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Koalitions-Antrag Flächen für Kultur sollen Teil der Bremer Stadtplanung werden

Warum werden Flächen für Kultur eigentlich nicht genauso in der Stadtplanung berücksichtigt wie solche für Kitas oder Sport? Warum die Bremer Regierungsfraktionen das in Zukunft ändern wollen.
24.05.2022, 19:00 Uhr
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Flächen für Kultur sollen Teil der Bremer Stadtplanung werden
Von Katia Backhaus

Flächen für Kultur sollen Teil der Stadtplanung und -entwicklung werden. Das ist die Kernforderung eines Bürgerschaftsantrags, den die Fraktionen von Linken, Grünen und SPD am Dienstag eingereicht haben. "Der Ausbau von Kulturflächen wird in Bremen nicht systematisch mitgedacht", sagt Miriam Strunge, kulturpolitische Sprecherin der Linken und Initiatorin des Antrags. Immer wieder entstehe das Problem, dass in der Stadt Zwischennutzungen ausliefen und es im Anschluss keine Möglichkeit gebe, Projekte dauerhaft anzusiedeln.

Da kulturelle Nutzungen im Vergleich zu gewerblichen weniger einbringen und sich auf dem freien Markt nicht durchsetzen können, sollten in Zukunft gezielt Flächen für sie freigehalten werden, heißt es in dem Antrag – so, wie es etwa für Kitas oder Sport geschehe. An die Kultur würden viele Erwartungen gestellt, von Integration bis Standortstärkung, meint Strunge, dann müsse die Stadt auch etwas für sie tun. Wie groß der Bedarf an Kulturflächen in den einzelnen Quartieren genau ist, soll zunächst von den zuständigen Ressorts Bau und Kultur ermittelt und dann in einem Flächenentwicklungsprogramm festgehalten werden. Dabei soll das gesamte Stadtgebiet in den Blick genommen werden.

Als positives Beispiel nennt Strunge die Pläne für das Tabakquartier, in dem die Bremer Philharmoniker, ein Boulevardtheater und ein Zentrum für Kunst Platz gefunden haben. Beim Ausbau der Überseestadt hingegen seien Flächen für kulturelle Nutzungen nicht mitgedacht worden. Strunge kann sich vorstellen, dass es Förderprogramme ähnlich denen für den sozialen Wohnungsbau geben könnte: Sieht ein Investor einen Teil des Gebäudes fest für eine kulturelle Nutzung vor, erhält er dafür eine Förderung. Das sei aber nur eines der möglichen Instrumente, sagt die Linken-Politikerin.

Es geht an die Substanz von Künstlerinnen und Künstlern, wenn immer wieder infrage gestellt wird, ob es nicht etwas Wichtigeres gibt.
Kai Wargalla, kulturpolitische Sprecherin der Grünen

Kai Wargalla, kulturpolitische Sprecherin der Grünen, hat bereits im vergangenen Jahr in einem Zehn-Punkte-Plan unter anderem dauerhafte Festivalflächen und feste Orte für kulturelle Nutzungen in der Innenstadt gefordert. Aus ihrer Sicht ist der aktuelle Antrag ein "Meilenstein in der kulturellen Stadtentwicklung" – unter anderem mit Blick auf die Geschichte von Bremer Zwischennutzungsprojekten, die lange um eine Etablierung ringen mussten. Als Beispiele nennt Wargalla das "Irgendwo" in der Neustadt und die Nutzung am Güterbahnhof, für die es inzwischen einen Zehn-Jahres-Vertrag gibt. Zuvor habe eine Kündigungsfrist von drei Monaten gegolten. "Es geht an die Substanz von Künstlerinnen und Künstlern, wenn immer wieder infrage gestellt wird, ob es nicht etwas Wichtigeres gibt", sagt Wargalla.

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Sie ist außerdem der Ansicht, dass eine geplante Ansiedlung kultureller Orte für alle von Vorteil ist: "Auch Kulturakteurinnen und -akteure möchten ja nichts umsetzen, wo es nicht hinpasst." Unterschiedliche Formen der Nutzung, von der Kellergalerie bis zum Open-Air-Partygelände, bräuchten unterschiedliche Räume. Diese könnten mithilfe eines Entwicklungsprogramms für Kulturflächen dann  abgestimmt werden, ohne Ärger mit der Nachbarschaft, meint Wargalla.

Nicht zuletzt sehen die Fraktionen in dem Vorstoß einen wichtigen Punkt, um Bremen für junge Menschen und Studierende attraktiv zu machen. Wo Freiräume und langfristige Entwicklungsperspektiven fehlten, wanderten junge Leute ab. Die Stadt wachse, man müsse ihnen Raum geben, sich mit ihren Projekten zu entfalten, sagt Elombo Bolayela, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, die den Antrag unterstützt. Gerade die Hochschule für Künste bringe viele Talente in die Stadt, die man nicht wieder verlieren wolle.

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