Gut fünf Jahre ist es her, dass die Universität Bremen sich offiziell Exzellenz-Universität nennen durfte: Den Status, den die Uni bis 2019 innehatte, will sie nun zurückholen. Bevor sich die Universität Bremen aber als internationale Spitzenforschungsstätte bewerben kann, muss sie zwei sogenannte Exzellenzcluster nachweisen, bereits etablierte Forschungsgebiete, die eine spezielle Förderung erhalten. Für Bremen soll das sein: "Die Marsperspektive" und "Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde". Sie gehören zu den 98 Forschungsprojekten, die aktuell im bundesweiten Rennen sind, um als Exzellenzcluster anerkannt zu werden, 57 davon sind Folgeanträge existierender Cluster, sagte Universitätsrektorin Jutta Günther am Mittwoch im Ausschuss für Wissenschaft, Medien, Datenschutz, Informationsfreiheit und Digitalisierung.
Zu den 41 Neulingen im Wettbewerb gehört die Bremer "Marsperspektive". Dabei sollen in einem Marslabor Materialien unter extremen Bedingungen erprobt werden. Der Planet sei "schön, aber extrem gefährlich", sagte Marc Avila, Projektleiter und Direktor des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm). Unter anderem sei es wegen der dünnen Atmosphäre unmöglich, zu atmen und es herrsche extreme Kälte. Künftige Marsmissionen müssten berücksichtigen, dass Wasser und Arbeitskräfte knapp seien. Wegen der großen Entfernung müssten etwa für Reparaturen von Gerätschaften Ersatzteile selbst produziert werden, erläutert Avila. Das Forschungsthema sei nicht nur für den Mars wichtig, denn es ermögliche dem Wissenschaftler-Team, "Ressourcenknappheit als Chance und Grundlage für ein Paradigma der Nachhaltigkeit zu begreifen – auch auf der Erde". Das Zarm mache auch Außenstehenden seine Forschung transparent, etwa durch den Besuch an Schulen und Kindergärten oder parlamentarische Abende unter Beteiligung von Politik und Öffentlichkeit, erklärte Avila auf Nachfrage.
Um den Folgeantrag eines vorhandenen Exzellenzclusters handelt es sich beim Forschungsprojekt des Zentrums für Marine Umweltwissenschaften (Marum) "Der Ozeanboden". Ziel sei es, mehr über die Austauschprozesse des Klimas am Meeresboden herauszufinden, sagte Heiko Pälike, Sprecher für den Clusterantrag am Marum. "Dies erfordert neuartige Technologien zur Beobachtung und Beprobung des Ozeanbodens, hochempfindliche analytische Methoden und eine Erweiterung numerischer Modelle", heißt es in der Sitzungsvorlage.
Beide Förderanträge wurden im August 2024 bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingereicht sowie im November und Dezember in Bonn begutachtet. Am 22. Mai 2025 soll das Ergebnis feststehen. Sollten die beiden Cluster zur Förderung ausgewählt werden, qualifiziert sich die Universität Bremen zur Antragstellung im Wettbewerb um die Exzellenzuniversitäten. Hierfür müssen die Absichtserklärungen im Verbund mit der Universität Oldenburg bis zum 27. Juni eingereicht werden.