu sperren. Die Umsetzung habe deutlich Druck von der belasteten Situation genommen. "Wir hatten nur positive Rückmeldungen", berichtet Eilers. Als positiv bewertet er auch die Erfolge des Awareness-Teams im Viertel, das Personen vor Übergriffen jedweder Art schützte.

Die Zukunft am Eck ist jedoch ungewiss. Denn seit einigen Wochen stehen nur noch Hinweisschilder an der Kreuzung, die darauf hinweisen, dass die Durchfahrt an den Wochenenden hier verboten ist. Eilers sieht die gravierenden Probleme in der wärmeren Jahreszeit schon kommen, wenn weiterhin keine Überwachung der Sperrung durch die Polizei erfolgen sollte. Sein Appell an Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der die Finanzierung dieser Personalmaßnahme abgelehnt hatte: Er solle doch bitte einen Schritt auf Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) zugehen, um sich mit ihr die Kosten dafür zu teilen.

Pläne für die Pauliner Marsch

Eilers findet das Viertel mit seinem urbanen Leben einmalig, besonders in Verbindung mit der Pauliner Marsch, dem Osterdeich und der Weser-Promenade. Der Weg ins Grüne ist nur ein Katzensprung vom urbanen Treiben entfernt. In der Pauliner Marsch wartet allerdings schon die nächste Herausforderung des neuen Jahres. Im Moderationsverfahren zum möglichen Bau eines Werder-Leistungszentrums wird zäh darum gerungen, ob oder ob eben nicht solch eine Kaderschmiede für den Nachwuchs des Bundesligisten in dem Naherholungs- und Überschwemmungsgebiet gebaut werden soll. Das Moderationsverfahren wird in den eigens anberaumten Workshops kontrovers diskutiert und ist ergebnisoffen. Ein Begleitgremium soll die Stimmung im Stadtteil ermitteln. Mit der Entscheidung, ob das Leistungszentrum in der Pauliner Marsch gebaut wird oder nicht, wird noch in diesem Jahr gerechnet.

Die Kardinal-Frage bleibe, ob es Sinn mache, in der Pauliner Marsch, "dem Vorgarten zu unserem Stadtteil", ein Leistungszentrum zu errichten, so Eilers und er weist allein auf die Kosten für die Hybridrasenflächen hin: "Da fallen pro Rasenfläche rund 600.000 Euro an Kosten an und es wird allein zwei bis drei davon brauchen". Außerdem weist der Beiratssprecher auf einen Punkt hin, der auch schon beim letzten Workshop zum Leistungszentrum angesprochen wurde: das kaum versicherbare Risiko einer Überflutung des Areals. Und diese Gefahr werde im Zuge des Klimawandels noch zunehmen, sagt er. Aber er hegt die Hoffnung, dass es auch dieses Mal zu einem vernünftigen Kompromiss kommen werde, bei dem die Interessen aller Seiten berücksichtigt werden können: "Das ist ja auch schon in der Vergangenheit gut gelungen." Außer Frage sei es, dass das Weserstadion mit seiner Lage direkt in der Stadt ein besonderes Alleinstellungsmerkmal besitze.

Sunrise-Quartier: Vorbild in Sachen Parken

Weiter führt der Weg durch die Harzburger Straße ins sogenannte Sunrise-Quartier, dem Modellprojekt für das Bewohnerparken, das nun in anderen Stadtteilen wie in Findorff oder in der Neustadt für Diskussionen sorgt. Teilweise wurde im vergangenen Jahr in den Beirats- und Ausschusssitzungen um jeden einzelnen Parkplatz gerungen. Eilers möchte nun in der Friesenstraße vorführen, wie aufgeräumt das Quartier inzwischen ist und wie manierlich dort geparkt wird. Für ihn ein deutlicher Pluspunkt. Klar sei aber auch, dass in den angrenzenden Quartieren auch das Bewohnerparken eingeführt werden müsse, um zu verhindern, dass dort nicht alles zugeparkt wird. Und tatsächlich, an diesem Donnerstagnachmittag sind in der Friesenstraße sogar noch Parkplätze frei. Was auffällt: Es wird weder aufgesetzt noch wild in Kurven geparkt. Für Eilers ein deutlicher Pluspunkt in puncto mehr Rettungssicherheit. Leichter habe es jetzt auch die Müllabfuhr, sagt er.

Zufällig kreuzt eine alte Dame mit Rollator den Weg, die sich nun ohne Probleme auf dem komfortabel geräumigen Bürgersteig bewegen kann. Gleiches gilt für das Paar, das auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig mit einem Kinderwagen unterwegs ist. Aus Sicht des Sprechers des Beirates Östliche Vorstadt sind die von der CDU angemahnten Quartiersgaragen auch nicht der Königsweg: "So viel Fläche haben wir gar nicht, um die zu bauen." Hinzu komme, dass Menschen, die mit dem Auto unterwegs seien, es am liebsten direkt vor dem Haus abstellten. Er vergleicht das mit dem Öffentlichen Nahverkehr: "Da müssen die Leute ja auch 100 oder 200 Meter zur nächsten Haltestelle laufen." Und Eilers merkt an, dass die Parkplätze auf dem Gelände des Klinikums Bremen-Mitte nicht ausgelastet seien. Das von Anwohnerinnen vorgebrachte Argument, es sei für Frauen dort zu dunkel, mag er so nicht gelten lassen: Die Straße am Schwarzen Meer sei sehr gut beleuchtet.

Vorzeigeprojekte der Baugemeinschaft Karl

Zum Abschluss noch ein Besuch im Neuen Hulsberg-Viertel. Ein absoluter Lichtpunkt ist für den Sprecher des Beirates Östliche Vorstadt das Vorzeigeprojekte der Baugemeinschaft Karl, das mit Gemeinschaftsraum, Kita und Café positiv in den Stadtteil hinein strahlt. Seine Bewunderung ist zu spüren, dass es die engagierten Mitglieder der Baugemeinschaft trotz vieler Schwierigkeiten geschafft haben, trotz explodierender Preise, Inflation und Lieferkettenengpässe, die auch den Baubereich treffen. Für den Architekten ist aber auch klar: Die Politik sei gefordert, weiterhin genossenschaftliches Bauen zu ermöglichen, gerade in diesen angespannten Zeiten, in denen die Rahmenbedingungen immer schwieriger werden.

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