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Sperrung der Gasversorgung Ein Mieter berichtet: So lebt es sich im Stubu-Gebäude am Rembertiring

Im Stubu-Gebäude ist auch nach vier Wochen Gassperre noch keine Zahlung durch den säumigen Vermieter eingegangen. Die Behörden suchen nun einen Weg, wie die 26 Bewohner ihre Abschläge direkt an die SWB zahlen.
20.02.2023, 13:56 Uhr
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Ein Mieter berichtet: So lebt es sich im Stubu-Gebäude am Rembertiring
Von Timo Thalmann

In den Wohnungen oberhalb der ehemaligen Diskothek Stubu bleiben die Heizungen weiterhin kalt. Die vom Energieversorger SWB am 16. Januar umgesetzte Sperrung der Gasversorgung wegen unbezahlter Rechnungen durch den Vermieter gilt auch nach mehr als vier Wochen noch. Ausbaden müssen das aktuell 26 Bewohner, die als Mieter regelmäßig ihre Nebenkosten bezahlt haben. Nach einem ersten Kontakt mit dem säumigen Hauseigentümer – eine allein von einem geschäftsführenden Gesellschafter vertretende GmbH in Münster – sind alle weiteren Kontaktversuche durch Mieter, Versorger und Behörden gescheitert. Auch auf Anfragen des WESER-KURIER gab es keine Reaktion.

Das Wohnungsaufsichtsamt hat in Kooperation mit der Sozialbehörde bereits unmittelbar nach der von der SWB verhängten Sperre Kontakt zu den Mietern aufgenommen und in den ersten Tagen Heizlüfter und Elektroheizungen verteilt. "An den Tagen und Nächten mit Minusgraden bringt das in der Wohnung Temperaturen so um 15 bis 16 Grad", berichtet Carol Limantara, einer der Bewohner des Hauses, die sich auf 23 Mietparteien verteilen. Der in den 1970er-Jahren errichtete Bau bietet vor allem kleine Einzimmerappartements. Davon steht rund die Hälfte schon seit Längerem leer, wie Mieter berichten.

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Limantaras Wohnung ist 20 Quadratmeter groß. Seit 2018 wohnt der aus Indonesien stammende 31-Jährige an dieser Adresse. Eingezogen ist er, als das Gebäude noch Stubu-Gründer Rainer Büsing gehörte. Nach dessen Tod im Mai 2019 haben die Erben die Immobilie an die Firma in Münster verkauft. "Da hat sich aber nur die Kontonummer für die Mietzahlungen verändert", sagt Limantara.

Nach den aktuellen Ereignissen will er jetzt möglichst schnell ausziehen. Seine Zahlungen nach Münster habe er nach Rücksprache mit Bekannten und einem Mieterverein vollständig eingestellt. "Das habe ich per Mail auch dem Vermieter mitgeteilt, aber darauf gab es auch keine Reaktion."

Weil Limantara seine Ausbildung als Hotelfachmann vor einigen Monaten beendet hat und jetzt mehr verdient, kann er nun auch eine höhere Miete stemmen. "Hier habe ich 300 Euro im Monat bezahlt plus 100 Euro Nebenkosten." Das habe sich seit seinem Einzug nicht verändert. Zudem habe es in den ganzen Jahren, die er dort wohnt, nie eine Jahresabrechnung gegeben, aus der hervorgeht, wie sich diese 100 Euro aufteilen. Niemals habe jemand irgendeinen Verbrauch irgendwo abgelesen. "Auch Nachzahlungen wurden nie gefordert, ebenso wenig gab es Rückzahlungen", berichtet er. Die vom Bund übernommenen Abschlagszahlungen für die Heizkosten im Dezember 2022 wurden demnach bislang auch nicht an die Mieter weitergereicht.

Das Innenressort, dem die Wohnungsaufsicht untersteht, hat unterdessen auf Anfrage mitgeteilt, dass der Vermieter offenbar auch bei der Wasser- und Stromversorgung im Zahlungsverzug ist, sodass weitere Sperren drohen. Weil die Mieter beim Strom für ihre Wohnungen eigene Verträge mit einem Versorger abschließen, betrifft Letzteres den Allgemeinstrom im Haus – etwa für die Beleuchtung im Treppenhaus, aber auch für die Aufzüge.

Am vergangenen Donnerstag hat das Ordnungsamt ein Mietertreffen organisiert und die Gründung einer sogenannten Mieternotgemeinschaft angeregt. Dann könnten die Betroffenen am Vermieter vorbei die künftigen Vorauszahlungen direkt an den Versorger überweisen. Die SWB wäre dann bereit, Sperrungen aufzuheben und auszusetzen. Dafür müsste allerdings ein Sonderkonto eingerichtet werden, auf das die Mieter ihren Anteil einzahlen und von dem aus dann in einer Summe an den Versorger überwiesen wird. "Es hat sich aber an diesem Abend niemand aus dem Haus bereit erklärt, die Organisation zu übernehmen und so ein Konto einzurichten", berichtet Limantara.

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Das Sozialressort will daher mit der SWB verhandeln, ob nicht doch Einzelverträge mit den Mietern über Wasser- und Gasversorgung möglich sind. Weil es aber offenbar bislang keine Möglichkeit gibt, den individuellen Verbrauch festzustellen, gilt dies als eher schwierig. Denkbar wäre eine Abrechnung aufgrund der Quadratmeterzahl der Wohnungen. "Unser Ziel ist es jedenfalls, die Heizung wieder in Betrieb zu nehmen und auch die Versorgung der Bewohner mit Strom und Wasser sicherzustellen", bekräftigt Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin des Innenressorts. Unabhängig davon werde man den Vermieter mit allen rechtlichen Mitteln in die Pflicht nehmen.

Ob die aus Sicht der Politik ausreichen, soll an diesem Dienstag auch Thema in der Bremer Bürgerschaft sein. Die Koalitionsparteien SPD, Grüne und Linke haben gemeinsam eine Aktuelle Stunde beantragt. "Fälle wie zuletzt in Huchting an der Robinsbalje und aktuell in Bremen-Mitte sind in den Wintermonaten besonders dramatisch. Die Leidtragenden sind in jedem Fall die Mieter", stellen sie in dem Antrag fest. Man wertschätze die Arbeit der Behörden, die den Menschen jetzt unbürokratische Hilfe leisteten. "Gleichzeitig muss das Parlament die Notwendigkeit weiterer Befugnisse und Meldepflichten diskutieren."

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