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Verkehr in Bremen Bürgermeister-Smidt-Brücke: Neubau soll früher kommen als geplant

Die Ankündigung, dass Busse und Bahnen die Bürgermeister-Smidt-Brücke auch nach Februar nicht nutzen dürfen, hat bei vielen Bremern Sorgen ausgelöst. Nun äußerten sich die Verantwortlichen zu den Hintergründen.
11.02.2025, 18:43 Uhr
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Von Justus Randt Bastian Angenendt-Eiserbeck Robert Mohr

Die Bremer Politik will den Neubau der Bürgermeister-Smidt-Brücke in der Bremer Innenstadt früher angehen als bislang geplant. Das sagte Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) bei einer Pressekonferenz zur Situation von Bremens Weserbrücken am Dienstag. "Wir bündeln alle verfügbaren Ressourcen für dieses zentrale Bauprojekt. Diesem vorrangigen Ziel muss sich im Zweifel alles andere unterordnen", sagte Ünsal. Jetzt schon einen Zeitpunkt für die Fertigstellung zu benennen, sei "unseriös", sagt die Senatorin.

Gunnar Polzin, Abteilungsleiter Verkehr bei der senatorischen Behörde, erläuterte, wie die Beschleunigung des bislang in den 30er-Jahren vorgesehenen Brückenneubaus vonstattengehen könne. Es müsse geprüft werden, wie das Vorhaben vergaberechtlich schneller und baurechtlich widerspruchsfrei über die Bühne gebracht werden könne. Entscheidende dritte Frage: "Wie schnell können wir bauen?" Neben der von Özlem Ünsal geforderten Brückenbaugesellschaft seien in diesem Zusammenhang die besonderen Bedingungen des Bauens am Wasser in Betracht zu ziehen. Neben den üblichen Nachteilen und Risiken biete sich die Weser als direkter Verkehrsweg zur Anlieferung von Material und Bauteilen an.

Der Bremer Senat hatte, wie berichtet, am Montag mitgeteilt, dass Busse und Bahnen auch über den 1. März hinaus nicht über die Bürgermeister-Smidt-Brücke fahren dürfen. Die erforderlichen Arbeiten an den Zugankern würden zwar planmäßig zum Ende dieses Monats abgeschlossen – Radfahrer, Fußgänger und Pkw dürften die Brücke dann wieder passieren. Allerdings zeigten aktuelle Berechnungen, dass die Brücke vorerst nicht für den Verkehr von Bussen und Straßenbahnen freigegeben werden könne. Dafür seien weitere Prüfungen erforderlich, so der Senat.

Die Arbeiten an den Brückenankern, dank derer die Bürgermeister-Smidt-Brücke demnächst wieder für einige Gruppen von Verkehrsteilnehmern nutzbar sei, hätten "nichts zu tun mit den seit 2018 laufenden Nachrechnungen" und deren erst jetzt vorliegenden Endergebnissen, sagte Rick Graue, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV). Es habe sich herausgestellt, dass Längsrippen, die die Last auf die Querträger des Bauwerks verteilten, in Mitleidenschaft gezogen seien. Beim Bau 1952 seien aus Sparsamkeitsgründen unterschiedliche Stähle unterschiedlicher Materialstärke zum Einsatz gekommen.

Fährt der Busverkehr bald wieder über die Brücke?

Rick Graue erklärte, dass nun geprüft werde, ob zumindest der Busverkehr zeitnah wieder über die Brücke geleitet werden könnte. Ziel sei es, so schnell wie möglich den ÖPNV wieder auf die Brücke zu bekommen – falls ja, werde sich das voraussichtlich bis auf Weiteres auf Busse beschränken. Mit Ergebnissen dazu wird beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) zum zweiten Quartal gerechnet. Bis dahin werde der gesamte ÖPNV über die Wilhelm-Kaisen-Brücke geleitet. Gunnar Polzin bekräftigte, dass es dort nach Möglichkeit nur zu halbseitigen Sperrungen kommen werde, Vollsperrungen solle es, falls nötig, lediglich an Wochenenden oder über Nacht geben. Nach Angaben Rick Graues sind die Arbeiten an den Bauwerken nicht miteinander zu vergleichen. Die Wilhelm-Kaisen-Brücke solle mit Tragkonsolen stabilisiert werden, die anbetoniert würden.

Bis auf Weiteres wird die BSAG ihre Umleitungen und Ersatzverkehre wie in den vergangenen drei Monaten aufrechterhalten. Abgesehen vom Gewicht – ein Zug der neuesten Nordlicht-Staßenbahngeneration wiegt rund 47 Tonnen – ist die punktuelle Belastung durch die Stahlräder laut Graue wesentlich höher als bei Fahrzeugen mit Pneus.

Sven Uhrhan, Professor für nachhaltige Mobilitätssysteme an der Hochschule Bremen, hält das bisherige "Krisenmanagement" für gelungen. Das könne er aus eigener Erfahrung als Bahn- und Buspassagier sagen. Das Konzept für die fortbestehenden Umleitungen und Einschränkungen hält er ebenso für akzeptabel. "Auch der Autoverkehr hat sich gut daran gewöhnt." Voraussetzung für das künftige Gelingen sei aber, dass es, wie vorgesehen, nicht zu längeren parallelen Sperrungen beider Brücken komme.

Ünsal will Bremer Brückenbaugesellschaft gründen

Ünsal teilte mit, sie werde dem Senat die Gründung einer bremischen Brückenbaugesellschaft vorschlagen, um im Wettbewerb um Fachkräfte schneller und attraktiver zu werden, kündigte sie an: "Brückenbau-Ingenieure wachsen nicht auf den Bäumen, und wir konkurrieren international um Fachleute." Fynn Vogt, verkehrspolitischer Sprecher der FDP, sieht darin laut einer Mitteilung "nur wieder ein neues Kreditmonster", seine Fraktion habe der Brücken wegen eine Aktuelle Stunde für die kommende Stadtbürgerschaftssitzung eingereicht. Tim Sültenfuß, Verkehrssprecher der Linksfraktion, beklagte, die Situation sei "das Ergebnis jahrzehntelanger staatlicher Einsparwut". Sollte "eventuell überhaupt keine Überquerung der Brücken durch die BSAG mehr möglich sein", wäre das für viele "eine Katastrophe".

Dass der ÖPNV weiterhin nicht die Bürgermeister-Smidt-Brücke nutzen kann, hatte Sorgen um die Belastbarkeit der benachbarten Wilhelm-Kaisen-Brücke ausgelöst. Sie ist die einzige Weserquerung in der Nähe, über die Busse und Bahnen fahren können, allerdings ebenfalls dringend sanierungsbedürftig. Wie berichtet, soll die Brücke von August an bis zum Jahresende ertüchtigt werden. Mit Blick auf diese Zeit betonte Özlem Ünsal am Dienstag: „Es wird keinen Verkehrskollaps geben.“

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