Eisenbahnbrücken spielen für den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene eine wichtige Rolle. Langfristig verlassen kann man sich auf viele der Bauwerke jedoch nur bedingt. Eine Auswertung der Deutschen Bahn zeigt, dass 70 von 153 Eisenbahnbrücken im Land Bremen größere Schäden aufweisen. Sie müssen saniert und perspektivisch teilweise durch Neubauten ersetzt werden.
Wie steht es um die Bremer Eisenbahnbrücken?
Die DB Infrago AG, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, definiert vier Zustandskategorien. Brücken der ersten Kategorie weisen keine oder punktuelle Schäden auf. Das trifft den Angaben nach in Bremen auf 43 und in Bremerhaven auf drei Bauwerke zu. Brücken der zweiten Kategorie sind laut einer DB-Sprecherin von "kleineren Schäden" betroffen (30 in Bremen, sieben in Bremerhaven). Die in Bremen (52) und Bremerhaven (14) am stärksten vertretene dritte Kategorie umfasst der Sprecherin zufolge Brücken mit "größeren Schäden". Eine Einordnung in die vierte Kategorie bedeutet, dass das Bauwerk nicht mehr sinnvoll sanierbar ist, sondern perspektivisch ersetzt werden sollte – diese Bewertung erhalten zwei Bremer und zwei Bremerhavener Brücken.
Welche bekannten Beispiele gibt es?
Die Eisenbahnbrücke neben der Stephanibrücke ist der dritten Kategorie zugeordnet. Das Bauwerk aus den 1960er-Jahren gehört zur Bahnstrecke Bremen-Oldenburg. Den gleichen Zustand bekommt die Überführung über den Gustav-Deetjen-Tunnel am Hauptbahnhof attestiert. Die Einstufung gilt auch für mehrere weitere Brücken, die in östlicher Richtung auf Höhe Bismarckstraße über die Bahnstrecke führen. Ein langjähriges Sorgenkind aus dem Bremer Norden, die Burger Eisenbahnbrücke über die Lesum, fällt in die zweite Kategorie – Grund für das gute Abschneiden dürfte die Teilsanierung sein, die 2022 erfolgte. Die zwei Bremer Brücken mit der schlechtesten Bewertung sind verhältnismäßig klein. Sie liegen am Mählandsweg in Gröpelingen und am Neuenweg in Hastedt.
Welche Bremerhavener Brücken sind sanierungsbedürftig?
Mehrere Eisenbahnbrücken in Geestemünde, insbesondere im Bereich der Geeste selbst und der Straße Zur Hexenbrücke, sind den beiden schlechtesten Kategorien zugeordnet.
Welche Schäden liegen konkret vor?
Die DB legt auf Nachfrage zu einzelnen Brücken keine detaillierten Informationen vor. Eine Sprecherin verweist lediglich auf die allgemeinen Zustandsbewertungen. Sie betont zudem, dass die Kategorisierung keine Aussage über die Betriebssicherheit treffe. Diese werde durch regelmäßige Inspektionen sichergestellt. "Selbst Brücken der schlechtesten Zustandskategorie sind für die Nutzung des Eisenbahnbetriebs sicher, sonst würde gar kein Betrieb zugelassen", so die Sprecherin.
Wie sehen die Sanierungs- und Neubaupläne aus?
Ein großes Projekt läuft seit drei Jahren in Bremen-Vegesack, wo die Eisenbahnbrücke an der Hermann-Fortmann-Straße erneuert wird. Nach mehreren Verzögerungen und wiederkehrenden Verkehrseinschränkungen geht die DB derzeit von einem Abschluss der Arbeiten im Mai 2026 aus. In Hemelingen erneuert die DB nach eigenen Angaben noch bis Ende 2026 die "Fachwerkbrücke" an der Weser. Das Bauwerk stammt aus dem Jahr 1915, der Rückbau soll im März 2025 beginnen und wird mit Einschränkungen im Zugverkehr verbunden sein. Für das Projekt sind 59 Millionen Euro veranschlagt. An der Bahnbrücke am Mählandsweg (Kategorie 4) würden regelmäßig Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, so die DB-Sprecherin. Zu einer Erneuerung könne sie derzeit keine Angaben machen. Zu weiteren Brücken äußert sich die DB nicht konkreter.
Was ist in Bremerhaven geplant?
In Bremerhaven werden der Sprecherin zufolge noch bis zum Jahresende die Überführungen an der Schlachthofstraße und der Hexenbrücke erneuert. Im März 2025 sollen die Arbeiten im Bereich der Überführung An der Mühle (Kategorie 4) beginnen.
Wie wird über Sanierungen entschieden?
Welche Brücken die DB wann erneuert, hängt nach eigenen Angaben vom technischen Zustand, der Belastung der Strecke (zum Beispiel Anzahl der Zugfahrten und deren Geschwindigkeit) sowie betrieblichen Belangen ab.
Wie schneidet Bremen im bundesweiten Vergleich ab?
Bundesweit ordnet die DB rund ein Drittel der Eisenbahnbrücken den beiden schlechtesten Kategorien zu – also anteilsmäßig deutlich weniger als in Bremen. Der Vergleich mit Niedersachsen fällt für Bremen noch schlechter aus: Im Nachbarland weist etwa jede vierte Brücke größere Schäden auf.