Die Bremer CDU hat am Mittwoch ein Positionspapier vorgelegt, mit dem eine "bildungspolitische Trendwende" eingeleitet werden soll. Dabei geht es vor allem um das Erlernen der deutschen Sprache sowie die Basiskompetenzen Lesen, Rechnen und Schreiben. Zu den Kernelementen des Positionspapiers gehören verpflichtende Sprachtests ab dem vierten Lebensjahr. Auch dabei ist ein Klassiker der Bremer CDU-Bildungspolitik: die Einführung einer verpflichtenden Vorschule für Kinder mit Sprachförderbedarf. Vor dem Übergang in die weiterführenden Schulen fordert die CDU Vergleichsarbeiten in Mathematik und Deutsch. Wer dabei schlecht abschneidet, soll länger in der Grundschule bleiben.
Die CDU versteht ihr Papier als eine Art Sofortprogramm. "Wir haben uns auf Maßnahmen konzentriert, die in der Eigenverantwortung Bremens liegen", sagte die Bildungspolitikerin Yvonne Averwerser. Zur Finanzierung erklärte Fraktionschef Frank Imhoff, das sei eine Frage der Prioritätensetzung. "Wir müssen endlich anfangen, einen anderen Weg zu gehen", so Imhoff. Laut Averwerser ist die CDU zum Schulterschluss mit dem Senat bereit. Dazu bedürfe es aber des politischen Willens der rot-grün-roten Koalition, die Lehren aus dem Scheitern der Bildungspolitik unter Senatorin Sascha Aulepp (SPD) zu ziehen. Wie berichtet, war Bremen erst kürzlich beim Ländervergleich des Bildungsmonitors erneut auf dem letzten Platz gelandet.
Vergleichsarbeiten in Mathe und Deutsch
Mithilfe von insgesamt acht Einzelschritten will die CDU das Steuer in der Bildungspolitik herumreißen. In der Grundschule soll es wöchentlich eine Deutschstunde mehr geben. "Wenn wir eines haben, dann ausreichend Deutschlehrer", sagte Averwerser. Wie aus einer Antwort der Bildungsbehörde hervorgehe, liege der Zusatzbedarf bei neun Lehrkräften. "Es gibt keinen objektiven Grund, das abzulehnen." Als nicht hinnehmbar bezeichnete Averwerser die Lehrerversorgung von Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtteilen. Erforderlich sei ein transparentes und standardisiertes Verfahren, um Lehrkräfte an Bedarfsschulen zu versetzen – "im Zweifel auch ohne vorheriges Einvernehmen".
Auf den starken Staat setzt die CDU auch in Zusammenhang mit den Vergleichsarbeiten in Mathematik und Deutsch in der vierten Klasse. Ziel sei eine "verpflichtende Schullaufbahnempfehlung", heißt es in dem Positionspapier. Soll heißen: Anders als bisher könnten Eltern nicht mehr frei entscheiden, ob ihr Kind von der Grundschule auf eine Oberschule oder aufs Gymnasium wechselt. Obligatorisch soll zudem ein weiteres Jahr in der Grundschule sein, wenn sich bei den Vergleichsarbeiten gravierende Defizite im Schreiben, Lesen und Rechnen herausstellen. Die CDU spricht von einem "Grundschul-Brückenjahr". Rechtliche Schwierigkeiten sehen die Christdemokraten nicht: Die Bremer Grundschulverordnung ermögliche schon jetzt eine Verweildauer von fünf Jahren.
Ferner will die CDU die private Nutzung von Handys in den Grundschulen verbieten. "Das ständige Ins-Handy-Gucken wirkt sich psychisch aus", sagte der stellvertretende Fraktionschef Martin Michalik. Eine weitere Forderung: Als Hilfestellung für Kinder mit Sprachdefiziten sollen Sprachapps auf Schul-I-Pads installiert werden. Michalik: "Die technischen Möglichkeiten werden nicht voll ausgeschöpft."
Aus Sicht der CDU sind die Verantwortlichen seit Jahrzehnten nicht in der Lage, die richtigen Schlüsse aus der "verfehlten Bildungspolitik" zu ziehen. Das vorgelegte Positionspapier soll laut Michalik der "erste Aufschlag sein – weitere Papiere werden folgen".