Eines wird nicht passieren, da ist sich der Senat einig: Der so oft diskutierte Domshof darf in zwei Jahren keine Baustelle sein. Nichts soll stören, wenn am 3. Oktober 2026 in Bremen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit stattfinden und sich sämtliche Spitzen des Staates einfinden. Darauf hat Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) früh Wert gelegt. Doch was bedeutet das? Wird der größte Platz in der Innenstadt vorerst doch nicht umgebaut? Es gab einen Wettbewerb dazu. Es gab auch ein Ergebnis, das nach Protesten zwar verändert wurde, im Grundsatz aber weiterhin Bestand hat. Was also tun?
Die zuständige Behörde von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) bestätigt den Bagger-Bann: "Am Tag der Deutschen Einheit wird der Domshof keine Baustelle sein", erklärt Ressortsprecher Christoph Sonnenberg. Das ist die Maxime. Weil die Arbeiten einen gehörigen Vorlauf haben, Genehmigungen eingeholt werden müssen, Kosten kalkuliert und die Gremien der Bürgerschaft eingebunden sind, ist das kein Fingerschnippen.
Bis zu einem möglichen Baustart dürften noch etliche Monate ins Land gehen, und dann wäre so viel auf einmal zu bewerkstelligen, dass die Zeit bis zum 3. Oktober 2026 wahrscheinlich nicht reichen würde. Die Wirtschaftsbehörde sinnt deshalb über ein anderes Vorgehen nach: "Wir prüfen derzeit, ob der Umbau des Domshofs in unterschiedlichen Teilabschnitten umgesetzt werden kann", sagt Sonnenberg.
Abschied genommen hat man im Laufe der Diskussionen von den Plänen für ein Fahrradparkhaus im Bunker unter dem Domshof. Passé ist in dem Zusammenhang auch der Bau einer vier Meter hohen Düne am unteren Ende des Platzes. Sie sollte gestalterische Funktion haben, gleichzeitig aber auch als Eingang zur Radabstellanlage dienen.
Die Düne gibt es in den modifizierten Entwürfen der Landschaftsarchitekten noch, sie soll nur nicht mehr so hoch werden. Im aufgeschütteten Erdreich könnten Bäume ihre Wurzeln schlagen. Vorgesehen ist außerdem eine Art Pyramide als Genusspavillon, rund 13 Meter hoch und in der Nähe des Doms postiert. Schließlich bekommt der Radweg eine neue Führung: nicht mehr länger an den Geschäften, an Markthalle Acht und Manufactum entlang, sondern auf der gegenüberliegenden Seite, vorbei an Deutscher Bank und dem Gebäude der ehemaligen Landesbank.
Auch an der Neufassung der Pläne hat es bereits Kritik gegeben. Der Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) im Lande Bremen lehnt die Düne, diesen "landschaftlichen Tribünen-Hügel", wie es in einer Mitteilung hieß, grundsätzlich ab. Sie bilde mit ihren nun zwei Metern als höchstem Punkt immer noch eine Barriere und beeinträchtige den Blick auf den Marktplatz. Ähnlich störend sei der geplante Genusspavillon. Finger weg vom Domshof, lautet kurz gesprochen die Botschaft des BDA: "Er ist Bestandteil einer einzigartigen Platzfolge vom Liebfrauenkirchhof über den Marktplatz und Grasmarkt bis zur Bischofsnadel und bildet die einzige freie Fläche in der erweiterten Bremer Innenstadt."
Ins gleiche Horn blies in dieser Woche Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki. Bei einer Veranstaltung des Bremer Zentrums für Baukultur rechnete er noch einmal mit den ursprünglichen Entwürfen für den Domshof ab, insbesondere mit der Düne: "Dieser Plan war respektlos, unhistorisch und im Übrigen auch unpraktisch." Finger weg, so sieht es auch Skalecki: "Der Platz ist doch gut, wie er ist, er kann doch so bleiben." Bremen müsse wegen der Nähe des Domshofs zum Welterbe Rathaus und Roland aufpassen, dass es durch die geplanten Veränderungen nicht Ärger mit der Unesco bekomme.
Die Wirtschaftssenatorin zeigte sich unbeeindruckt, als der BDA seine Einwände vortrug: "Der aktuelle Entwurf genießt breite Zustimmung von Anrainern und relevanten Behörden und wird den Domshof zu einem lebendigen Treffpunkt machen", ist Vogt überzeugt. Die geplante Düne sei ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts und der multifunktionalen Nutzung des Platzes. Nur durch die Erhebung sei es an der Stelle möglich, neue Bäume anzupflanzen.
Dass Bremen am 3. Oktober 2026 in seiner guten Stube rund um den Dom klar Schiff haben will, hängt mit einer Verabredung unter den Bundesländern zusammen. Sie wechseln sich mit den Einheitsfeierlichkeiten ab, ein fester Turnus. Bremen war zuletzt 2010 dran und ist es nach 16 Jahren wieder.