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Jugendbericht vorgelegt Geld für Jugendarbeit soll in Bremen anders verteilt werden

Der erste Bremer Jugendbericht der Sozialsenatorin empfiehlt, Bedarf und Finanzierung der Jugendabeit neu zu organisieren. Der bisherige Schlüssel für die Zuweisung des Geldes in die Stadtteile macht Probleme.
18.01.2023, 20:09 Uhr
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Geld für Jugendarbeit soll in Bremen anders verteilt werden
Von Timo Thalmann

Das Sozialressort will die Finanzierung der Kinder- und Jugendarbeit neu organisieren. Das betrifft unter anderem die Angebote der Jugendhäuser, der Jugend- und Freizeitfarmen und Einrichtungen wie den Sportgarten, aber auch die Arbeit der Jugendverbände. Zu diesen zählen beispielsweise Pfadfinder, kirchliche Jugendgruppen und sämtliche Jugendorganisationen großer Träger vom Roten Kreuz bis zum Naturschutzbund.

"Wir wollen, dass weniger Zeit für die Mittelbeschaffung und mehr Zeit für die eigentliche Arbeit verwendet wird", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) bei der Vorstellung des ersten Jugendberichts der Stadt Bremen. Mit der darin auf über 160 Seiten vorgenommen umfassenden Bestandsaufnahme will das Sozialressort in die Diskussion um die künftige Finanzierung einsteigen. An diesem Freitag wird mit einer außerordentlichen, ganztägigen Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Bürgerhaus Obervieland eine Art Fachtag dazu stattfinden, auf dem senatorische Behörde und die freien Träger die Empfehlungen aus dem Bericht bewerten wollen.

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Eine Erkenntnis des Berichts ist laut Stahmann vor allem, dass kein anderes Bundesland mehr Geld für die Kinder- und Jugendarbeit aufwendet als Bremen. Umgerechnet auf die Zahl der Bewohner zwischen sechs und 21 Jahren sind es rund 224 Euro pro Kopf, insgesamt um die 21 Millionen Euro. In den anderen beiden Stadtstaaten sind es 199 Euro in Berlin und 148 in Hamburg. Im Flächenland Niedersachsen liegt der Betrag bei 158 Euro.

Für Stahmann ist das gut angelegtes Geld und sie geht in den künftigen Bremer Haushalten von weiteren Steigerungen aus. "Die Gehälter von Pädagogen und Sozialarbeitern steigen ebenso wie Mieten und Energiekosten der Einrichtungen." 

Auf dem Prüfstand steht aber die Art und Weise, wie das Geld seit rund 25 Jahren verteilt wird. Ausschlaggebend dafür sind zahlreiche, jährlich erhobene sozialstatistische Daten aus den Stadtteilen. Dazu gehört die Zahl der dort lebenden Kinder und Jugendlichen sowie ein Sozialindex, in dem unter anderem Faktoren wie Sprachförderbedarf, Nichtabiturquote und die Quote von Leistungsempfängern von Sozialhilfe über und unter 15 Jahren eingehen.

So kommt es, dass mit rund 216 Euro pro Kopf das meiste Geld in der Stadt Bremen nach Gröpelingen fließt, hingegen in Schwachhausen mit 39 Euro für jeden Jugendlichen die geringste Summe ankommt. Die Idee neben der sozialen Gewichtung war auch, dass die Beträge je nach Entwicklung in den Stadtteilen jährlich angepasst werden können. Doch das hat sich laut Stahmann in der Praxis so nicht umsetzen lassen. Denn mit dem Geld werden Personal und Räume bezahlt, dafür werden langfristige Sicherheiten verlangt. Kürzungen in einem Stadtteil zugunsten von Aufstockungen in einem anderen können daher relativ schnell bestehende und funktionierende Angebote gefährden.

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Um das zu vermeiden, wurden jährliche Umschichtungen, die sich aus der Sozialstatistik ergaben, in der Vergangenheit zumeist über mehrere Haushaltsjahre verteilt, sodass Anpassungen der Strukturen vor Ort möglich wurden. Dadurch aber kamen Schieflagen in die Mittelverteilung. Rein rechnerisch stehen nach dem Verteilungsschlüssel beispielsweise Gröpelingen und Vegesack bis zu 27 Euro mehr pro Jugendlichem zu. Die Neustadt müsste hingegen über 40 Euro weniger pro Kopf erhalten.

"Wir brauchen eine Art Sockelfinanzierung für die Infrastrukturen, ähnlich wie wir sie auch bei den Quartiersprogrammen erreicht haben", schlägt Stahmann vor. Sie bezieht sich beispielsweise auf die WiN-Mittel ("Wohnen in Nachbarschaften"), mit denen die in vielen sozialen Brennpunkten wirkenden Quartiersmanager finanziert werden. Auch deren Stellen waren lange Zeit allein über Projektmittel finanziert, die alljährlich bewilligt werden mussten.

Mit einer langfristig gesicherten Finanzierung ist zugleich die Bestandsaufnahme und Bewertung der vorhandenen Jugendarbeit verbunden, die der jetzt vorgelegte Bericht ebenfalls vornimmt. So zeigt sich an einigen Stellen, dass der Bedarf der Jugendlichen etwa bei den Öffnungszeiten der Jugendeinrichtungen anders aussieht als das derzeitige Angebot.

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