„Dies ist kein Wahlplakat. Ich wurde schon gewählt“, steht auf dem großen Plakat, das genau aussieht wie ein – Wahlplakat. Zumal neben dem Schriftzug eine Frau den Betrachter anlächelt. Keine Politikerin, sondern Bremens Polizei- und Feuerwehrbeauftragte Sermin Riedel. Der Grund dafür, dass sie zehn Tage lang auf 59 Großflächen in ganz Bremen und darüber hinaus noch auf mehreren großen digitalen Anlagen und auf zehn sogenannten Mega-Lights zu sehen war, ähnelt dem Sinn und Zweck von Wahlplakaten mit Politikern dann aber durchaus: „Es ging darum, bekannter zu werden“, sagt Riedel. „Das war eine gute Möglichkeit, Öffentlichkeit herzustellen. Die Chance habe ich gerne genutzt.“
Diese „Chance“ bot ihr ein seit Jahren etabliertes Praxisprojekt von Marketingstudenten der Universität Bremen in Kooperation mit dem Unternehmen Ströer, ein Anbieter für regionale Online- und Außenwerbung. Die Studierenden entwickeln dabei eine Werbekampagne, die auf den Flächen von Ströer umgesetzt werden. Auf diese Weise wurde in den vergangenen Jahren bereits für den Landesbehindertenbeauftragten geworben, für die Bürgerschaft, für den Bremer Fußballverband oder eben in diesem Jahr die Polizeibeauftragte Sermin Riedel.
Ihre organisatorisch beim Präsidenten der Bürgerschaft angedockte Stelle gibt es erst seit gut zwei Jahren. Da sei es bei der Kampagne in erster Linie darum gegangen, „Sichtbarkeit herzustellen“, erklärt sie den Ansatz der Werbekampagne. „Große Reichweite zu erzielen, einfach mal stattzufinden.“ Dass es auf dem Plakat selbst keinerlei inhaltlichen Botschaften zu ihrer Tätigkeit gebe, sei gewollt. „Das Plakat soll ins Auge stechen, auch irritieren, damit sich die Menschen überhaupt damit beschäftigen.“ Der Spruch, dass dies kein Wahlplakat sei, erkläre sich aus der zeitlichen Überschneidung mit den Werbungen für die Europawahl.
Umfrage zum Erfolg der Aktion
6700 Euro aus ihrem Etat musste die Polizei- und Feuerwehrbeauftragte dafür bezahlen, in Rechnung gestellt wurden ihr lediglich die technischen Kosten wie Druck und Aushang. Ströer verdiene an dieser Aktion nichts, sagt Wiebke Bleis, Niederlassungsleiterin Bremen/Niedersachsen des Unternehmens. Unter normalen Bedingungen wäre ein Vielfaches dieser Summe für eine derart umfangreiche Werbung zu berappen gewesen.
Ob die Kampagne aber auch Wirkung erzielt hat, ist ebenfalls Gegenstand des Projekts. Eigens hierfür gibt es eine Umfrage der Studierenden. Die Ergebnisse werden Mitte Juli vorgestellt.