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Kriminaltät in Bremen Sorge vor "rechtsfreiem Raum" im Viertel

Die Kriminalität im Viertel hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen. Das beklagten Anwohner in der konstituierenden Beiratssitzung. Was sie fordern.
30.08.2023, 11:59 Uhr
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Sorge vor
Von Sigrid Schuer

Anwohner und Geschäftsleute sorgen sich um die Zukunft des Viertels. Die Kriminalität, besonders die Beschaffungs- und Drogen-Kriminalität, nehme überhand – das war ihr Tenor in der konstituierenden Sitzung des Beirates Östliche Vorstadt. Brechend voll war es im großen Saal im Bürgerhaus Weserterrassen, zwischenzeitlich drohte die Sitzung zu eskalieren.

Eine, die ihre Beobachtungen bei dem Treffen deutlich formulierte, war Ute Kraft. Die Inhaberin des Stoffgeschäftes und der Änderungsschneiderei "Kraftstoff" im Steintor schätzte, dass sich in den vergangenen Wochen eine Serie von 40 bis 60 Einbruchsdiebstählen im Viertel ereignet habe, drei davon allein bei ihr. Gleichzeitig stellte sie die Frage, weshalb eigentlich, auch von der Polizei, nicht darüber informiert worden sei, "oder soll das etwa gedeckelt werden?"

Eine Mutter und langjährige Viertel-Bewohnerin berichtete zudem, dass sich Jugendliche auf dem Weg zur Schule inzwischen mit Messern bewaffneten – aus Angst, am Ziegenmarkt von Dealern angesprochen oder angegriffen zu werden. Darüber hinaus behauptete sie, ihre 15-jährige Tochter und deren gleichaltrige Freundin seien in einem Lokal im Auftrag von Zuhältern angesprochen worden.

Schnelles Handeln gefordert

Viele Anwesende forderten ein schnelles Handeln der Politik, um den "rechtsfreien Raum", der besonders im Steintor um sich greife, einzudämmmen. Der Eindruck vieler Anwesender: Es würden zwar sogenannte Task Forces eingesetzt, an der Situation im Viertel ändere das allerdings nichts. Auch der Ruf nach einem Runden Tisch für das Viertel sei bisher ungehört verhallt. Duglore Katz, seit Jahrzehnten im Steintor ansässig, monierte, dass Politikern schon vor Jahren geraten worden sei, einen Ausflug nach Groningen zu unternehmen, wo man ähnliche Probleme drastisch sanktioniert und in den Griff bekommen habe.

Ortsamtsleiterin Hellena Harttung kündigte unterdessen an, dass der Beirat beschlossen habe, am 10. Oktober eine gesonderte Beiratssitzung zur Situation im Viertel und zur Drogenkriminalität anzuberaumen. Am 12. Dezember solle eine weitere Sitzung zur Entwicklung der Prostituiertenszene in der Helenenstraße folgen. Eingeladen werden Vertreter der verantwortlichen senatorischen Behörden. Harttungs Botschaft: Der Beirat werde sich einschalten.

Die neue Beiratssprecherin Carola Schirmer (Grüne) appellierte an die Anwesenden, dem Stadtteilparlament Vertrauen zu schenken. Sie sei auch deswegen angetreten, weil sie sehe, dass es Probleme gebe: "Die Argumente, die wir gehört haben, sind sehr wichtig." Die Probleme würden sehr ernst genommen. "Wir werden, besonders im Baurecht, alles stoppen und Fristen aussetzen, bevor Fakten geschaffen werden", ergänzte Harttung.

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Genau diese Befürchtung war zuvor von Anwohnern geäußert worden. Ein heikler Punkt ist der geplante Umbau der Helenenstraße. Dort will ein Investor, wie berichtet, zahlreiche, weitere Wohnungen bauen. Stimmführer Daniel Fries gab an, mit einem Stadtplaner im Bauressort gesprochen zu haben. Dieser habe angemerkt, dass es mit der Baugenehmigung auch ganz schnell gehen könne. Fries und andere forderten vom Beirat, sich per Beschluss für eine Veränderungssperre in der Helenenstraße einzusetzen, um die geplante Bebauung für ein Teilzeitraum auszusetzen. Auch das Thema Zwangsprostitution wurde in der Sitzung diskutiert. Ein Teilnehmer behauptete, er habe 15- und 16-jährige Prostituierte aus der Helenenstraße herausgeholt, um sie in einem Hamburger Frauenhaus unterzubringen.

Lokal "City Chicken" sorgt für Unmut

Gesprochen wurde bei dem Treffen auch über zwei weitere Ärgernisse im Steintor. Das gerade erst an den Start gegangene Schnellrestaurant "City Chicken von 1996" sorgt in der direkten Nachbarschaft offenbar für Unmut. Dem Vernehmen nach hat sich inzwischen eine Initiative von 50 Bürgern gebildet, die sich über die Lautstärke des meterhohen Abluftrohres in dem von Grund auf sanierten Gebäude beschwert und sich unter anderem an Polizei und Ordnungsamt gewandt hat – bislang ohne nennenswerten Erfolg.

Anstoß wird auch an dem dauerpräsenten, schweren Holzmobiliar auf dem Bürgersteig genommen, das, so die Wahrnehmung, den Drogendealern nachts als komfortables Sitzmobiliar diene. Gleiches gelte für die Bank am Ziegenmarkt, wie ein jüngerer Anwohner betonte. Ortsamtsleiterin Harttung sagte: "Wir sind an dem 'City Chicken'-Fall dran!"

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