75 Fernreisezüge steuern den Bremer Hauptbahnhof täglich an. Fünf davon sind bislang für Reisende im Rollstuhl ein Problem – die Züge fahren zwischen 23.45 Uhr und sechs Uhr morgens, wenn die Mobilitätsservicezentrale (MSZ) der Deutschen Bahn nicht mehr besetzt ist. Heißt: Es steht kein Personal bereit, das die Hublifte an den Bahnsteigen bedienen kann. Ein Lift ist notwendig, weil die Fahrzeuge der DB im Fernverkehr selten bodengleich sind.
Im vergangenen Jahr konnten mobilitätseingeschränkte Personen deshalb in mindestens 74 Fällen nicht die Zugverbindung nehmen, die sie wollten. Insbesondere der ICE 921 Richtung Frankfurt, der um 23.47 Uhr vom Bremer Hauptbahnhof abfährt, war mit 33 erfolglosen Anmeldungen bei der MSZ stark betroffen. Das geht aus einer Vorlage für die Bremer Verkehrsdeputation hervor.
4200 Reisende im Rollstuhl
Besserung ist nun offenbar in Sicht: Nachdem in der Bürgerschaft im vergangenen Sommer ein entsprechender Koalitionsantrag beschlossen worden war, hat sich Bremens Verkehrssenatorin Özlem Ünsal (SPD) den Angaben nach für eine Verlängerung der Servicezeiten eingesetzt. Laut Vorlage prüft die DB den Vorschlag und zeigt sich optimistisch, den Service auf die Zeit zwischen 5.30 Uhr und Mitternacht ausweiten zu können. Damit könnten etwa 90 Prozent der im vergangenen Jahr abgelehnten Anfragen realisiert werden; lediglich eine Verbindung bliebe weiterhin unberücksichtigt. Bis zum Sommer solle über die Ausweitung entschieden werden, heißt es in der Vorlage.
Im vergangenen Jahr haben demnach rund 4200 Reisende, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, die anmeldepflichtige Unterstützung der MSZ am Bremer Hauptbahnhof genutzt. Verbesserung in Sachen Barrierefreiheit erwartet die Verkehrsbehörde zusätzlich durch neue Fahrzeuge, die zukünftig auch Bremen ansteuern. Die ICE-Serie „Velaro“ und der neue ICE-L verfügen laut Vorlage über bordeigene Einstiegshilfen. Auf diesem Weg können Reisende im Rollstuhl den "letzten Meter" ohne Hilfe durch die MSZ-Mitarbeiter überwinden.