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Bremer Studie So gefährlich ist ständiger Lärm für das Herz

Vergleichsweise junge Menschen, die kaum Risikofaktoren haben, können trotzdem einen Herzinfarkt bekommen. Auslöser kann Lärm sein. Was eine Bremer Studie herausgefunden hat und was das bedeutet.
05.09.2024, 05:33 Uhr
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So gefährlich ist ständiger Lärm für das Herz
Von Sabine Doll
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Lärm ist nicht nur lästig, sondern kann auch krank machen: Wissenschaftler vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung (BIHK) haben Daten von Herzinfarktpatienten aus der Hansestadt ausgewertet. Ständige Lärmbelastung im häuslichen Umfeld kann demnach das Risiko für Herzinfarkte erhöhen – vor allem auch bei einer besonderen Gruppe. Die Studie sorgt international für Aufsehen, kürzlich wurde sie in London beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologen vorgestellt.

Um welche Patienten handelt es sich?

"Für die Studie wurden die Daten von 430 Frauen und Männern im Alter von 50 Jahren oder jünger ausgewertet, die mit einem akuten Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wurden", erklärt Harm Wienbergen. Der Professor leitet das Forschungsinstitut der Stiftung Bremer Herzen, das gleichzeitig an die Universität Lübeck angegliedert ist. "Im Bremer Geoportal wurden die jeweiligen Wohngebiete abgeglichen", so Wienbergen. "Es stellte sich heraus, dass die Lärmbelastung dieser Patienten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung derselben Region höher war." Dabei habe es sich vor allem um Verkehrslärm gehandelt. Die aktuelle Studie wurde von Hatim Kerniss, Arzt am Herzzentrum Bremen des Klinikverbundes Gesundheit Nord, geleitet.

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Was ist das Besondere an den Ergebnissen?

Zu Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit auch Herzinfarkte gehören Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte oder Diabetes. Anders bei dieser Gruppe: Die Studie zeige, dass Stadtlärm das Risiko eines frühzeitigen Herzinfarkts bei jungen Menschen mit geringen traditionellen Risikofaktoren erheblich erhöhen könne. "Bei 65 Prozent scheint Straßenlärm der dominante Faktor zu sein", betont Wienbergen.

Wie wirkt sich ständige Lärmbelastung auf das Herz aus?

Lärm bedeutet Stress, für die Ohren und laut Wienbergen messbar auch für das Herz: "Adrenalin und Kortison werden ausgeschüttet, das führt zu einer Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz." Und er wirke sich auf die Blutgefäße aus, indem etwa Entzündungsprozesse getriggert würden. Lärm sei vor allem auch nachts eine Belastung, Schlafstörungen seien ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Was bedeutet das für die Vorbeugung?

"Man muss versuchen, Straßenlärm zu reduzieren", betont der Bremer Professor. "An stark befahrenen Straßen etwa durch Lärmschutzwände. Im Sinne des Verkehrsmanagements wären Tempolimits ein weiterer Ansatzpunkt." Im individuellen oder häuslichen Bereich sei dies etwa die Ausstattung oder Nachrüstung mit Isolierfenstern. In Bezug auf die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeige die Studie: "Lärm ist ein bisher unterschätzter Risikofaktor", sagt der Herzspezialist.

Wie viele Bremer sind durch Verkehrslärm belastet?

Anfang 2023 hat das Umweltressort eine Lärmkarte vorgelegt: Demnach hat allein der Straßenverkehr auf mehr als 53.200 Menschen gesundheitsschädliche Auswirkungen. Die Schienen- und Gleisanlagen sorgen bei etwa 10.400 Bremern für Lärmbelästigungen, der Lärm des Flughafens belästigt etwa 3300 Menschen, wie der WESER-KURIER berichtete. Das Umweltressort hatte einen Aktionsplan angekündigt, der die Lärmhotspots identifizieren und Schutzmaßnahmen aufzeigen soll.

Wo ist die Lärmkarte für Bremen zu finden?

Das Kartenmaterial ist auf geoportal.bremen.de/geoportal/ abrufbar. Unter der Rubrik "Themen" klickt man sich über die Punkte "Fachdaten", "Umwelt und Klima", "Lärm" bis zu den "Lärmkarten Stadt Bremen (2022)“ durch.

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