Grünes Licht für den Bremer Wesertunnel: Das Großprojekt kann trotz deutlicher Mehrkosten realisiert werden. Das hat die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) am Freitag bestätigt. Die Auftragsvergabe für den Bau sei abgeschlossen. Nach wochenlanger Unsicherheit ist damit auch klar, dass die Ringautobahn A281 als Ganzes eine Zukunft hat. Die A281 soll zukünftig die A27 mit der B6 und der A1 verbinden, mehrere Abschnitte sind bereits fertiggestellt.
Bau im Absenkverfahren
Ein Konsortium unter Führung der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG werde die Weserquerung als Einschwimm-Absenktunnel bauen, heißt es in der Deges-Mitteilung. "Es wird also nicht, wie etwa beim Hamburger Elbtunnel, gebohrt, sondern zunächst in der Weser ein Graben ausgebaggert, um in diesen dann die vorgefertigten Tunnelelemente absenken und miteinander verbinden zu können", erklärt Deges-Bereichsleiter Bernd Rothe. Im Vergleich zu einem Bohrtunnel sei das die wirtschaftlichere Variante. Zudem gehe das Projekt schneller voran, wenn man die Elemente außerhalb der Baustelle vorfertige – laut Deges soll das in Bremerhaven passieren.
Die Projektkosten werden, wie berichtet, mit rund 775 Millionen Euro veranschlagt. Ursprünglich hatte der kalkulierte Betrag bei etwa 385 Millionen Euro gelegen. Wegen dieser Steigerung, die die Deges vor allem auf die Baupreisentwicklung zurückführt, war die Zukunft des Wesertunnels in den vergangenen Wochen unsicher. Der Bund hatte die Mehrkosten zunächst nicht akzeptiert.
Für die Entscheidung, den Tunnel doch zu finanzieren, hat nicht zuletzt dessen Stellenwert in der Region gesprochen. "Die Vergabe des Bauauftrages des Wesertunnels ist eine gute Nachricht für den Wirtschaftsstandort Bremen", sagt Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. Die Querung sei "sowohl für den Nah- und Fernverkehr als auch für die Wirtschaft und als Hafen-Hinterlandanbindung von großer Bedeutung". Zudem habe die Deges belegen können, dass das Vorhaben "weiterhin wirtschaftlich (Nutzen-Kosten-Analyse) bei vergleichsweise kurzer Bauzeit realisiert werden kann", erklärt ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums auf Anfrage des WESER-KURIER. Das sei eine Grundvoraussetzung für die Auftragsvergabe gewesen.
Bremens Verkehrssenatorin reagiert erfreut auf die Nachricht der Deges. "Ich begrüße sehr, dass es jetzt Klarheit gibt und auch die letzten Zweifel ausgeräumt sind. Jetzt geht es darum, dass der Tunnel möglichst schnell gebaut wird", so Özlem Ünsal (SPD). Laut derzeitigem Plan soll der Verkehr Anfang 2029 durch den Tunnel fließen. In den nächsten Wochen stünden Gespräche mit dem beauftragten Unternehmen an, sagt Deges-Sprecher Ulf Evert. Ziel sei es, einen "belastbaren Bauzeitenplan" mit einzelnen Abschnitten aufzustellen.
Wayss & Freytag hat ihren Firmensitz in Frankfurt und ist nach eigenen Angaben deutschlandweit sowie international im Bereich Tunnelbau aktiv. Auf der Webseite wird zum Beispiel eine Ems-Dollart-Querung in den Niederlanden als Projekt angeführt. Spätestens seit dem vergangenen Jahr ist das Unternehmen auch in Bremen bekannt: Im Juni 2022 übernahm die Gruppe des Bremer Unternehmers Kurt Zech alle Anteile der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG. Die Ausschreibung für den Wesertunnel habe das Unternehmen gegen einen Konkurrenten gewonnen, so Evert.
Der Bau des Tunnels verzögert sich seit Jahren, angepeilte Termine mussten immer wieder verschoben werden. Unter anderem waren Anlieger gerichtlich gegen das Vorhaben vorgegangen. Die Planungen für die A281 hatten bereits Anfang der 1980er-Jahre begonnen. Im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen ist die Autobahn mit der Kennung "Vordringlicher Bedarf" aufgeführt. Die Fertigstellung der A281 mitsamt Tunnel gilt als wichtig, um den innerstädtischen Verkehr und die beiden Weserbrücken zu entlasten, die dringend saniert werden müssen. Auch zentrale Wirtschaftsstandorte sollen von der Anbindung profitieren. "Bremen als Logistikstandort und nicht zuletzt das Güterverkehrszentrum brauchen dringend die zusätzliche Weserquerung", so Ünsal. Die verkehrliche Entlastung sei zudem "ein riesiger Mehrwert für die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt".
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