Bremens Schulen müssen wachsen, und zwar schnell. An vielen Schulstandorten wird es eng, mehr Räume für die steigende Zahl von Schülerinnen und Schülern werden gebraucht. Um den Bau neuer Schulgebäude zu beschleunigen, will Bremen verstärkt auf modulares und serielles Bauen setzen. Bisher hat man diese Bau-Strategien erst an einzelnen Standorten genutzt.
Serielles Bauen meint, nicht jedes Gebäude von Grund auf neu zu planen, sondern einmal einen Prototyp eines Gebäudes zu entwerfen, den man dann nur variiert und an den jeweiligen Standort anpasst. Modulares Bauen setzt darauf, mit großen vorgefertigten Bauteilen zu arbeiten, die vor Ort zu einem Haus zusammengesetzt werden. Beide Verfahren sollen langwierige Bauprozesse beschleunigen, wenn etliche Gebäude ähnlichen Typs entstehen.
In Bremen wird seit Jahren – teils von Elternvertretern, teils von Senatsmitgliedern und Behördenleitungen – immer wieder die Forderung in den Raum geworfen, beim Schul- und Kita-Ausbau mehr auf serielles und modulares Bauen zu setzen. Zuletzt war es die scheidende Bausenatorin Maike Schaefer, die einen Impuls gab, mehr auf diese Bau-Strategien zu setzen. Doch bisher sind die Erfahrungen mit diesen Techniken in der Stadt überschaubar. "An einzelnen Standorten machen wir das schon", sagt Udo Stoessel, Referatsleiter für Schulausbauplanung im Bildungsressort. Zum Beispiel sei eine Mensa in Obervieland in Modulbauweise entstanden.
Auch die neue Grundschule in der Gartenstadt Werdersee, die derzeit gebaut wird, entstehe vor Ort aus großen Holzelementen. "Die Erfahrungen daraus sollen ausgeweitet und in die Fläche getragen werden", sagt Stoessel. Auch im Koalitionsvertrag heißt es, man wolle modulares und serielles Bauen verstärkt umsetzen. Gerade beim Bau von Sporthallen und Mensa-Gebäuden, die in Bremen noch reihenweise gebraucht werden, könne serielles Bauen genutzt werden, sagt Stoessel. "Damit man nicht jedes Gebäude neu erfinden muss."
Es müsse jetzt eine Planungsgruppe mit Vertretern von Bauressort, Bildungsressort und Immobilien Bremen zusammenkommen, um gemeinsam die Grundlagen für serielles und modulares Bauen von Schulgebäuden festzulegen, schildert der Referatsleiter. Der absehbar benötigte Schulausbau hat in Bremen enorme Dimensionen: Gebraucht werden laut Bildungsressort in den kommenden Jahren etwa 20 komplett neue Schulgebäude in der Stadt, zusätzlich zehn bis 15 Mensen und fünf Sporthallen.
Es sei wichtig, beim Bau neuer Schulen schneller zu werden, sagt Stoessel. Die Behörde wolle möglichst wenig auf Mobilbauten zurückgreifen. "Wir mieten auch Gebäude für Schulen an, um schneller zu werden", sagt Stoessel. Er verweist auf das Beispiel der Helmut-Schmidt-Schule – eine Berufsschule, die gut 5000 Quadratmeter in einem von der Behörde angemieteten Bürogebäude in der Überseestadt bezog. In dem Gebäude ist auch Mondelez ansässig.
Elternbeirat: "Ganze Schulen fehlen"
Elternvertreter schildern, wie dringend die Schulgebäude gebraucht werden. „Die Kinder sind schon da, auch heute gibt es in den Schulen schon keinen freien Sitzplatz mehr“, sagt Martin Stoevesandt, scheidender Sprecher des Zentralelternbeirats (ZEB). "Im Grundschulbereich fehlen ganze Schulen." Und prognostiziert werde, dass die Schülerzahlen in den kommenden fünf Jahren weiter steigen. Derzeit gebe es mehrere Grundschulen, deren Schülerzahl pro Jahrgang sich nun verdopple, sagt Stoevesandt. „Und die Zahlen müssen gar nicht steigen, es funktioniert schon jetzt nicht mehr.“ Ein Beispiel dafür sei die Grundschule an der Fischerhuder Straße in Gröpelingen, die nun auf fünf Klassen pro Jahrgang anwachse: "Alle Differenzierungsräume dieser Schule werden künftig als Klassenräume missbraucht." Damit gebe es keine Möglichkeit mehr, mit kleineren Schülergruppen in andere Räume auszuweichen.
Die jetzigen Grundschul-Kapazitäten in Huchting reichen weiterhin nicht aus, obwohl im Stadtteil schon eine neue Grundschule gegründet wurde, sagt auch Achim Kaschub, Vorsitzender der Bremer Schulleitungsvereinigung. Und die Raumkapazitäten an den weiterführenden Schulen seien ebenfalls endlich. „Wenn man sieht, wie lange es dauert, bis Schulneubauten fertig werden, dann wird man schon nervös“, sagt Kaschub. Einige Schulleitungen seien in Sorge: "In der Massivität, wie jetzt Schulausbau ansteht, fragt man sich schon, wie das gehen soll."
Wenn serielles Bauen zur Beschleunigung beitrage, sei dies zu begrüßen, so Kaschub: „Per se ist der Gedanke sinnvoll, wenn man die Individualität von Schulen nicht ganz vergisst.“ Es bleibe wichtig, neue Gebäude an die konkreten Belange und Konzepte des jeweiligen Schulstandorts anzupassen. Es mache zum Beispiel einen großen Unterschied, ob eine Schule auf die Arbeit in verschiedenen Jahrgangshäusern setze oder alle Fachräume in einem zentralen Gebäude versammele.