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Nordbremer Wohnanlage Ankauf der Grohner Düne: Bedauern über Verhandlungsaus

Die Stadt wird die Grohner Düne vorerst nicht kaufen. Was Akteure aus dem Bremer Norden hierzu sagen.
20.10.2023, 05:12 Uhr
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Ankauf der Grohner Düne: Bedauern über Verhandlungsaus
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Die Stadt wird die Grohner Düne vorerst nicht kaufen. Das ist seit Mittwochabend klar. Gescheitert sind die Gespräche letztlich am Kaufpreis. Der jetzige Eigentümer, das Berliner Unternehmen Grand City Property, hat einen Preis von 71 Millionen aufgerufen. Doch den fand die Gewoba, die für die Stadt verhandelt hat, zu hoch. "Die Kaufpreisvorstellungen der Eigentümerin der Grohner Düne liegen weit oberhalb des EU-beihilferechtlich möglichen Rahmens der öffentlichen Hand", hieß es vom Senat. Wie die Redaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wollte Bremen lediglich 35 Millionen Euro zahlen. Dass es damit vorerst nicht zu einem Ankauf kommt, löst im Stadtteil bedauern aus.

"Natürlich bin ich enttäuscht", erklärt die Nordbremer Bürgerschaftsabgeordnete Silvia Neumeyer (CDU). "Wir sind aber auch der Auffassung, dass der Gebäudekomplex nicht um jeden Preis angekauft werden darf." Nun stehe allerdings zu befürchten, dass ein privater Investor bereit ist, den aufgerufenen Preis zu zahlen. Ob sich die Situation vor Ort damit verbessert, sei allerdings fraglich. "Wir müssen sehen, dass wir jemanden bekommen, der auch die Menschen, die dort leben, im Blick hat", fordert das Mitglied der Baudeputation. Zeitgleich betont sie, dass es auch Wohnungen im niedrigen Preissegment brauche. Trotzdem müsse die Infrastruktur vor Ort funktionieren. Doch das sei in der Grohner Düne nicht immer der Fall, sagte sie mit Blick auf die Fahrstühle, die in der Vergangenheit des öfteren ausgefallen sind.

"Wir wissen, dass die Grohner Düne ein Brennpunkt ist und dort viele unterschiedliche Nationen wohnen, was nicht immer einfach ist", sagt die Vegesackerin. Deshalb sei es wichtig, dass der Senat sich auch weiterhin bemüht, den Gebäudekomplex zu kaufen. Sie könne sich sogar vorstellen, dass der jetzige Eigentümer der Stadt entgegenkommt und den Kaufpreis senkt.

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Anders als Silvia Neumeyer kann Maja Tegeler (Linke) sich nicht vorstellen, dass sich ein Interessent findet, der 71 Millionen Euro für die Grohner Düne zahlt. "Diese Forderung halten wir für komplett überhöht", sagt die Sprecherin für Bremen-Nord. "Wir wollen aber auf jeden Fall, dass die Stadt auch weiterhin mit Grand City Property verhandelt." Eine Übernahme durch die öffentliche Hand sei sowohl für eine vernünftige Stadtentwicklung als auch sozialräumlich wichtig.

Ein Vorkaufsrecht kann sich die Stadt laut Tegeler aber wahrscheinlich nicht sichern. "Das Problem ist, dass in diesem Fall wohl die sogenannte Share-Deal-Variante greifen würde", erläutert sie. Die Stadt würde also nicht die Immobilie selbst erwerben, sondern Anteile an Grand City Property. Ein Vorkaufsrecht wäre aber nur dann denkbar, wenn die Stadt die Hochhaussiedlung direkt kaufen könnte. Das sei vor einigen Jahren, als die Gewoba in Lüssum Wohnungen von der Vonovia übernahm, noch möglich gewesen. Doch danach habe die Bundesregierung die entsprechenden Gesetze geändert. Geht es nach Maja Tegeler, ist hier eine erneute Novellierung nötig.

Dass die Verhandlungen vorerst gescheitert sind, dürfte nach Ansicht der Linken-Politikerin dazu führen, dass die Probleme vor Ort bestehen bleiben. Zwar gebe es Bemühungen, sowohl durch das Quartiersmanagement als auch durch Träger wie das SOS Kinderdorf, um das Gebiet nach vorne zu bringen. Substanziell verbessern ließe sich die Situation aber nur durch einen Rückkauf, befindet sie.

Ähnlich wie die Bürgerschaftsabgeordneten sieht auch der Vegesacker Beirat die Lage. "Wir bedauern das sehr", sagt dessen Sprecherin Heike Sprehe (SPD). "Aber die Preisvorstellungen von Grand City Property waren einfach viel zu hoch." Entsprechend hoffe das Stadtteilparlament, dass auch sonst niemand bereit ist, diesen Preis zu zahlen. Damit würde für die Gewoba auch weiterhin die Chance bestehen, dass sie den Gebäudekomplex kaufen kann.

Unabhängig davon sollen sich die Lebensbedingungen der Menschen zeitnah verbessern. "Das kann zum Beispiel durch entsprechende Auflagen, oder indem Kontrollen verstärkt werden, passieren", so die Sozialdemokratin. "Denn der Zustand vor Ort, etwa was die Fahrstühle oder den Müll angeht, ist einfach unhaltbar."

Auch Gunnar Sgolik hofft, dass die Vertragsverhandlungen wieder aufgenommen werden. "Das wäre für den Standort enorm wichtig", sagt Vegesacks designierter Ortsamtsleiter. Schließlich gebe es vor Ort immer wieder Probleme, die so schnell wie möglich gelöst werden müssten.

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