Auf Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) prasselt weiter Kritik ein, weil sie eine wichtige Zusage zur personellen Ausstattung von Grundschulen zurückgezogen hat. Es geht um sogenannte Doppelbesetzungen in den Klassenräumen, also den Einsatz von Erzieherinnen neben der eigentlichen Lehrkraft. Diese Kombination gibt es schon vereinzelt an Schulen in sozial schwierigen Stadtteilen. Im rot-grün-roten Koalitionsvertrag war eine deutliche Ausweitung angekündigt. Die Bildungspolitiker des Regierungsbündnisses hatten sich auf dieser Grundlage auf 150 zusätzliche Stellen für Zweitkräfte in dieser Legislaturperiode verständigt. Wie berichtet, wird daraus nun nichts, weil im Haushaltsentwurf für 2024 keine entsprechenden Mittel veranschlagt sind. Nicht nur aus der Opposition, sondern auch aus dem eigenen Lager gab es dafür in den vergangenen Tagen massive Kritik.
"Eine Frechheit": Zentralelternbeirat übt harsche Kritik
Nun schießt sich auch der Zentralelternbeirat (ZEB) auf Aulepp ein. In ungewöhnlich scharfem Ton verurteilt das Gremium den Verzicht auf die Einstellungsoffensive. „Es ist eine Frechheit, dass die Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag gekippt wird. Unsere Grundschulkinder werden im Stich gelassen“ sagt Jan Janicki, Fachvorstand Grundschulen des ZEB. Die Zweitbesetzungen seien „elementar wichtig, um eine gute Beschulung in schwierigem Umfeld überhaupt erst zu ermöglichen“, ergänzt ZEB-Sprecher Marco Hünecke. Umso enttäuschender sei Aulepps Rückzieher. „Wahlversprechen werden wieder nicht gehalten, sogar der Koalitionsvertrag ist nichts mehr wert.“ Der ZEB nimmt auch Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) in die Verantwortung. Anders als etwa bei den Stahlwerken, für deren Modernisierung ein Sondervermögen aufgelegt wird, würden für die Bildung im Haushalt keine zusätzlichen Mittel mobilisiert.
Der Grundschulverband stimmt in die Klage ein. Dort spricht man von einer „sehr bittere Pille für Kinder, Eltern und Grundschulen in benachteiligten Lagen Bremens“. Wenn der Senat von den Zusagen im Koalitionsvertrag abrücke, sei das „nicht nur feige“, sondern auch „höchst unsozial“. Betroffen seien nämlich vornehmlich Kinder aus ärmeren, bildungsfernen Elternhäusern. „Bei dieser Gruppe ist die Lobby noch schwächer, der Weg also leichter“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung. Der Verband warnt vor weiteren Folgen. Die Personallage an prekären Schulstandorten werde sich weiter verschlechtern, denn: „Noch weniger Lehrkräfte werden sich finden, um an diesen Schulen zu arbeiten, da die Aussicht auf unterstützende Bedingungen nun ganz wegfällt.“
Senatorin Aulepp lässt die Kritik nicht unberührt. Sie weist aber die Behauptung zurück, es werde nichts für die Grundschulen unternommen. "Wir haben angesichts der stark gestiegenen Schülerinnen- und Schülerzahl bereits sehr viel zusätzliches Personal in unsere Schulen geholt“, unterstreicht die SPD-Politikerin. Derzeit stehe man vor der Herausforderung, überhaupt alle Stellen besetzen zu können, was angesichts des Fachkräftemangels ein enormer Kraftakt sei. Noch seien rund 100 Lehrerstellen unbesetzt. Unterstützungskräfte in die Schulen zu holen, bleibe ein wichtiges Ziel. Dabei freue sie sich „grundsätzlich über jede Unterstützung“.