Das deutsche Gesundheitswesen ist das teuerste in der Europäischen Union. Es verschlang zuletzt knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, und das liegt auch an der Struktur der Krankenhauslandschaft. Mit gut 1700 Kliniken und 78 Betten pro 10.000 Einwohnern gibt es nirgendwo sonst ein so dicht gewobenes Netz an stationären Einrichtungen. Das hat seinen Preis. Jeder Arbeitnehmer sieht ihn auf seiner Gehaltsabrechnung – die gesetzliche Krankenversicherung zehrt einen stetig wachsenden Teil des Bruttolohns auf.
Lange hat die Politik dieser Entwicklung tatenlos zugeschaut. Es ist das bleibende Verdienst des früheren Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), eine Reform des Kliniksektors durchgesetzt zu haben, die den Kostenanstieg zumindest verlangsamen kann. Einer der Leitgedanken sind Kompetenzzentren für bestimmte Behandlungen. Die einzelnen Krankenhäuser sollen nicht mehr ein möglichst breites Therapiespektrum bereithalten, das Ziel lautet vielmehr Spezialisierung. Das hebt die Qualität und ermöglicht einen effizienteren Einsatz des medizinischen Fachpersonals.
Die konkrete Umsetzung überlässt der Gesetzgeber den Bundesländern. Bremens Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hat bereits frühzeitig in eine ähnliche Richtung gearbeitet wie Lauterbach. Öffentliche wie freie Krankenhausbetreiber wurden an einen Tisch geholt, um im Konsens die Vorsorgungsstrukturen neu zuzuschneiden.
Dass dies nur teilweise gelang, ist nicht weiter verwunderlich. Die Klinikträger verfolgen nun einmal ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen und geben ungern Behandlungsangebote ab. Deshalb ist Bernhard bald erneut gefragt.
Was mit gutem Zureden nicht erreicht werden konnte, muss politisch entschieden werden durch Zuweisung der sogenannten Leistungsgruppen an die einzelnen Häuser. Das wird nicht nicht ohne Wehklagen abgehen. Aber wenn es bei diesem Gestaltungsprozess fair zugeht und sich an den Bremer und Bremerhavener Krankenhäusern leistungsstarke Kompetenzzentren bilden, ist am Ende allen gedient: den Patienten, der Beitragsstabilität in der Krankenversicherung und dem stationären Gesundheitssystem insgesamt, das dann zukunftsfähig aufgestellt ist.