Wenn es um Mehrausgaben im Bildungsbereich geht, sieht Senatorin Sascha Aulepp (SPD) nicht nur den Bund in der Pflicht. „Bremen muss und wird auch seinen Beitrag zur Absicherung der notwendigen Investitionen in Milliardenhöhe leisten müssen“, so die Senatorin in einem „Bremer Appell“ für mehr Bildungsgerechtigkeit. Allerdings soll das geschehen, „ohne dass die laufenden Haushalte über das Machbare hinaus eingeschränkt werden“. Wie berichtet, greift das angekündigte Bundessondervermögen Infrastruktur in Höhe von 100 Milliarden Euro nur bei Investitionen. Für weitere Ausgaben setzt Aulepp auf einen Mix aus Bundes- und Landesmitteln.
Zur Sprache kam das Thema am Donnerstag bei der zweiten Sitzung des Runden Tischs Bildung im Börsenhof A der Bürgerschaft. Definitiv umgesetzt werden soll eine Anregung aus der Arbeitsgruppe „Labor für gute Ideen“. Danach soll die bislang obligatorische Prüfung für den Mittleren Schulabschluss (MSA) wegfallen. „Eine zusätzliche Prüfung wollen wir den Schülerinnen und Schülern ersparen“, sagt Ressortsprecherin Patricia Brandt. Damit würden auch Lehrerkapazitäten freigesetzt. Den MSA hätte man somit schon in der Tasche, wenn die Gymnasiale Oberstufe erfolgreich absolviert ist.
Eine Erleichterung soll es auch für erst kürzlich zugewanderte Schüler im Fach Mathematik geben. „Oft beherrschen sie zwar den Stoff, schaffen aber den Abschluss in Mathe nicht, weil sie die Sachtexte nicht verstehen“, sagt Brandt. Um diesem Problem abzuhelfen, soll es im Frühjahr 2026 erstmals Sachaufgaben in unterschiedlichen Herkunftssprachen geben. Brandt: „Der Schwierigkeitsgrad bleibt gleich.“
Ebenfalls auf den Weg gebracht ist ein Online-Feedback-Tool für Schülerinnen und Schüler. Bereits im ersten Halbjahr des nächsten Schuljahrs soll es über die Lernplattform It‘s Learning verfügbar sein. Mithilfe regelmäßiger Umfragen sollen Probleme und Wünsche von Schülern in Erfahrung gebracht werden. „Das Feedback von Schülern erhöht nachweislich die Qualität von Unterricht“, sagt Brandt über das Instrument, das Schülervertretungen auch selbstbestimmt werden nutzen können.
Auch Strategien zur Personalgewinnung spielten eine Rolle. Bremen wolle den „Klebeeffekt“ verstärken, sagt Brandt. Wer in Bremen sein Referendariat gemacht hat, soll nach Möglichkeit am Standort gehalten werden. Der Grundgedanke: Bekundet jemand Interesse an einer Lehrerstelle in Bremen, wird ein Studienplatz zugesichert. In den Bereich Personalgewinnung fällt auch die Anregung, das zum Ende dieses Schuljahrs auslaufende Modellprojekt Schulbegleiter in Bremen-Nord zu erweitern. In diesem Projekt unterstützen sozial erfahrene Personen Kinder mit verschiedenen Beeinträchtigungen im Schulalltag. Bislang hat Bremen 16 Plätze bereitgestellt. Das Ziel: binnen Jahresfrist 50 weitere Plätze zu schaffen.
Nach derzeitigem Stand wird der Runde Tisch Bildung noch ein drittes Mal im Mai zusammenkommen. Bei dieser Gelegenheit wird Staatsrat Torsten Klieme laut Ressortsprecherin Brandt das Schulbauprogramm der kommenden fünf Jahre umreißen. Der Runde Tisch besteht aus drei Arbeitsgruppen zu den Themen Schulbau, Personal und Qualitätsentwicklung im Unterricht. Beteiligt sind unter anderem Vertreter aus der Wirtschaft, von Gewerkschaften, Behörden, den in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, Schülerrepräsentanten und der Zentralelternbeirat Bremen (ZEB). Auf Druck von 14 Bildungsverbänden hatte der Runde Tisch erstmals Ende Januar getagt.