Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Omikron in Bremer Kitas Für jedes fünfte Kind fällt die Betreuung aus

Für 2000 von insgesamt 9000 Kindern, die in städtischen Kitas betreut werden, fällt derzeit die Betreuung coronabedingt aus. Auch in einem großen Teil der Schulen prägen Omikron-Fälle den Alltag.
18.01.2022, 14:48 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Für jedes fünfte Kind fällt die Betreuung aus
Von Sara Sundermann

In einem Großteil der Bremer Kitas gehören Omikron-Infektionen momentan zum Tagesgeschäft. Für viele Kinder fällt die Betreuung ganz oder teilweise aus. Auch in den Schulen gibt es zahlreiche Infektionen. Schul- und Kita-Leitungen sind vollauf mit dem Pandemie-Management beschäftigt.

Derzeit müssen 45 von insgesamt 78 Einrichtungen des städtischen Eigenbetriebs Kita Bremen ihre Betreuung einschränken, weil dort Corona-Fälle festgestellt wurden. Das sagt Wolfgang Bahlmann, Geschäftsführer von Kita Bremen. Für 2000 von insgesamt 9000 Kindern, die in städtischen Kitas betreut werden, falle derzeit die Betreuung coronabedingt aus. 158 der 550 Gruppen mussten schließen, weil es dort mindestens einen positiven Fall gibt. "Omikron hat uns voll im Griff", sagt Bahlmann. "Es sind derzeit wahnsinnig viele Fälle bei uns, in mehreren Häusern mussten wir alle Gruppen schließen." In manchen Einrichtungen seien zuletzt bis zu 20 Infektionen festgestellt worden.

165 neue Fälle an einem Tag

In der vergangenen Woche fielen bei Beschäftigten und Kindern von Kita Bremen mehr als 100 PCR-Tests positiv aus, allein am Dienstag seien 165 neue Fälle durch positive PCR- oder Schnelltests hinzugekommen, so Bahlmann. "Man merkt die hohe Ansteckungskraft dieser Variante. Die rauscht im Moment bei uns durch die Häuser." 

Lesen Sie auch

Viele der infizierten Kita-Bremen-Kinder hätten durchaus Symptome, teils schwere Erkältungssymptome und Fieber; bisher musste seines Wissens aber noch kein Kind ins Krankenhaus, so Bahlmann. Die hohe Fallzahl sorge für eine schwierige Situation, für Beschäftigte ebenso wie für Eltern, sagt der Geschäftsführer: "Längst nicht alle Eltern können im Homeoffice arbeiten."

"Bei uns ist die Lage so ähnlich", sagt Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbands evangelischer Kitas, dem zweitgrößten Träger in der Stadt. "Etwa 30 Prozent unserer Kitas mussten zuletzt entweder einzelne Gruppen oder ganz schließen." Für knapp 1000 von 4500 Kindern falle die Betreuung aus. "Das ist besorgniserregend, und die Situation ist sehr anstrengend für unser Personal", so Schlepper.

Eltern sorgen sich

Das Gesundheitsamt meldete am Dienstag insgesamt 190 infizierte Kinder und 118 infizierte Beschäftigte in Bremer Kitas. Dabei werden nur per PCR-Test bestätigte Fälle gezählt. Derzeit dauert es teilweise, bis Infizierte ein PCR-Testergebnis bekommen und dies vom Amt gemeldet wird. Aktuelle Infektionen in Kitas zeigen sich deshalb zum Teil erst später in der Behördenstatistik.

Die größte Sorge bereitet Eltern von Kita-Kindern laut Zentralelternvertretung (ZEV) die Quarantäne. "Wir wollen nicht, dass Kinder länger auf Betreuung verzichten müssen", sagt Ann-Kathrin Rohde vom ZEV. Zudem brauche es dringend eine aktuelle und verständliche Beschreibung für Eltern, die erklärt, welche Quarantäneregeln in Kitas greifen. "Wir brauchen dazu eine klare, am besten bebilderte Anweisung", so Rohde. Die Bildungsbehörde will nun in den nächsten Tagen einen Brief an alle Kitas und Eltern verschicken, aus dem klar hervorgeht, was im Falle eines positiven Schnelltests zu tun ist.

