Die Universität Bremen will wieder eine von zehn deutschen sogenannten Exzellenz-Universitäten werden. Schon einmal, von 2012 bis 2019, zählte sie zu dieser von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ausgewählten ersten Liga der bundesdeutschen Universitätslandschaft. Die ersten Hürden auf diesem Weg wurden bereits genommen. Die Forschungsthemen, die Bremen wieder in die Hochschulelite führen sollen, liegen dabei ziemlich weit auseinander: ganz unten auf dem Meeresboden und hoch im All auf dem Mars. Am Donnerstag wurden die entsprechenden Förderanträge fristgerecht eingereicht.
Was bedeutet es, als Exzellenz-Universität zu gelten?
Neben internationaler Reputation ist der Titel mit zusätzlichen Fördergeldern verbunden. Für den offiziell als Förderlinie Exzellenz-Universitäten bezeichneten Mitteltopf standen zuletzt sieben Jahre lang insgesamt gut 148 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Dieses Geld mussten sich zehn Universitäten und ein Universitätsverbund teilen. Die aktuell laufende Förderperiode endet im Oktober 2026. Welche Summen in den sieben Jahren danach verteilt werden, ist noch unbekannt. Mit dem Geld sollen nicht konkrete Forschungsprojekte gefördert werden, sondern die Universität insgesamt profitieren. Die Mittel können daher für alles verwendet werden, was dem Ziel dient, dauerhaft eine internationale Spitzenstellung in der Forschung zu sichern. Das heißt zum Beispiel auch, dass Gebäudesanierungen oder Neubauten daraus finanziert werden dürften. Die zusätzlichen Haushaltsmittel für Exzellenz-Universitäten kommen zu 75 Prozent vom Bund, ein Viertel muss das jeweilige Land tragen. Die Bewerbung der Uni wäre ab Frühjahr 2025 möglich.
Welche Bedingungen muss eine Hochschule erfüllen, um als Exzellenz-Universität zu gelten?
Dafür müssen zuvor zwei sogenannte Exzellenzcluster für spezielle Forschungsgebiete eingerichtet und anerkannt, sprich gefördert werden. Bislang gibt es davon 57 bundesweit, eines in Bremen. Jedes Cluster wird je nach Größe und Forschungsaufwand jährlich mit drei bis zehn Millionen Euro Forschungsmitteln bedacht. Bis zu eine weitere Million Euro gibt es für die Universität insgesamt dazu. Damit sollen Kosten bezuschusst werden, die der Institution aus der Existenz eines Exzellenzclusters zusätzlich entstehen. Durch zwei Cluster an einer Universität wird diese aber nicht automatisch zur Exzellenz-Universität. Es ist nur die Vorbedingung, um sich überhaupt dafür bewerben zu können. Die Mittel für Exzellenzcluster und Exzellenz-Universität werden unabhängig voneinander gewährt.
Wie will Bremen die Bedingungen erfüllen?
Bislang gibt es in Bremen ein Exzellenzcluster: „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde“ lautet sein Titel. Im Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (Marum) steht dabei die Fragen im Mittelpunkt, wie man den Ozeanboden als Teil der Erdoberfläche besser in globale Stoffbilanzen einbeziehen kann. Daraus kann man zum Beispiel ableiten, wie Ökosysteme am Ozeanboden auf Umweltveränderungen reagieren. Dieses Exzellenzcluster stellt aktuell seinen Folgeantrag, um weiterhin gefördert zu werden. Parallel wurde nun ein zweites Exzellenzcluster beantragt, wie die Uni am Donnerstag mitteilte. Dabei steht die Erforschung des Mars im Zentrum, speziell die Frage, wie man mit dort vorhandenen knappen Ressourcen eine bewohnte Forschungsstation aufbauen und unterhalten könnte. "Wenn wir lernen, wie man auf dem Mars etwas herstellen kann, dann lernen wir auch etwas für die Erde", sagt dazu Marc Avila, Leiter des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (Zarm). Neue Produktionsverfahren, die mit weniger Rohstoffen und Energie auskommen, könnten schließlich auch hier nützlich sein.
Warum hat man nicht schon zuvor ein zweites Cluster beantragt?
Das Verfahren ist vorgegeben und erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst waren die Universitäten aufgefordert, in sogenannten Forschungsskizzen mögliche Cluster darzustellen. So kam es zu 143 Bewerbungen bundesweit, davon drei von der Universität Bremen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat daraus 41 ausgewählt und die Verantwortlichen aufgefordert, dafür umfassende Anträge als Exzellenzcluster zu schreiben. Eines der ausgewählten Projekte war das Mars-Vorhaben in Bremen. Die Entscheidung, welche dieser jetzt 41 neuen Clusteranträge erfolgreich sind, fällt im Mai kommenden Jahres. Etwa 15 dürften ausgewählt werden. Die erfolgreichen Exzellenzcluster werden vom 1. Januar 2026 an für sieben Jahre gefördert.