In Bremen soll sich die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektroautos bis zum Jahr 2025 verfünffachen. Das geht aus einer Bedarfsprognose der Verkehrsbehörde hervor. Für das Jahr 2030 wird ein Bedarf von 8400 bis 12.600 Ladepunkten im Stadtgebiet errechnet – derzeit gibt es rund 500. Um den Ausbau zu realisieren, sollen die Betreiber finanzielle Anreize erhalten. Dabei will Bremen sicherstellen, dass die Ladeinfrastruktur zukünftig stadtteilgerecht verteilt wird. Laut Behördenangaben stehen zunächst rund 4,5 Millionen Euro zur Verfügung.
Warum ist der Ausbau notwendig?
Die Bedarfsprognose orientiert sich an den Zielzahlen des Bundes. Demnach sollen im Jahr 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Die Verkehrsbehörde kommt davon ausgehend auf rund 75.000 batteriebetriebene Autos im Bremer Stadtgebiet. Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass die Zahl der neu zugelassenen E-Autos in Bremen schneller wächst als die Zahl der Ladesäulen.
Wo werden Ladepunkte benötigt?
Die Verteilung der Ladesäulen in Bremen ist ungleichmäßig – bislang konzentrieren sich die Anbieter auf zentrumsnahe Stadtteile. Der Prognose zufolge werden in Hemelingen, der Neustadt, Mitte und Walle im Jahr 2030 jeweils mehr als 500 Ladepunkte benötigt. In den Bremen-Norder Stadtteilen sowie in Findorff, Schwachhausen und der Östlichen Vorstadt sind es zwischen 250 und 500. Einen geringeren Bedarf macht die Verkehrsbehörde in Stadtteilen wie Borgfeld und Oberneuland aus.
Wie sind die Unterschiede zu erklären?
Die Prognose berücksichtigt auch die privaten Lademöglichkeiten. In Borgfeld werden den Berechnungen zufolge im Jahr 2030 mehr E-Autos unterwegs sein als in Mitte. Am Stadtrand haben die E-Auto-Besitzer allerdings häufiger Stellflächen und Garagen mit Platz für eigene Ladepunkte. In Findorff und der Neustadt parken die Autos hingegen vornehmlich auf den Straßen. Die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur sei dort "ein wesentliches Entscheidungskriterium für den Kauf eines Elektro-Pkw", sagt Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne).
Was will Bremen fördern?
Laut Michael Glotz-Richter, Referent für nachhaltige Mobilität in der Verkehrsbehörde, steht noch nicht genau fest, wofür die 4,5 Millionen Euro verwendet werden sollen. Denkbar seien Zuschüsse für Anbieter, falls diese in bestimmte Stadtteile expandierten. Auch könnte sich die Stadt an der Infrastruktur beteiligen – zum Beispiel, indem man Rohre für Kabel verlege. Der Betrieb der Ladeinfrastruktur liege allerdings bei der Privatwirtschaft, stellt Glotz-Richter klar. Laut Behördenangaben sind derzeit 45 Betreiber in Bremen aktiv.
Was planen die Betreiber?
Der Bremer Anbieter Eulektro betreibt acht Ladestationen mit insgesamt 50 Ladepunkten. Geplant seien zehn bis 15 weitere Stationen in verschiedenen Stadtteilen, so Geschäftsführer Jan Runkel. Viele Anträge habe man bereits eingereicht. Die Nachfrage sei groß: "Jeder Standort lief ab Tag eins", sagt Runkel.
Sind die Zielzahlen erreichbar?
Am politischen Rückhalt mangele es nicht, sagt Runkel. Allerdings hinke die Bürokratie hinterher. Vom Antrag beim Amt für Straßen und Verkehr bis zur Inbetriebnahme einer Station vergeht ihm zufolge rund ein Jahr. Runkel schlägt vor, das Verfahren zu vereinfachen oder mehr Personal zur Bearbeitung der Anträge einzustellen. "Die Aufgabe ist riesig", räumt Glotz-Richter ein. Andere Städte wie Hamburg und München hätten frühzeitig mehr Geld investiert – auch in Personal. Andererseits, so Glotz-Richter, sei Bremen selbst Vorbild. Er verweist auf die Eulektro-Station am Franziuseck, die im vergangenen Jahr vom Bundesverkehrsministerium als Positivbeispiel gelobt worden sei.
Welche Probleme gibt es noch?
In den oftmals engen Bremer Straßen muss Platz für Ladestationen geschaffen werden. Das rechtskonforme Parken sei die Voraussetzung dafür, so Verkehrssenatorin Schaefer. Ein weiteres, aktuelles Problem nennt Michael Döring, Geschäftsführer der Bremer Pflegedienst GmbH und E-Auto-Fahrer. Auch in der Flotte seines Pflegedienstes gibt es Stromer – und mittlerweile eigene Ladesäulen auf dem Betriebsparkplatz. Zuvor sei die Suche im öffentlichen Ladenetz sehr mühsam gewesen. "Die meisten Ladesäulen sind ständig besetzt", sagt Döring. Besonders ärgerlich seien die Falschparker, die Ladeparkplätze nur blockierten. Runkel bestätigt das Problem: Gerade die Eulektro-Station im Viertel werde regelmäßig zweckentfremdet. Die Innenbehörde weiß einer Sprecherin zufolge von Einzelfällen, sieht aber kein generelles Problem.