Häuser nicht am, sondern auf dem Wasser: Bislang dümpeln die Überlegungen zu dieser alternativen Wohnform in Bremen vor sich hin. Zuletzt hatte sich vor rund zwei Jahren die SPD beim Senat nach Chancen für sogenannte Floating Homes erkundigt, im Bauressort wurden Gespräche mit der gleichnamigen Verdener Firma über acht potenzielle Standorte geführt – zu einem Ergebnis führte dieser Austausch aber nicht. Nun soll es einen neuen Anlauf geben, in der Behörde will sich Staatsrätin Gabriele Nießen das Thema wieder vornehmen. „Wir werden im März dazu Gespräche mit Projektentwicklern aufnehmen“, sagt sie. Dabei soll es nicht nur um Wohnraum auf dem Wasser gehen, sondern auch um die Möglichkeiten für Gastronomie, Veranstaltungen oder Büroflächen.
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Hausboote in Bremen: Grundvoraussetzungen sind schwierig
Unwahrscheinlich ist, dass es in absehbarer Zeit – wie vor Kurzem vom Wirtschaftsrat der CDU gefordert – ganze Siedlungen von schwimmenden Häusern oder Hausbooten auf den Bremer Gewässern geben wird. Dazu sind die Grundvoraussetzungen in Bremen nach bisheriger Einschätzung des Ressorts von Senatorin Maike Schaefer (Grüne), die unter anderem für Stadtentwicklung und Wohnungsbau zuständig ist, zu schwierig. Anders als in Hamburg oder Berlin fehlen Kanäle, die Platz bieten; die Weser als Bundeswasserstraße unterliegt strengen Auflagen und hat zudem einen Tidenhub. Andere Gewässer und Flüsse wie Lesum und Wümme stehen unter Naturschutz oder besitzen wie der Werdersee obendrein eine wichtige Funktion als Naherholungsgebiet. Mögliche Wasserflächen, die in dem damaligen Gespräch aufgezeigt wurden, gibt es laut Behördensprecher Jens Tittmann im Holz- und Fabrikenhafen.
„Wir werden mögliche Standorte hinterfragen und sehen, ob man sie neu beurteilen kann“, sagt Nießen. Geschaut werden soll ihr zufolge mit „dem Blick des Möglichmachens“. Grundsätzlich brauche auch Bremen nicht nur zusätzlichen Wohnraum, sondern auch alternative Wohnformen. „Davon haben wir bislang zu wenige in der Stadt“, sagt die Staatsrätin. Auch Timo Bahn, Projektentwickler bei Floating Homes, sieht „mittelfristig große Möglichkeiten für Bremen“. „Wir wollen die Thematik im norddeutschen Raum voranbringen.“ Im Frühjahr soll zudem neue DIN-Spezifikationen für die schwimmenden Bauten veröffentlicht werden. Bahn: „Das könnte die Genehmigungsverfahren vereinfachen.“
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Weiter als bei den Floating Homes ist die Stadt inzwischen beim Thema Tiny Houses. Es gibt Pläne einer Initiative für bis zu zwölf der Mini-Häuser mit weniger als 40 Quadratmetern in klimafreundlicher Bauweise auf einem Grundstück an der Stromer Straße in Woltmershausen. Der Beirat hat sich grundsätzlich für das Projekt ausgesprochen. Das Problem in Woltmershausen: Es gibt bereits einen Bebauungsplan, der aber Tiny Houses nicht berücksichtigt. Im Moment arbeiten die Stadtplaner des Büros von Käthe Protze und Christoph Theiling noch an einem Gutachten zu bau- und planungsrechtlichen Fragen, Ende März sollen die Ergebnisse vorliegen. Diese könnten dann auch als Grundlage für die Umsetzung weiterer Vorhaben dienen. Für Gabriele Nießen könnten Tiny Houses auch im innerstädtischen Gebiet Chancen für die Nach- oder Innenverdichtung von Wohnraum sein. „Aber es muss natürlich die Flächen geben“, sagt sie und nennt in diesem Kontext auch die dritte Ebene, also Dächer von Parkdecks oder Supermärkten als Möglichkeiten.