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"Floating Homes" Warum das Wohnen auf dem Wasser in Bremen nicht funktioniert

In Bremen spielt sich das Leben gerade im Sommer oft am Wasser ab. Auf dem Wasser zu wohnen, ist bislang jedoch nicht möglich – ein Gefühl für diese Wohnform können Bremer trotzdem bekommen.
10.05.2024, 05:38 Uhr
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Warum das Wohnen auf dem Wasser in Bremen nicht funktioniert
Von Felix Wendler

Am Wasser zu leben, ist für viele Menschen ein Traum. Manche wollen noch näher ran, das Wasser direkt unter sich haben. Wohnen auf dem Fluss, dem See oder Kanal – in einigen Städten ist das gängige Praxis. Bremen gehört nicht dazu, obwohl sich traditionell viel Leben am Fluss abspielt. Warum ist das so? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Wohnen auf dem Wasser.

Welche Rolle spielt das Thema in Bremen?

Über schwimmende Häuser, auch "Floating Homes" genannt, wird in Bremen seit mindestens 20 Jahren diskutiert. Vor rund einem Jahr bezeichnete das Bauressort die Häuser als "grundsätzlich interessantes ergänzendes Angebot für den Wohnungsmarkt". Darüber hinaus sind die Aussichten allerdings schlecht. Laut einer Vorlage für die Baudeputation wurde "eine systematische Prüfung des gesamten Gewässersystems im Stadtbereich Bremen" durchgeführt, bei der "nahezu keine" geeigneten Standorte gefunden worden seien. Der beiliegende Bericht stammt aus dem Jahr 2007, hat der Behörde zufolge aber weiterhin Bestand.

Was spricht gegen die verschiedenen Standorte?

Oft sind es Nutzungskonflikte – zum Beispiel mit Sportbootliegeplätzen oder Naherholungsflächen. Hinzu kommen Lärmprobleme, Naturschutzgründe, Hochwassergefahren und der starke Tidenhub in vielen Bereichen. Der Untersuchungsbericht geht auf 30 mögliche Standorte näher ein, von denen 18 als nicht geeignet eingestuft werden. Zwölf erhalten das Siegel "gegebenenfalls weiter verfolgen". Diese Standorte sind jedoch in der Mehrzahl ebenfalls mit kritischen Kommentaren versehen. Für die Kleine Weser beim Teerhof ist zum Beispiel "Hochwasser" vermerkt.

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Welche Regeln gelten für das Wohnen auf dem Wasser?

Wer dauerhaft auf dem Wasser wohnen will, muss die gleichen baurechtlichen Anforderungen erfüllen, die für das Wohnen an Land gelten. Es braucht eine technische Infrastruktur für Wasser, Abwasser, Strom, Wärme und die Müllentsorgung. Der "Erschließungsaufwand" sei hoch, ist in der Vorlage zu lesen. "Zudem muss in Notfällen die Rettung der Nutzerinnen und Nutzer der Floating Houses gewährleistet werden können", heißt es. Die Gefährdung der Bewohner durch Sturmfluten und Wellengang spreche zum Beispiel gegen den Europahafen als Standort, nach dem sich der CDU-Deputierte Michael Jonitz erkundigt hatte.

Welche städtebaulichen Probleme gibt es?

Der Europahafen zeigt auch, dass die Probleme nicht nur auf dem Wasser bestehen. Laut Behördenantwort konnten in der Überseestadt die Normwerte zur baulichen Dichte überschritten werden, "da die angrenzenden Wasserflächen von den Promenaden aus als Freiräume erlebbar sind". Bei einer Wohnnutzung auf dem Wasser fiele dieser "Freiflächenausgleich" weg.

Wie sieht es in anderen Städten aus?

In Amsterdam ist das Wohnen auf dem Wasser verbreitet. Rund 2500 Hausboote, die als ständige Wohnsitze dienen, gibt es dort. Möglich ist das zum einen, da frühzeitig politische Voraussetzungen für das Wohnen auf dem Wasser geschaffen worden sind. Andererseits bieten die Gewässer gute Bedingungen für diese Wohnform. Bremen hingegen verfügt der Behörde zufolge "nicht über geeignete brachliegende Hafenbecken, Kanalsysteme und ruhige Nebengewässer". Etwas anders sieht es in Hamburg aus, das im Stadtgebiet eher Amsterdam als Bremen ähnelt. Dort gibt es an verschiedenen Stellen feste Wohnsitze auf dem Wasser – insgesamt ist diese Wohnform aber auch in Hamburg eine Randerscheinung.

Was unterscheidet Hausboote und "Floating Homes"?

"Floating Homes" können zwar auch in Bootsform existieren, sind in Deutschland aber rechtlich gesehen von Hausbooten zu unterscheiden. Letztere haben einen Motor, können ihren Standort wechseln und dienen offiziell Freizeitzwecken. Es gibt jedoch eine Dunkelziffer von Hausbootbesitzern, die auf ihren Booten über längere Zeiträume hinweg wohnen.

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Wo kann man das Wohnen auf dem Wasser testen?

Seit dem Frühjahr 2023 gibt es am Lankenauer Höft in Woltmershausen schwimmenden Ferienwohnungen. Zu den damals eröffneten drei Unterkünften sind zehn weitere hinzugekommen. Betreiberin Sandra Bührmann spricht von einer großen Nachfrage. Auch im Winter seien Buchungen eingegangen. Beschädigungen durch Unwetter, Hochwasser oder andere äußere Einflüsse habe es bislang nicht gegeben.

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