Auch in vielen Bremer Schulen wurden zuletzt Infektionen festgestellt. "Es tröpfeln täglich neue Fälle ein, teils über positive Schnelltests morgens bei uns, teils über die Familien der Schüler", sagt Claudia Dreyer, Leiterin des Gymnasiums an der Hamburger Straße im Viertel. Sie ist zugleich Sprecherin der Schulleitungen von Gymnasien. Derzeit sind an der Hamburger Straße zwei von 34 Klassen im Distanzunterricht. Insgesamt gebe es an ihrer Schule im Schnitt in jeder dritten Klasse ein bis zwei Fälle, so Dreyer.

Enormer Aufwand für Schulen

Für die Schulen bedeutet das einen großen Arbeitsaufwand: "Man ist in der Schulverwaltung mit fast nichts anderem mehr beschäftigt, permanent werden neue Fälle gemeldet, und es gibt viele Fragen zur Quarantäne." Zudem gebe es viele Ausfälle bei Lehrkräften, so die Schulleiterin: Lehrer seien in Quarantäne oder könnten zum Beispiel nicht arbeiten, weil für ihre eigenen Kinder die Kita-Betreuung ausfalle. "Unsere Vertretungsreserve beim Personal kommt an ihre Grenzen", sagt Dreyer.

Aktuell sind nach Angaben der Behörde 41 Klassen in der Stadt Bremen im Digitalunterricht, weil in den Klassen vier oder mehr Infektionen auftraten. Mehr als 2800 Schulkinder und 125 Lehrkräfte befinden sich in häuslicher Isolation. Darin enthalten sind Kontaktpersonen und Infizierte. Zuletzt waren 332 Schüler und 14 Lehrer infiziert. Zum Vergleich: In der Stadt Bremen gibt es knapp 73.000 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen.

Derzeit sollen sich Schüler und Schulpersonal seit Ferienende zwei Wochen lang täglich testen. Die Grünen-Fraktion fordert, die täglichen Tests fortzusetzen – mindestens bis zum Ende des Schulhalbjahres.

Zur Sache

Neuerungen für Kitas

Zuletzt forderten Elternvertreter und Kita-Beschäftigte unter anderem kleinere Gruppen in Kitas. Laut Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) sollen die Gruppengrößen aber nicht verändert werden. Derzeit umfasst eine Kita-Kohorte bis zu 60 Kinder. Es dürfen sich also zum Beispiel drei Gruppen mit je 20 Kindern mischen. Wenn eine Kohorte viel Kontakt hatte, können wegen eines Falls bis zu 60 Kinder in Quarantäne gehen. Allerdings arbeiten viele Kitas mit Konzepten, bei denen sich Gruppen mischen. Wenn Kinder nur noch in Stammgruppen betreut würden, reduziere das die Betreuung erheblich und schränke die abwechslungsreichen Angebote unnötig ein, so Aulepp.

Die Senatorin betont zudem: "Es muss keine Kohorte in häusliche Quarantäne geschickt werden, wenn der Selbsttest bei einem Kind positiv ist." Erst ein positiver PCR-Test führe dazu, dass Kinder der Kohorte in Quarantäne müssten – und auch nur die, die mit dem infizierten Kind Kontakt hatten. Dies sei in der Corona-Verordnung verankert. Derzeit geht in vielen Kitas die Gruppe in Quarantäne, sobald der Schnelltest eines Kindes positiv ausfällt. Künftig sollen laut Behörde die Eltern der betroffenen Gruppe zwar über den positiven Schnelltest informiert werden, aber weiter ein Betreuungsangebot bekommen.

Zudem will die Senatorin, dass sich nun auch die Kita-Beschäftigten regelmäßig testen: "Ich möchte auch diejenigen, die geimpft und geboostert sind, eindringlich bitten, sich dreimal die Woche zu testen", so Aulepp. Darüber hinaus habe ihr Ressort für Kita-Beschäftigte ein Kontingent an PCR-Tests eingekauft, damit diese sich schnell testen lassen könnten.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)