In Amsterdam prägen sie das Stadtbild, in Hamburg und Berlin liegen sie an Kanälen im Stadtzentrum: Boote, auf denen Menschen dauerhaft wohnen. Was mancherorts völlig normal wirkt, ist in weiten Teilen Deutschlands trotz wachsender Beliebtheit noch ungewöhnlich. Auch in Bremen. Und das wird mittelfristig auch so bleiben. Eine Antwort des Senats auf eine Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion schätzt das Potenzial von schwimmenden Häusern auf Bremer Gewässern eher zurückhaltend ein. Überhaupt, so sagen es auch Experten, ist das Wohnen auf Wasser kein tauglicher Weg, um den Wohnungsmangel an Land einzudämmen.
„Floating Homes helfen in keinem Fall gegen die Wohnungsnot. Und sie helfen uns auch nicht, um mehr bezahlbare Wohnungen zu bekommen“, sagt Jens Tittmann, der Sprecher von Bausenator Joachim Lohse (Grüne). Tittmann verweist auf verschiedene Hindernisse, um Wohnen auf dem Wasser in Bremen realisieren zu können. So habe die Weser den Status einer Bundeswasserstraße – was Wohnprojekte auf dem Fluss planungsrechtlich schwierig mache. Im Bereich der Überseestadt gebe es einen Tidenhub von 4,20 Meter, was die Infrastruktur mit Strom- und Wasserversorgung sowie Abwassersystem enorm teuer machen würde. Und in anderen Bereichen, etwa auf dem Werdersee, stünden Umweltschutz und Naherholungsfunktion einer Wohnbebauung auf dem Wasser entgegen.
Auch wenn man im Bauressort eine gewisse Skepsis bei diesem Thema hört – es ist mit der Antwort auf die SPD-Anfrage nicht vom Tisch. Immerhin gibt es einen soliden Investor, der in Hamburg schon etliche Häuser in den Kanälen der City schwimmen lässt und seit Jahren auch auf Bremen schielt. Es ist Floating Homes aus Verden, ein eigenständiges Unternehmen der Matthäi-Gruppe. Der Europahafen etwa sei „ein hochinteressanter Standort“, heißt es. Flächen des Hafen-Areals sind planerisch sogar für solche Zwecke freigehalten worden. Der Senat sieht dort allerdings nicht das Wohnen in schwimmenden Bauten als primäres Ziel. In der Antwort auf die SPD-Anfrage heißt es: „Eventräume oder Gastronomie können an einzelnen Standorten eine Ergänzung der bestehenden Infrastruktur sein.“
Vor rund vier Wochen haben das Bauressort und das Unternehmen aus Verden ein Gespräch geführt. Für Anfang Mai ist eine weitere Zusammenkunft geplant. Floating Homes wurde eine Liste mit acht potenziellen Standorten übergeben. Der Betriebshafen des Wasser- und Schifffahrtamts in Farge ist angeblich eine Option, der Allerhafen in Hemelingen oder für die warme Jahreszeit auch die Kleine Weser im Bereich des Teerhofs. Der Senat wartet nun auf „ernsthafte Vorschläge“ von Seiten des möglichen Investors. Die in früheren Debatten genannten Standorte am Werdersee oder an der Marina in Habenhausen sind laut Tittmann kein Thema. „Da haben wir einen Riegel vorgeschoben.“ Sie kämen wegen ihres hohen Naherholungs- und Freizeitwerts nicht infrage.
In den vergangenen Jahren hatte sich vor allem der Verein Ökostadt Bremen dafür stark gemacht, das Potenzial für schwimmende Häuser zu prüfen. Doch schon auf eine parlamentarische Anfrage der SPD im August 2016 hatte der Senat zurückhaltend reagiert. Vor allem den Verein Ökostadt Bremen hat das damals bitter enttäuscht. Auch aktuell ist aus Politiker- und Expertenkreisen zu hören, dass man sich bei dieser Thematik etwas mehr Elan im Bauressort wünsche. Tittmann entgegnet: „Das Bauressort betreibt keinen Verhinderungskurs.“
Heiko Strohmann, Abgeordneter und Landesgeschäftsführer der CDU, mag bei der Sache nicht auf Attacke setzen. „Die Antwort des Senats ist schon korrekt.“ Er meint aber auch: „Man muss auch mal querdenken.“ Strohmann könnte sich etwa durchaus ein überschaubares Areal für schwimmende Häuser auf dem Werdersee vorstellen. Und in Bremerhaven biete sich vielleicht der Bereich hinter der Fischereihafenschleuse an.
„Die Chancen, die es gibt, sollte man auch ergreifen“, sagt Björn Tschöpe, Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Eine Zahl von 50 bis 80 Floating Homes in Bremen hält er am Ende für realistisch. Aber natürlich sei das kein „robuster Beitrag gegen den Wohnungsmangel“. Auf alle Fälle sollte Bremen ein Pilotprojekt anschieben. Tschöpe: „Wohnen auf dem Wasser wäre ein charmanter Farbklecks im Bremer Wohnangebot.“