- Wo hakt es?
- Warum können E-Rezepte häufig nicht gleich eingelöst werden?
- Welche Möglichkeit zum Einlösen nutzen Bremerinnen und Bremer?
- Gibt es technische Störungen, die für Mehraufwand und Verzögerungen sorgen?
- Was sind die Vorteile des E-Rezepts?
Seit Jahresbeginn sind Arztpraxen verpflichtet, Rezepte als Standard elektronisch auszustellen. Anstelle der rosa Zettel können sie über drei Wege eingelöst werden: Indem die Gesundheitskarte der Krankenkasse in der Apotheke in ein Lesegerät gesteckt wird, über eine E-Rezept-App für das Smartphone oder mit einem ausgedruckten Code auf Papier. Seit Jahresbeginn wurden laut der Digitalagentur Gematik mehr als 80 Millionen E-Rezepte bundesweit eingelöst – dabei taucht vor allem ein Problem für Patienten immer wieder auf.
Wo hakt es?
"Der Patient ist da, das E-Rezept aber noch nicht“, fasst Klaus Scholz, Präsident der Apothekerkammer, das Problem zusammen. „Viele Patienten, die zum Arzt gehen und ein Medikament verordnet bekommen, gehen danach direkt in die Apotheke, um es abzuholen. Es steht noch nicht auf dem Server zum Abrufen bereit.“
Ein Problem, das bundesweit für Ärger bei Patienten und Apotheken sorgt. Die Bundesvereinigung Deutsche Apothekerverbände (ABDA) stellte in dieser Woche eine repräsentative Umfrage unter etwa 1050 Apotheken vor: 70 Prozent nannten die Verzögerung als größtes Problem. „Es bedeutet, dass die Patienten noch einmal wiederkommen müssen“, sagt Scholz. Gerade für gehbehinderte, pflegebedürftige und alte Menschen sei das eine Tortur“, kritisiert die Deutsche Stiftung Patientenschutz. „Zwischen Verschreibung in der Praxis und Einlösung in der Apotheke dürfen nicht mehrere Stunden vergehen“, fordert Vorstand Eugen Brysch.
Warum können E-Rezepte häufig nicht gleich eingelöst werden?
Meistens ist dann das E-Rezept in der Arztpraxis noch nicht digital signiert und daher nicht an die Plattform übermittelt, von der es in der Apotheke abgerufen wird. „Für diese Signaturen, die mit einer PIN bestätigt werden, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten“, erklärt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen. „Manche Praxen nutzen die sogenannte Stapelsignatur. Dabei werden Rezepte gesammelt, etwa mittags oder zu einem anderen Zeitpunkt signiert und freigegeben. Hierbei ist nur eine PIN-Eingabe erforderlich.“ Die Stapelsignatur eigne sich aber eher für Rezeptvorbestellungen.
„Die KV empfiehlt Praxen im alltäglichen Betrieb die Komfortsignatur“, betont Fox. Damit könnten über den Tag verteilt 250 Rezepte signiert werden, ohne jedes Mal die PIN einzugeben. Allerdings müsse jedes E-Rezept gleich signiert und freigegeben werden, damit es sofort eingelöst werden kann.
Welche Möglichkeit zum Einlösen nutzen Bremerinnen und Bremer?
„Das ist die Gesundheitskarte“, sagt Apotheker Scholz. „Geschätzt dürfte der Anteil bei etwa 70 Prozent liegen, das ist die bisherige Erfahrung.“ Die App für das Smartphone sei aufwendiger: Sie muss herunterladen und bei der Krankenkasse eine PIN beantragt werden. „Die Nutzung ist mitunter sehr kompliziert, zumal es immer wieder technische Probleme gibt“, berichtet der Kammer-Präsident. Auch Holger Schelp, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbands, bestätigt: „Die meisten nutzen die Karte.“
Die Gesundheitskarte sei der einfachste Weg, allerdings: Patienten könnten nicht sehen, was ihnen der Arzt verschrieben hat, nannte Stefan Schmidt vom Berliner Apotheker-Verein als Nachteil im „Tagesspiegel“. Und sie könnten, falls sie es vergessen hätten, auch nicht in der Apotheke anrufen und nachfragen, ob das Medikament vorrätig sei. In einer Zeit von Lieferengpässen sei das ein großes Problem.
Gibt es technische Störungen, die für Mehraufwand und Verzögerungen sorgen?
„Vom Prinzip ist das E-Rezept eine feine Sache, weil man sich bestimmte Wege spart“, betont Schelp. „Allerdings ist gefühlt jeden Tag etwas nicht mit der Technik in Ordnung. Es kommt zu Systemstörungen und Software-Abstürzen. "Das E-Rezept ist noch nicht im hohen Zuverlässigkeitsbereich angekommen", so der Hausarzt. "Am Anfang war die Umstellung groß, weil es zu vielen Ausfällen kam“, berichtet KV-Sprecher Fox. Es habe sich auch herausgestellt, dass die Störungsanfälligkeit in hohem Maße auch von der genutzten Praxissoftware abhängt. „Wir sind guter Dinge, dass sich das einpendelt.“
Laut ABDA-Umfrage nennt jede zweite Apotheke „gravierende technische Probleme“. „Es gibt noch Schwierigkeiten“, bestätigt Kammer-Präsident Scholz. „Manchmal mit der Geschwindigkeit oder wenn es gar nicht funktioniert.“ Dennoch: „Wir sind vorsichtig positiv. Auch, weil es nach 18 Jahren endlich gelungen ist, das E-Rezept in Deutschland einzuführen.“
Was sind die Vorteile des E-Rezepts?
„Der Weg über die Gesundheitskarte als Schlüssel ist eine gewaltige Vereinfachung“, betont Scholz. Die Patienten kämen damit gut zurecht, sagt Hausarzt Schelp. Wiederholungsrezepte könnten digital übermittelt werden, wenn die Versicherungskarte im laufenden Quartal schon mal eingelesen sei. „Dafür muss man nicht mehr extra in die Praxis kommen.“