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Personalmangel an Schulen Bremen soll mehr Lehrer ausbilden

Bremen muss mehr Lehrer ausbilden, das war zuletzt Konsens zwischen Opposition und Regierung. Denn viele Stellen an den Schulen können nicht besetzt werden. In welchen Fächern sind mehr Studienplätze nötig?
06.02.2023, 05:00 Uhr
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Bremen soll mehr Lehrer ausbilden
Von Sara Sundermann

Bildungspolitiker aus Regierung und Opposition sind der Auffassung, dass Bremen mehr Lehrkräfte ausbilden muss. Hintergrund ist der akute Lehrkräftemangel an Schulen. Zuletzt forderten praktisch alle Fraktionen von CDU über Grüne, Linke und FDP bis zur SPD in der Bürgerschaft einen Ausbau der Lehramtsstudienplätze an der Universität Bremen.

Konkret kritisierten die Abgeordneten Christopher Hupe (Grüne) und Hauke Hilz (FDP), dass Studieninteressierte mit etwas schlechteren Abiturnoten an der Bremer Uni kaum eine Chance hätten, Lehramt zu studieren, weil es einen Numerus Clausus (N.C.) gebe. Die Christdemokraten erkundigten sich zudem danach, was der Senat davon halte, den N.C. für Lehramtsfächer an der Bremer Uni generell abzuschaffen. Immer wieder würden Bewerber für ein Lehramts-Studium abgelehnt, weil sie kein Einser-Abitur vorlegten, sagt auch Elke Suhr, Sprecherin der Gewerkschaft GEW. Das dürfe in Zeiten des Lehrkräftemangels nicht passieren. Im September waren 96 Lehrerstellen in der Stadt Bremen und 66 Stellen in Bremerhaven unbesetzt. Auch in Niedersachsen ist die Lage angespannt.

Was sagt die Bildungssenatorin zu den Ausbau-Forderungen?

Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) hält einen Ausbau der Ausbildung für notwendig: "Wir brauchen in Bremen insgesamt mehr Lehrkräfte." Steigende Schülerzahlen würden auch in den kommenden Jahren den Bedarf weiter steigen lassen: "Das gilt für alle Schulstufen und besonders für Fächer wie Physik, Chemie oder Sport." Aulepp betont, es sei gut, dass in Bremen endlich wieder Lehramtsstudierende mit dem Fach Sport ausgebildet würden. Bremen hatte das Sportstudium vor einigen Jahren gestrichen und dann wieder aufgebaut. Aulepp verweist zudem auf das neue Quereinstiegsprogramm "Back to school", mit dem das Bildungsressort schnell mehr Personal an die Schulen holen will. Im Zuge dessen wurden Stellen für 50 Lehrkräfte mit nur einem Fach geschaffen. Das Programm treffe auf "eine überwältigende Resonanz“, so Aulepp.

In welchen Lehramtsfächern gab es an der Uni Bremen zuletzt einen N.C.?

Einen Numerus Clausus (N.C.) gibt es dann, wenn es für ein Fach mehr Bewerbungen als Studienplätze gibt. Weil die Bewerberzahlen schwanken, kann sich jedes Jahr verändern, welche Fächer zulassungsbeschränkt sind. Zuletzt gab es an der Bremer Uni für diese Lehramts-Bachelor an weiterführenden Schulen einen N.C.: Deutsch (1,6), Geografie (1,7), Kunst (1,8), Politik (1,9), Biologie (2,0), Geschichte (2,2) und Englisch (2,7). Auch das Fach Inklusive Pädagogik für Gymnasien und Oberschulen hatte zuletzt einen N.C. (2,5). Für das Grundschul-Lehramt gab es einen N.C. in Deutsch (1,6), Mathe (2,0) und Kunst (2,5). Alle angehenden Grundschullehrer müssen entweder Mathe oder Deutsch belegen oder beides.

In welchen Fächern ist der Lehrermangel besonders groß?

Es herrscht nicht in jedem Fach Mangel. Das stellt Petra Perplies, Direktorin des Landesinstituts für Schulen (LIS) klar. "Mit Lehrkräften für Deutsch, Geschichte und Sachkunde kann ich die Weser pflastern", sagt Perplies. "Aber jeden Mathematiker, jeden Informatiker und jede Chemikerin vergolde ich." Es gebe zudem "einen dramatischen Bedarf an Sonderpädagogen für die Sekundarstufe I". In den vergangenen Jahren fehlten auch Sport- und Musiklehrer. Perplies weist darauf hin, dass viele der Mangelfächer an der Uni nicht zulassungsbeschränkt seien. "Wir müssten mehr junge Menschen überzeugen, andere Fächer zu studieren."

Derzeit stellt Bremen zweimal pro Jahr jeweils 200 Referendare ein, die dann eine anderthalbjährige Ausbildung durchlaufen. Die Referendariatsausbildung wurde in Bremen von 450 Plätzen im Jahr 2016 auf derzeit 600 Plätze ausgebaut, so Perplies.

Wie beurteilt man die Ausbau-Forderung am Landesinstitut für Schulen?

"Ich glaube nicht, dass es derzeit Sinn macht, die Referendariatsplätze aufzustocken", sagt LIS-Direktorin Perplies. Es habe in den vergangenen Jahren große Probleme gegeben, selbst die vorhandenen Plätze zu besetzten. Seit Beginn der Pandemie seien die Bewerberzahlen eingebrochen, schildert Perplies. "Die Studenten brauchen länger, um ihr Studium abzuschließen." Grund sei wohl der lange Lockdown an den Unis, so die Direktorin: "Wir sind unfassbar stolz, dass wir mit großen Bemühungen zuletzt alle 200 Plätze besetzen konnten."

Was sagt die Universität Bremen zu einem Ausbau?

Die Universität stehe einer Erhöhung der Kapazitäten grundsätzlich positiv gegenüber, sagt Maren Petersen, Konrektorin für Lehre und Studium an der Universität Bremen. Sie betont: "Allerdings braucht es dann zusätzliche Ressourcen. Diese beziehen sich nicht nur auf das Personal, sondern auch auf Räume und die gesamte Infrastruktur." Aktuell seien diese Ressourcen nicht an der Uni vorhanden. Zuletzt waren nach Angaben der Uni mehr als 1800 Studierende in Bachelor-Studiengängen eingeschrieben, die zum Lehramt an allgemeinbildenden Schulen führen und mehr als 900 Studierende in Master-Studiengängen.

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