Bereits seit 36 Jahren wohnt Celan Aykanat in der Grohner Düne. Einen Kauf durch die Stadt hätte der 55-Jährige begrüßt: „Das wäre sicher besser, besonders wegen der Mietpreise.“ Für 45 Quadratmeter müsse er mehr als 600 Euro zahlen, erzählt er. Ärger gebe es auf dem Wohngelände keinen, „aber ich habe jede Woche neue Nachbarn“, sagt Aykanat.
Wie berichtet, ist der Ankauf der Immobilie durch die Stadt vorerst gescheitert. Nach monatelangen Verhandlungen hat der Senat die Gespräche abgebrochen. Vielen Anwohnern war der geplante Verkauf der Grohner Düne nicht bekannt. Etliche von ihnen beklagen die Mietpreise. „Alle sechs Monate machen die unsere Wohnung teurer“, sagt Luqia Rama. Auch sie wusste nichts von den Verkaufs- und Kaufabsichten. Sie erzählt von Schlägereien und anhaltender Lautstärke, „das sollte die Stadt besser machen.“
Es habe sich aber auch vieles in den vergangenen Jahren gebessert, berichtet Salar Haydir. Durch den Einsatz von Security-Kräften fühle er sich deutlich wohler in der Anlage. „Früher gab es Schlägereien oder Einbrüche, heute ist das viel besser geworden.“ In den Häusern lasse es sich gut leben, doch auch den gelernten Metallbauer stören die Mietpreise und der herumliegende Müll. Die Gebäudereinigung mache gute Arbeit, könne aber nicht so schnell sein, wie die Leute den Müll wegwerfen.
Rätselraten gibt es über den Kaufpreis, den die Stadt der Eigentümerin, dem Immobilienkonzern Grand City Property (GCP), geboten hat. Der Senat hat dazu bislang keine Angaben gemacht. Nun verlautet aus gut unterrichteten Kreisen, dass Bremen bereit gewesen wäre, etwa die Hälfte der geforderten Summe in Höhe von 71 Millionen Euro auf den Tisch zu legen – also rund 35 Millionen.
Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht, weder das Bauressort noch das mit den Verhandlungen betraute Wohnungsunternehmen Gewoba oder die GCP wollen Zahlen nennen. Die Gewoba lässt wissen, für Anfragen sei das Bauressort zuständig – und das Bauressort teilt mit, die Verhandlungen habe die Gewoba geführt.
Für den Abbruch der Gespräche machen die Behörden die mangelnde Kompromissbereitschaft des Immobilienkonzerns verantwortlich. In diesem Zusammenhang verweist der Senat auf ein in Auftrag gegebenes Gutachten und eine juristische Stellungnahme. Auf Grundlage dieser Expertisen sei der geforderte Kaufpreis "wirtschaftlich nicht nachvollziehbar und für den Senat rechtlich nicht darstellbar". Die Eigentümerin sei vom geforderten Kaufpreis aber nicht abgerückt.
Gleichwohl will Bremen die Tür für weitere Gespräche offenhalten. Die Stadtgemeinde stehe "weiterhin als Verhandlungspartner für einen Ankauf der Immobilie zur Verfügung", teilt der Senat mit. Für den Fall, dass GCP doch wieder in Verkaufsgespräche eintritt, kündigt der Senat an, sich mögliche Vorkaufsrechte sichern zu wollen. "Bis dahin geht der Senat davon aus, dass die Zusammenarbeit mit dem Ziel einer Verbesserung der Wohnverhältnisse in der Grohner Düne fortgesetzt werden wird."
Unterdessen beteuert GCP-Sprecherin Teresa Staill, "erklärtes und erfolgreich verfolgtes Ziel" sei es, allen Bewohnern und Nachbarn der Grohner Düne "ein gutes Wohnumfeld zu bieten". Durch gezielte Maßnahmen und Investitionen habe man den Wohnwert des Gebäudekomplexes deutlich verbessert und die Mieterzufriedenheit stark gesteigert. "Den Anspruch, als ordentliche Hausverwaltung alle Mieteranliegen immer schnellstmöglich zu klären, lösen wir seit vielen Jahren umfänglich, sichtbar und anerkannt ein." Dies werde auch von allen Seiten gespiegelt: von Mietern, dem nachbarschaftlichen Umfeld, der Stadtgemeinde sowie gemeinnützigen und sozialen Trägern.
Einen anderen Eindruck hat das Sozialressort. Aus dem vertraglich vereinbarten Kooperationsmodell habe sich GCP immer weiter zurückgezogen, sagt Ressortsprecher Bernd Schneider. Eine Brandsanierung stehe noch immer aus, der GCP-Verbindungsmann vor Ort sei inzwischen mit zahlreichen zusätzlichen Aufgaben betraut und deshalb kaum noch erreichbar. "Jede Kontaktaufnahme mit dem Vermieter zieht sich über Wochen hin."
Auf die Gewoba als neue Eigentümerin hatte das Sozialressort große Hoffnungen gesetzt. "Damit hätten wir einen Vermieter gehabt, der die Bausubstanz erhält", sagt Schneider. Oder mit dem man ähnlich wie in Tenever auch über einen Teilabriss oberer Stockwerke hätte sprechen können. Für Schneider ist klar: In die notwendige Sanierung der Wohnanlage würden auf jeden Fall Millionenbeträge fließen. Mit dem geplatzten Deal habe sich die Aussicht auf eine allmähliche Verbesserung der Sozialstruktur vorerst zerschlagen. Denn: "Die Attraktivität für neue Mieterinnen und Mieter steht und fällt mit dem Zustand der Wohnungen."