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Fachkräftemangel in Bremen Wachsende Personallücke in der Pflege

Das Bremer Zentrum für Pflegebildung verzeichnet einen deutlichen Rückgang der Bewerberzahlen. Das entspricht dem bundesweiten Trend. Die Entwicklung dürfte den Fachkräftemangel in der Pflege noch verschärfen.
04.12.2023, 05:00 Uhr
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Wachsende Personallücke in der Pflege
Von Timo Thalmann

Der Mangel an Fachkräften in der Pflege wird aller Wahrscheinlichkeit noch zunehmen. Dem wachsenden Personalbedarf insbesondere in der Altenpflege stehen zurückgehende Zahlen bei den Berufsausbildungen und Bewerbern gegenüber. "Im Jahr 2022 hatten wir 9,4 Prozent weniger Bewerbungen als im Vorjahr“, berichtet etwa Antje Eekhoff, Pflegedirektorin im St. Joseph-Stift und Vorsitzende des Bremer Zentrums für Pflegebildung.

In diesem Zentrum haben die freien Kliniken Rot-Kreuz-Krankenhaus, Diako und St. Joseph-Stift sowie vonseiten der Altenpflege Caritas, Diakonie sowie die Bremische Schwesternschaft vom Roten Kreuz den schulischen Teil ihrer jeweiligen betrieblichen Pflegeausbildung gebündelt. Der kommunale Klinikverbund Nord (Geno) unterhält parallel dazu eigene Pflegeschulen für seine Auszubildenden.

Im Jahr 2022 hatten wir 9,4 Prozent weniger Bewerbungen als im Vorjahr.“
Antje Eekhoff, Pflegedirektorin im St. Joseph-Stift

Noch gravierender als gesunkene Bewerberzahlen ist der Rückgang bei den Absolventen: Von dem 2020 mitten in der Corona-Pandemie gestarteten ersten Jahrgang der sogenannten generalistischen Pflege-Ausbildung haben laut Eekhoff nur etwas über 50 Prozent jetzt nach drei Jahren ihr Pflegeexamen abgelegt. Ein Grund seien die durch Corona erschwerten Rahmenbedingungen. "Diese Fachkräfte werden uns dauerhaft fehlen." Auch in den danach begonnenen Ausbildungsgängen sei die Abbrecherquote mit bislang über 20 Prozent auffallend hoch, liegt damit allerdings in Bremen noch unterhalb des bundesweiten Werts von etwa 30 Prozent. "Dabei sind schon jetzt aufgrund des Personalmangels die Wartelisten für viele Standard-Operationen und Pflegeheimplätze lang", sagt Eekhoff.

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Auch bundesweit gehen die Ausbildungszahlen zurück: Im Jahr 2022 haben laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahr rund 4000 oder sieben Prozent weniger Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen. Das Berufsbild vereint seit 2020 die zuvor separaten Berufsabschlüsse von Kranken- und Altenpflege.

Den weniger werdenden Absolventen steht ein steigender Bedarf gegenüber. Eekhoff verweist etwa auf die Generation der Babyboomer, die in den kommenden Jahren vermehrt in den Ruhestand geht. Zudem wird in einer tendenziell älter werdenden Bevölkerung mehr Pflege nachgefragt. Laut den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl der Pflegebedürftigen mit Ansprüchen aus der Pflegeversicherung allein dadurch von rund fünf Millionen Ende 2021 auf etwa 6,8 Millionen im Jahr 2055 ansteigen. Entwickelt sich die Pflegequote so weiter wie in den vergangenen sechs Jahren, könnten es sogar 7,6 Millionen werden. Für Bremen bedeutet dieses Szenario einen Anstieg der Pflegebedürftigen um 27 Prozent bis 2055.

Personalschlüssel wird verbessert

Zusätzlich werden ab kommendem Jahr schrittweise neue, verbesserte Personalschlüssel in der Pflege eingeführt, sodass mehr Pflegekräfte – insbesondere qualifiziertes Hilfs- und Assistenzpersonal – selbst dann gebraucht würden, wenn die Zahl der Pflegebedürftigen gleich bliebe.

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Der vom Sozialressort in Auftrag gegebene und vom Bremer Pflegeexperten Heinz Rothgang erstellte erste kommunale Pflegebericht für die Städte Bremen und Bremerhaven fordert vor diesem Hintergrund Regelungen auf Landesebene, um angelerntes Hilfspersonal entweder weiter zu qualifizieren oder möglicherweise vorhandene langjährige Berufserfahrung in eine Anerkennung als qualifizierte Hilfskraft einfließen zu lassen. "Hierzu kann als Basis bereits in größerem Umfang auf Konzepte und Lösungsansätze aus anderen Bundesländern zurückgegriffen werden", heißt es in dem Bericht.

Negatives Bild herrscht vor

Antje Eekhoff sieht einen Grund für die erschwerte Nachwuchssuche darin, dass in der Gesellschaft oft ein einseitig negatives Bild von der Pflege vorherrsche. "Dabei hat der Beruf viele schöne Seiten und bietet zahlreiche Karrieremöglichkeiten." Das Bremer Zentrum für Pflegebildung will nun in der Öffentlichkeit für die Ausbildung werben. Bei einem Tag der offenen Tür sollen Berufstätige zu Wort kommen. "Junge Menschen, die aktuell bei uns zur Pflegefachkraft werden, schildern dann, was sie motiviert und wie ihr Arbeitsalltag aussieht", kündigt Eekhoff an. Die Mehrheit der Pflegeschüler schätze die Teamarbeit und sage, sie bekommen die Herzlichkeit zurück, die sie im Kontakt mit den Menschen geben.

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