„Bäume dienen nicht nur als CO2-Speicher, sie mildern auch die Folgen des Klimawandels“, ist die Begründung. Die bestehende Verordnung zum Baumschutz stamme aus den 70er-Jahren, aus einer Zeit, „in der der Baumschutz Bauvorhaben nicht erschweren sollte“, sagte Ralph Saxe, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, bei der Vorstellung der Ideen am Freitag. Nicht nur auf Baustellen, auch in Privatgärten sollten Laub- und Nadelbäume ab einem Umfang von 80 Zentimetern geschützt und dies auch kontrolliert werden, stellen sich die Grünen vor. „Denkbar wäre auch eine Regelung wie in Hannover mit 60 Zentimetern für Laubbäume und 80 Zentimetern für Nadelbäume.“ Weitere Anregungen fanden die Grünen in Hamburg und Köln.
„Durch die Klimakrise und die Notwendigkeit der Klimaanpassung haben Bäume und insbesondere der Schutz des Altbaumbestandes eine viel größere Bedeutung erhalten“, dem müsse beim Baumschutz Rechnung getragen werden, sagte Saxe. Bäume seien stadtbildprägend und -verschönernd. Sie kühlen die Stadt ab, helfen bei Starkregenereignissen, bei der Versickerung und müssen ein entscheidender Bestandteil der Klimaanpassung urbaner Gebiete sein.“ Ohne beispielsweise die Querspange Ost, das Wohnbauvorhaben an der Gete/Vahr, die Bäume am Klinikum Bremen-Mitte oder die Platanen am Deich ausdrücklich zu erwähnen, stellt Saxe fest, dass sich Bremerinnen und Bremer stark mit ihren Bäumen identifizierten: „Wenn Bäume gefällt werden, bilden sich Bürgerinitiativen.“
Die Bäume in der Stadt hätten aber auch einen hohen Geldwert, rechnen die Grünen vor. „Im Durchschnitt bindet ein Baum in seinem Leben für 916 Euro Luftschadstoffe und im Wert von 490 Euro CO2.“ Gehe man von 1400 Pflanzungen bis zum Jahr 2030 aus, bedeute dies 6,8 Millionen Euro an Kosten für Pflanzung und Pflege. „Dem steht ein monetärer Nutzen von 50 Millionen Euro bis 2050 gegenüber.“ Die Zahlen aus der Modellrechnung müssten allerdings deutlich überschritten werden, um wichtige Effekte zu erzielen, fordert Saxe: Aus den aktuell rund 73.000 Straßenbäumen in Bremen „sollten in der nächsten Legislaturperiode 80.000 werden". In Bremerhaven gibt es nach Information der Grünen-Fraktion rund 9000 Straßenbäume.
Im März hatte die Deputation für Mobilität, Bau und Stadtentwicklung einem „Handlungskonzept Stadtbäume“ zugestimmt, das zuvor bereits die Deputation für Klima, Umwelt, Landwirtschaft und Tierökologie zur Kenntnis genommen hatte. Schon darin ist festgeschrieben, dass beispielsweise die Fällung von Altbäumen vermieden werden und stattdessen versucht werden soll, wo es baulich möglich ist, Baumscheiben zu vergrößern, um Bäume zu erhalten. Auch Baumschutzbügel gegen Autorempler hält Saxe für wichtig. "Alle Ersatzbäume sollen unabhängig von ihrem Stammumfang geschützt werden."
Zwei zusätzliche Stellen für den Baumschutz gefordert
In Bremen sind Laubbäume aktuell ab einem Stammumfang von 1,20 Metern geschützt, gemessen einen Meter über dem Boden. „Bei Nadelbäumen (außer Taxus) und Weiden sind es sogar drei Meter.“ Für langsamer wachsende Gehölze wie Obstbäume, die nicht „erwerbsgärtnerisch“ genutzt werden, sowie Bäume der Gehölzarten Stechpalme (Ilex), Eibe (Taxus) und Weiß- oder Rotdorn (Crataegus) gelte ein Stammumfang von 80 Zentimetern.
Zu stadtbildprägenden Hecken, Alleen und Baumgruppen gebe gar keine Festlegung. Wenn nachgepflanzt werde, seien standorttypische Sorten zu bevorzugen, fordern die Grünen. Andere Kriterien wie insektenfreundliche oder klimaangepasste Sorten spielten keine Rolle in der bestehenden Baumschutzsatzung. Im „Handlungskonzept Stadtbäume“ und der Bremer Baumliste, an der sich auch der Umweltbetrieb Bremen orientiert, sind dies allerdings bereits feste Vorgaben.
„Die Festlegungen zum Baumschutz bei Baumaßnahmen oder zu Bußgeldern sind knapp“, stellt Ralph Saxe fest. Um dem Baumschutz angemessene Geltung zu verschaffen, würden zwei zusätzliche Stellen zu den zwei vorhandenen benötigt. „Es wäre gut, diesen Bereich Fachleuten zu übertragen, die schnell handeln und fachkundig Beweise sichern können – ehe Baustellen abgeschlossen sind.“