In keinem anderen Bundesland gab es im laufenden Jahr mehr Kirchenasylfälle je 100.000 Einwohner als in Bremen: mehr als 29. Beim Zweitplatzierten Hessen waren es lediglich 5,28. Hamburg kommt mit 2,88 gerade auf ein Zehntel der Bremer Quote, und Niedersachsen liegt mit 1,16 noch einmal deutlich darunter. Die Zahlen stammen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), sie wurden den Innenministern auf deren Konferenz Ende voriger Woche präsentiert.
"Bremen hat das Konzert aller Länder verlassen", bilanziert Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) im Interview mit dem WESER-KURIER. "Wir sind inzwischen in einer Größenordnung, die ihresgleichen sucht." In absoluten Zahlen kommt Bremen laut Bamf in diesem Jahr auf 202 Kirchenasylfälle, mehr als doppelt so viele wie in Niedersachsen (95) und fast viermal so viele wie in Hamburg (55). Nahezu alle Fälle von Kirchenasyl ereigneten sich in stadtbremischen Gemeinden und lediglich einer in Bremerhaven, ergänzt Mäurers Sprecher René Möller.
"Wir haben den Verdacht, dass in Bremen auch Verfahren organisiert werden für Personen, die gar nicht hier leben", erklärt Mäurer die herausragenden Zahlen. "Die kommen aus Hamburg, Hannover oder sonstwo hier her, um in einer hiesigen Kirche Zuflucht zu erhalten." Unterdessen geht in Bremen die Zahl der Rückführungen in andere EU-Staaten nach dem Dublin-Abkommen gegen null. Beim Bamf überlege man deshalb sogar, das Dossier-Verfahren – die Grundlage des Kirchenasyls – mit bremischen Gemeinden zu kündigen, warnt Mäurer.