Die Leitungen der 84 Bremer Grundschulen schlagen Alarm: In einem dienstlichen Schreiben an Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) stellen sie geschlossen eine Überlastungsanzeige. Zur Begründung verweisen die Schulleitungen unter anderem auf Überlegungen, die Klassengrößen und die Lehrerarbeitszeit zu erhöhen. Die angedachten erneuten Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen an den Grundschulen seien "absolut inakzeptabel und nicht hinnehmbar", heißt es in dem mehr als zweiseitigen Schreiben. Die Schulleitungen seien darüber "entsetzt und fassungslos".
Zuerst hatte Radio Bremen über den Brief berichtet. Bereits seit längerer Zeit fehle es überall an personellen und baulichen Ressourcen – "und zwar in einem kritischen Ausmaß", schreiben die Schulleitungen. Angesichts ihrer Fürsorgepflicht gegenüber Kindern und Kollegen könnten sie "weitere Belastungen und Absenkungen des Standards nicht ohne Widerspruch hinnehmen". Die Folgen der bisherigen Einsparungen seien überall sichtbar und spürbar. An der Spitze der Beispielliste: überfrequentierte Klassen und Gewalt auf den Schulhöfen.
Das Schreiben trägt das Datum des 10. Dezember. Es nimmt Bezug auf eine regionale Austauschrunde, die am 22. November stattgefunden hat. Dabei seien die Kapazitätsplanung für das Schuljahr 2025/26 wie auch die Überlegungen zur Erhöhung von Klassenfrequenzen und Lehrerarbeitszeiten vorgestellt worden. Diesen Plänen "stimmen wir ausdrücklich nicht zu", erklären die Schulleitungen. Als Beamte des bremischen Schuldienstes hätten sie deshalb zum Mittel der Überlastungsanzeige gegriffen. Von der Bildungsgewerkschaft GEW wird die Überlastungsanzeige als kollektives Mittel zum Schutz der eigenen Person und des Kollegiums empfohlen.
Volle Unterstützung erhalten die Schulleitungen vom Personalrat Schulen. Deren Vorsitzender Jörn Lütjens sagt, eine Erhöhung der Lehrerarbeitszeit "geht gar nicht". Senatorin Aulepp zum Protest der Grundschulen: "Ich bin sehr dankbar, dass alle an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, allen Kindern einen guten Schulstart zu ermöglichen." An der notwendigen und sozial gerechtfertigten Absenkung der Klassenfrequenzen entsprechend der sozialen Lage der Schulen werde nicht gerüttelt. Mit den Schulleitungen sei man bereits im Gespräch. Für Januar kündigte Aulepp einen Termin an, bei dem über Lösungen und Perspektiven gesprochen werde.