Bremer Schülerinnen und Schüler ab der siebten Jahrgangsstufe sollen jährlich in zwei Unterrichtsstunden lernen, wie sie Erste Hilfe leisten. Dies sollen die Schulen verpflichtend anbieten. Das fordert die Grünen-Fraktion in einem Bürgerschaftsantrag mit dem Titel „Laienreanimation rettet Leben“. Unter Laienreanimation wird die Wiederbelebung durch nicht medizinisch ausgebildete Helfer beschrieben.
„Jährlich sterben in Deutschland etwa 65.000 Menschen an einem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses. Die Überlebenschance des Menschen sinkt ohne sofortige Reanimationsmaßnahmen pro Minute um etwa zehn Prozent“, heißt es in dem Antrag. Jede Minute zähle, daher sei bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine schnelle Hilfe durch Laien entscheidend.
Das Problem: Deutschland stehe hierbei im europäischen Vergleich schlecht da. Im Jahr 2022 sei bei 51 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation durch Laien begonnen worden. In den Niederlanden liege diese Quote bei etwa 70 Prozent, in Schweden sogar bei über 80 Prozent. Unter anderem in diesen Ländern seien Erste-Hilfe-Unterricht in Schulen und Infokampagnen seit Jahren selbstverständlich. „Dadurch können viele Leben gerettet und Menschen davor bewahrt werden, ein Pflegefall zu werden“, betont der Fraktionssprecher für Gesundheit, Ralph Saxe.
Deshalb sollen laut dem Antrag auch alle Standorte erfasst werden, an denen sich in Bremen „Automatisierte Externe Defibrillatoren“ befinden. Abdeckungslücken etwa im Stadtgebiet sollten möglichst geschlossen werden. Die sogenannten Laien-Defis zur Herzdruckmassage sind etwa in Einkaufszentren, Behörden, Unternehmen oder an anderen Orten im öffentlichen Raum zu finden. Die Geräte funktionieren automatisch, die Ersthelfer werden Schritt für Schritt bei der Herzdruckmassage angeleitet.
Die Standorte sollen in einer Ersthelfer-App angezeigt werden, wie es sie in Städten und auch Landkreisen im niedersächsischen Umland gibt. „Eine solche App ermöglicht es, registrierte Ersthelfer, die sich in der Nähe des Notfalls befinden, sofort zu alarmieren und zum Einsatzort zu dirigieren“, heißt es im Antrag. Die Ersthelfer könnten so auch beauftragt werden, vom nächstgelegenen Standort einen Defibrillator schnellstmöglich zum Notfallort zu bringen.
Neben einer breit angelegten Infokampagne zur Stärkung der Laienreanimationsquote sollen außerdem neue Kursangebote für Zielgruppen entwickelt werden, die bislang von Erste-Hilfe-Angeboten nicht erreicht würden, fordert die Grünen-Fraktion. „Wir müssen eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit Erster Hilfe erlangen“, so Saxe.
„Wenn Passanten oder Angehörige im Ernstfall sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen würden, könnten jedes Jahr in Deutschland 10.000 Leben gerettet werden“, heißt es in einem Infoblatt des Nationalen Aktionsbündnisses Wiederbelebung. Besonders wichtig ist es laut Ärztinnen und Ärzten auch, dass Angehörige von Herzkranken geschult sind: Laut dem Deutschen Reanimationsregister traten im vergangenen Jahr knapp 70 Prozent der Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause auf.