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Gewalt in Bremen Mehr als 90 Betroffene melden sich bei neuer Schutzambulanz

Binnen sechs Monaten haben sich mehr als 90 Betroffene bei einer neuen Gewaltschutzambulanz gemeldet. Hier werden Verletzungen dokumentiert – auch, wenn die Betroffenen nicht Anzeige erstatten wollen.
07.10.2024, 19:26 Uhr
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Mehr als 90 Betroffene melden sich bei neuer Schutzambulanz
Von Björn Struß

Bei häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen ist es für Betroffene oft eine große Hürde, zur Polizei zu gehen. Denn häufig kommt der Gewalttäter aus dem engsten Umfeld. Deshalb gibt es in Bremen seit einem halben Jahr die Möglichkeit, Verletzungen vorsorglich dokumentieren zu lassen, um die potenziellen Beweise später nutzen zu können. Für das neue Angebot hat das Gesundheitsressort am Montag Zwischenbilanz gezogen. Mehr als 90 Betroffene hätten die Gewaltschutzambulanz im Klinikum Mitte in den vergangenen sechs Monaten kontaktiert. Die Nachfrage übersteigt die Erwartungen.

Rund zwei von drei Kontaktaufnahmen führten nach Angaben der Klinik zu einer ärztlichen Untersuchung. In der Regel seien dabei auch Gewaltspuren dokumentiert worden, die für ein juristisches Strafverfahren relevant sein könnten. Nähere Angaben machte eine Sprecherin gegenüber dem WESER-KURIER nicht. Die Schutzambulanz wolle ausschließen, dass Details Rückschlüsse auf einzelne Betroffene ermöglichten.

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Die Hauptaufgabe der Gewaltschutzambulanz besteht darin, den Sachverhalt und die verursachten Verletzungen schriftlich und fotografisch zu dokumentieren. Möglich ist dies auch vertraulich, ohne Anzeige. Die Dokumentation wird bis zu zehn Jahre aufbewahrt, sodass Ermittler nach einer Anzeige auch zu einem späteren Zeitpunkt auf sie zurückgreifen können. „Von den mehr als 90 gewaltbetroffenen Personen war ein großer Teil der Aufsuchenden Frauen, aber auch Männer haben sich untersuchen und dokumentieren lassen“, erläuterte Case-Managerin Ramona Rohlwing in einer Mitteilung.

Für Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) zeigen die mehr als 90 Betroffenen, dass es die Einrichtung braucht. „Seit Jahren verzeichnen wir in Bremen mehr Fälle von häuslicher Gewalt und Partnerschaftsgewalt“, warnte Bernhard. Neben der Spurensicherung sei es notwendig, für einen schnellen Zugang zum Hilfssystem zu sorgen. Hierfür steht die ärztliche Leiterin Saskia Etzold im Austausch mit Beratungsstellen und Frauenhäusern, dem Amtsgericht und der Polizei.

Für die Aufbauphase ist das Projekt bis einschließlich 2026 mit 1,2 Millionen Euro vom Land Bremen ausgestattet. Zu erreichen ist die Gewaltschutzambulanz montags bis freitags zwischen 8.30 und 15 Uhr unter der Telefonnummer 04 21/ 49 77 39 20 oder jederzeit per Mail an gewaltschutzambulanz@gesundheitnord.de.

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