Mehrere Schwimmvereine sowie der Bremer Landeschwimmverband zeigen sich besorgt: Die aus Gründen der Energie-einsparung um zwei Grad abgesenkten Wassertemperaturen in den Bädern haben aus ihrer Sicht deutliche Auswirkungen auf die Anfänger-Schwimmkurse. „Viele der Kinder kommen nicht mehr zum Schwimmen oder die Eltern melden die Kinder ganz ab, da das Wasser schlicht zu kalt ist“, heißt es in einem Schreiben von Anke Sablowski, Abteilungsleiterin Schwimmen beim Bremischen Schwimmverein, an die Abgeordneten in der Sportdeputation, die Sozialsenatorin sowie die Bremer Bäder.
Sablowskis befürchtet, dass die Quote der Nichtschwimmer weiter wächst. „Das Element Wasser führt nicht zu Freude, sondern bleibt im Kopf als kalt und unangenehm“, schreibt sie. Marco Lübke, sportpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion und ebenfalls Übungsleiter, berichtet von abgebrochenen Schwimmkursen im Schlossparkbad, „weil alle Kinder nur noch mit blauen Lippen vor Kälte zitterten“.
Birgit Bergmann (FDP), Vorsitzende der Sportdeputation, fordert aufgrund des Schreibens „kindgerechte Bedingungen fürs Schwimmen“. Wenn die kleinen Kinder die Kälte nicht bewältigten, mache das Kinderschwimmen keinen Sinn. „Und wenn sie dann unter die heißen Duschen flüchten, ist das auch nicht energiesparend.“
Seit Anfang Oktober werden die Sportbecken auf 26 statt 28 Grad Celsius erwärmt, das Wasser in den Lehrschwimmbecken mit den Schwimm-Anfängern ist 28 statt 30 Grad warm. In den Plansch- und Solebecken sind es 30 statt 32 Grad. Nach Angaben von Bäder-Sprecherin Susanne Klose bringt die durchgängige Zwei-Grad-Absenkung eine Energieersparnis von rund 25 Prozent.
Kai Melzer, Vorsitzender des Schwimmvereins „Weser“ Bremen von 1885, berichtet nicht nur von Beschwerden aus den Anfängerkursen, sondern auch aus dem Bereich Wassergymnastik. „Hier sind ebenfalls deutliche Rückgänge der Teilnehmerzahlen festzustellen.“ Von einem allgemeinen Besucherschwund im Bäderbetrieb wegen der abgesenkten Temperaturen geht Stephan Oldag, Präsident des Landesschwimmverbandes, aus. „Das entnehme ich den zahlreichen Rückmeldungen, die mich aus den Vereinen erreichen“, sagt er. Tatsächlich verneint Klose eine solche Entwicklung. Es gebe lediglich vereinzelt Beschwerden über die niedrigeren Temperaturen aus dem Kursprogramm. Auch aus dem Schulschwimmen seien ihr keine negativen Rückmeldungen an die jeweiligen Badleiter bekannt.
Laut Ann-Christin von Kieter von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, bei der bundesweit viele Betriebe organisiert sind, ist die Absenkung von 28 auf 26 Grad derzeit eine gängige Einschränkung in vielen Kommunen. Man liege damit in dem Temperaturbereich, den die Richtlinien für den Bäderbau für Hallenbäder vorsehen.
Aus Sicht von Oldag sind die 26 Grad in den Sportbecken für normale oder gar trainierte Schwimmer auch nicht das Problem. „Es geht um die Lehrschwimmbecken und die Kinder, die nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie erneut durchs Raster fallen.“ Er fordert dort wieder mindestens 29 Grad in den Wintermonaten bis März. „Im Frühjahr und Sommer muss man dann weitersehen.“ Eine Arbeitsgruppe des Schwimmverbandes habe Bäder-Chefin Martina Baden dazu Anfang Januar zum Gespräch eingeladen.
Zwei Mal waren die abgesenkten Temperaturen Thema in der Sportdeputation. Dort hat es laut Lübke Anfang November einen parteiübergreifenden Konsens gegen die abgesenkten Wassertemperaturen gegeben. Tatsächlich vermerkt das Protokoll, dass Eva Quante-Brandt (SPD) die Absenkung der Wassertemperaturen für Kinder in Lehrschwimmbecken von 30 auf 28 Grad aus Sicht der SPD-Fraktion für „unangemessen“ hält und darum bittet, an der ursprünglichen Temperatur festzuhalten. Dem schließen sich Mustafa Öztürk (Grüne) und Cindi Tuncel (Linke) an. „Einen formalen Beschluss dazu hat es aber nicht gegeben“, sagt Lübke.
Der fehlt den Bremer Bädern offenbar – verbunden mit entsprechendem Geld aus dem Haushalt, um die Beckentemperaturen wieder zu erhöhen. Klose verweist auf die Notwendigkeit der Einsparung. „Wir müssen nach Information von Immobilien Bremen im kommenden Jahr beim Gas mit Kostensteigerungen um das Sechsfache, beim Strom mit dem Vierfachen kalkulieren.“ Die Alternative zu den Absenkungen seien Schließungen einzelner Becken und Bäder, wie sie in vielen anderen Kommunen bereits Wirklichkeit seien.