Andere Städte wie Oldenburg, München oder Düsseldorf haben schon längst Parkzonen für E-Roller eingerichtet. In Bremen lassen sie noch auf sich warten. Was daran liegen mag, dass in der Neustadt erst mal ein Pilotprojekt anlaufen soll. „Wir sind auf der Zielgraden“, ist aus dem Innenressort zu hören. Aktuell stimme man den weiteren Ablauf mit dem Amt für Straßen und Verkehr (ASV) ab. „Genaueres können wir voraussichtlich im April berichten.“
Das Ortsamt Neustadt teilt mit Hinweis auf das ASV mit, das offizielle Beteiligungsverfahren beginne im Februar oder März. Der Beirat werde einbezogen, sagt Fionn Heinemann, Vertreter der Ortsamtsleitung. Doch erst wenn alle Beteiligten zugestimmt hätten, könne die Umsetzung auch tatsächlich erfolgen. Seine Prognose: „Wenn keine unvorhergesehenen Verzögerungen auftreten, kann hiermit in drei bis vier Monaten gerechnet werden.“
Mit anderen Worten: Frühestens im Frühjahr werden erste Parkflächen für E-Roller ausgewiesen. Und dann auch nur in einem eng begrenzten Bereich, dem Pilotquartier in der Neustadt. Immerhin herrscht jetzt Klarheit über den genauen Testbereich. Laut Heinemann soll das Pilotprojekt im Bereich Hohentor/Langemarckstraße über die Bühne gehen.
Erstmals hatte die Innenbehörde im April 2023 von einem Pilotprojekt gesprochen. Und damals auch durchblicken lassen, warum ein solcher Test überhaupt notwendig sei. Damit solle das Abstellen in bestimmten Abstellzonen erprobt werden, sagte Karen Stroink, Sprecherin des Innenressorts. Als Parkzonen böten sich Parkstreifen an oder kurze Abschnitte von diesen Streifen. Das Problem: „Es muss einerseits eine hinreichende Dichte an Abstellflächen bestehen; andererseits muss die Ausweisung von Abstellflächen auf den Bedarf angepasst werden, damit nicht unnötig Platz in Anspruch genommen wird.“
Anderswo verzichtet man auf Pilotprojekte. Die Landeshauptstadt Hannover habe per Ratsbeschluss den Auftrag, feste Abstellplätze im Bereich der Innenstadt auszuweisen, sagt Janine Herrmann, Sprecherin des Oberbürgermeisters. Im ersten Schritt würden Standorte festgelegt, aktuell befinde man sich in der Phase der Abstimmung. Außerhalb der Innenstadt soll weiter das sogenannte Free-Floating-Modell gelten, also das freie Parken auf legalen Abstellflächen. Ab wann es in der Innenstadt von Hannover die Parkzonen für E-Roller geben wird, ist laut Stadtsprecherin Herrmann noch nicht abzusehen. Die Sondernutzungssatzung, die auch diese Frage regeln soll, sei in Vorbereitung und solle möglichst im Sommer stehen.
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In Oldenburg hat man sich dieser Sorge schon entledigt. Für den verbliebenen Anbieter habe man „durchaus Parkzonen“, sagt Stadtsprecherin Juliane Goldbeck. „Diese liegen um die Fußgängerzone und auf den Bahnhofsvorplätzen. Das funktioniert nach unserer Wahrnehmung gut.“ Ein Pilotprojekt wurde dafür in Oldenburg ebenso wenig benötigt wie in Hannover.
Kritik von den Bremer Grünen
Kritisch sieht Grünen-Verkehrsexperte Ralph Saxe das Pilotprojekt. Wie berichtet, spricht er sich prinzipiell für eine Abkehr von Verkehrsversuchen aus. Das sei nichts, „was wir großartig ausprobieren müssen“. Vielmehr verlangt er eine schnelle Umsetzung der Roller-Parkzonen, diese Lösung sei in anderen Städten längst erprobt.
Von den beiden Anbietern in Bremen gibt es keine Vorbehalte gegen spezielle Abstellflächen für E-Roller. Insbesondere in München und Düsseldorf habe Bolt „gute Erfahrungen“ mit Parkzonen gemacht, sagt Firmensprecher Balthasar Scheder. Seine Tipps an die Verwaltung: Wichtig sei, dass die Zonen gut gekennzeichnet seien und in ausreichender Menge und Dichte geschaffen würden. „Erfahrungsgemäß sollten nicht mehr als 100 bis 150 Meter zwischen den Abstellzonen liegen.“ Das geplante Pilotprojekt in Bremen sehe man positiv und freue sich auf eine baldige Umsetzung.
Der zweite Anbieter Lime fordert sogar ausdrücklich Roller-Parkzonen. Als Abstellflächen könnten Gehwege „keine langfristige Lösung“ sein, schreibt Lime-Sprecherin Anna Montasser der Verwaltung ins Stammbuch. „Stellen Sie sich vor, alle würden ihre Autos auf Gehwegen parken, undenkbar!“ Dank Mikromobilität müsse nicht mehr jeder Weg mit einem großen Kraftfahrzeug zurückgelegt werden. „Der Bedarf eines ganzen Parkplatzes für ein Auto entfällt damit. Auf einen solchen Parkplatz passen dafür bis zu 15 E-Scooter.“
Bei der Schaffung von Parkflächen für E-Scooter geht es aus Sicht von Lime nicht nur ums eigene Interesse. „Hier können wir unsere Städte für uns Menschen zurückgewinnen und die Dominanz des Autos dahin verschieben, wo das Auto weiterhin gebraucht wird“, sagt Anna Montasser. Zur Finanzierung eigne sich die von den Roller-Anbietern erhobene Sondernutzungsgebühr. Montasser: „Wünschenswert wäre es, die Sondernutzungsgebühr mittelbar für die Errichtung von Parkflächen zu nutzen.“