Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Besuch in Bremen Bundesbildungsministerin Prien über Migrationsquote und Bildungserfolg

Zum Antrittsbesuch kam die neue Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) nach Bremen. Die 60-Jährige hat mit dem WESER-KURIER über ihre Ziele gesprochen – und sich zur Migrationsquote geäußert.
07.07.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Bundesbildungsministerin Prien über Migrationsquote und Bildungserfolg
Von Frank Hethey

Frau Prien, zuerst haben Sie Schleswig-Holstein besucht, Ihr früheres Tätigkeitsfeld als Landesbildungsministerin. Der zweite Besuch führt Sie nach Bremen. Gibt es dafür einen besonderen Grund?

Frau Aulepp hat mich als Erste eingeladen. Daraufhin habe ihr gesagt, wenn du mir einen wirklich interessanten Einblick in eine gelingende Zusammenarbeit zwischen Kitas und Grundschule bieten kannst, dann komme ich zu dir als Erstes. Das habe ich natürlich nicht ganz ohne Grund gesagt, weil das Startchancen-Programm ein wirklich zentrales Projekt ist.

Sie duzen sich?

Ja, ich duze mich mit den Bildungsministern. Unter den Bildungsministern gibt es eine wirklich sehr kollegiale Zusammenarbeit. Das ist nicht immer so gewesen, aber das ist in der Pandemie stark gewachsen, weil wir ja sehr häufig getagt haben. Und es gibt seit einigen Jahren eine sehr starke parteiübergreifende Arbeit.

Welchen Eindruck haben Sie von Ihrem Besuch des Kinder- und Familienzentrums Waller Park mitgenommen?

Was ich gesehen habe in dem Verbundprojekt Kita-Grundschule, das die Elementarbildung und die Primarbildung sozusagen in einem Guss denkt, ist wirklich sehr gut. In dieser Kita werden Kinder sehr stark auf Sprachbildung und auch auf Vorläuferfähigkeiten für die Schule hin gebildet.

Damit sind wir ja schon fast bei dem Punkt, den Sie kürzlich im Welt-TV-Interview angesprochen haben, mit der Migrationsquote in Schulen von 30 oder 40 Prozent.

Richtig ist, dass ich mehrfach gefragt worden bin, was ich davon halte, dass es in Dänemark eine Migrationsquote gibt. Da gibt es das in erster Linie mit Blick auf die Stadtentwicklung und gar nicht mit Blick auf Schule. Ich bin dann gefragt worden, ob ich mir so etwas überhaupt vorstellen kann.

Lesen Sie auch

Und?

Ich finde es wichtig, dass wir über den Tellerrand gucken. Ich finde es wichtig, dass wir uns anschauen, wie es in anderen Ländern, die auch hohe Zuwanderungsquoten haben, besser gelingt, Kinder mit Zuwanderungshintergrund in das Schulsystem zu integrieren.

Stichwort Sprachförderung.

Dazu gehört in allererster Linie das, was wir als Bundesregierung jetzt auch mit den Ländern gemeinsam umsetzen wollen, nämlich verpflichtende Sprachdiagnostik und verpflichtende Sprachförderung. Ich benenne das Problem, denn es ist ein Problem, weil wir Sprachförderung in Deutschland nicht gut hinkriegen.

Daran wird auch in Bremen gearbeitet. Die Primo-Sprachtests sollen jetzt schon Vierjährige ablegen können.

In allen Bundesländern gibt es erste Ansätze dafür. Was wir als Bund dazu beitragen können, diese Ansätze zu verstärken und zu beschleunigen und auch wissenschaftlich zu begleiten, das wollen wir tun. Es ist nach meiner festen Überzeugung einer der Schlüssel, um die Startchancen für einen besseren Bildungserfolg von Kindern zu verbessern. Da kommen meistens mehrere Dinge zusammen, Migrationshintergrund ist ja nur ein Aspekt.

Lesen Sie auch

Sie spielen auf die sozialen Verhältnisse an.

Die Armut ist der zweite Aspekt. Und bedauerlicherweise muss man sagen: In Bremen gibt es leider sehr viele Kinder, die mehrere dieser Faktoren mitbringen.

Sie betonen gern, dass Sie als Bundesbildungsministerin großen Wert auf enge Zusammenarbeit mit den Ländern legen.

Grundsätzlich ist mir wichtig zu betonen, dass wir unser Bildungssystem nur erfolgreich weiterentwickeln können, wenn alle Akteure gemeinsam ihren Beitrag leisten. Meine Aufgabe ist es, die verschiedenen Ebenen zusammenzuführen und dafür zu werben, dass wir uns auf gemeinsame Strategien verständigen, dass Bund und Länder an einem Strang ziehen.

Sie sehen sich als Mittlerin?

Ich bin jedenfalls nicht die Superschulministerin, weil es das in Deutschland so nicht gibt. Wir haben Bildungsföderalismus und daran wird sich auch in den nächsten vier Jahren nichts ändern. Ich kann aber über Bundesprogramme Geld mitbringen, um bestimmte Themen voranzubringen.

Lesen Sie auch

Manchen dauert es deutlich zu lange – die Schülerzahlen steigen, die Probleme wachsen.

Ein Schulsystem ist ein System, das sich nur mittelfristig verändern kann. Sie können nicht von heute auf morgen wirklich große Veränderungen umsetzen. Es ist immer das Problem für Bildungsminister, dass sie Veränderungen anstoßen, deren Erfolg sich erst frühestens nach fünf, wahrscheinlich eher nach zehn Jahren zeigt. Deshalb ist beim Startchancenprogramm eine Laufzeit von zehn Jahren vorgesehen. Den ganz schnellen Erfolg, den werden Sie nicht erreichen.

Das Gespräch führte Frank Hethey.

Zur Person

Karin Prien (60) ist seit Anfang Mai Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Von 2017 bis 2025 war die Christdemokratin Bildungsministerin von Schleswig-Holstein.
Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)