Mit gut 17.000 Mitgliedern ist der Landesverband (LV) der Gartenfreunde eine der größten Institutionen in Bremen. Er bündelt die Interessen von rund 100 Kleingartenvereinen und vertritt sie gegenüber Politik und Verwaltung. Ein solch großer gesellschaftlicher Akteur muss professionell geführt werden, doch genau daran haperte es längere Zeit. Hinter dem Landesverband liegt eine schwierige Phase des Umbruchs. Er machte mehrfach durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam. Die Vorstandsriege aus zumeist älteren Herren verschliss mehrere Geschäftsführerinnen und geriet selbst durch Rücktritte an den Rand der Handlungsunfähigkeit.
Seit dem Frühjahr wenden sich die Dinge zum Besseren. Auf der Hauptversammlung im März kam ein neuer Vorstand ins Amt – überwiegend weiblich, im Schnitt 20 Jahre jünger und erstmals auch mit einem Mitglied mit ausländischen Wurzeln. Die Frau an der Spitze heißt Viola Falkenberg. Die 62-Jährige kennt Vorstandsarbeit im Kleingartenbereich, sie war zuvor fünf Jahre lang Vorsitzende des Vahrer Vereins "Rose am See" mit 83 Parzellen.
Die neue Führungsriege kann sich bei ihren Bemühungen um eine Restrukturierung des Landesverbandes auf die Ergebnisse einer sogenannten Zukunftskommission stützen, die im März 2022 unter der Leitung der früheren Finanzsenatorin Karoline Linnert ihre Arbeit aufgenommen hatte. Gestützt auf eine Umfrage unter den Mitgliedsvereinen, wurde eine Reihe von Empfehlungen formuliert – unter anderem, die LV-Führung jünger, weiblicher und diverser aufzustellen, was inzwischen als umgesetzt gelten kann. Die Vorstände der Mitgliedsvereine artikulierten zudem den Wunsch nach mehr Unterstützung durch die Verbandsspitze.
Auch an diesem Punkt kommt jetzt mehr in Gang. Unter anderem wurde das Schulungswesen für Vorstände und Fachberater, das durch Corona unterbrochen war, wieder angekurbelt. Gerade hat der Landesverband die für alle angeschlossenen Vereine verbindliche Gartenordnung in mehreren Sprachen neu aufgelegt. "Die ist an einigen Punkten doch recht komplex. Wir hoffen, dass die Regeln dadurch für Parzellenpächter, die nicht deutsche Muttersprachler sind, besser zu verstehen sind und entsprechend beachtet werden", sagt Falkenberg. Überhaupt soll sich der Landesverband wieder stärker als Dienstleister begreifen. In der jüngeren Vergangenheit sei das Klima zwischen Dachverband und Mitgliedsvereinen nicht das beste gewesen, räumt Falkenberg ein. Ihr Eindruck: "Es gab zwar kein Gegeneinander, aber oft auch kein Miteinander, sondern eher ein Nebeneinander."
Das Miteinander sucht der Landesverband auch mit den senatorischen Behörden, insbesondere dem Bau- und Umweltressort, in dessen thematischer Zuständigkeit sich das Kleingartenwesen abspielt. So ist unter anderem ein Generalpachtvertrag in Arbeit. Er soll die unterschiedlichen Rechtsverhältnisse zwischen den diversen Vereinen und den Eigentümern ihrer jeweiligen Pachtflächen so weit wie möglich vereinheitlichen.
Hintergrund: Die Kommunen Bremen und Bremerhaven stellen zwar den Großteil der Grundstücke, doch es gibt auch andere Flächenbesitzer wie etwa Kirchengemeinden und Erbengemeinschaften. In der Mache ist zudem ein Kleingartenentwicklungsplan. Dabei geht es um die qualitative und quantitative Zukunft der Parzellenareale, die ja auch einen wichtigen Beitrag zur Stadtökologie leisten. Eine Bestandsaufnahme des Status quo als Basis für die Planungen liegt inzwischen vor. Nun wollen Behörde und Landesverband gemeinsam Zielvorstellungen erarbeiten.
Unterdessen haben beide Seiten einen schon länger schwelenden Konfliktherd entschärft. Es ging dabei um das sogenannte Begleitgrün, das viele Parzellenanlagen einfasst, aber zum öffentlichen Raum gehört. Wer hier für die Pflege zuständig ist, war lange umstritten. Nun hat man sich darauf verständigt, dass die Kommune die Pflege von Bäumen mit einer Höhe von mehr als sechs Metern übernimmt.
Einen besonderen Wunsch wird der Landesverband noch an den neuen Senat herantragen. Falkenberg und ihren Mitstreitern schwebt ein Fördertopf für Klimaprojekte von Kleingartenvereinen vor, wie es ihn mittlerweile in Berlin gibt. Dort allerdings auch nur in bescheidenem Umfang. Für das nach Einwohnern mehr als fünfmal so große Bundesland stehen 2023 rund 27.000 Euro zur Verfügung.