Der Erbrichterweg war überflutet, Timmersloh war eine Hallig und jenseits der Deiche stand fast alles unter Wasser. In Borgfeld sind diese Erinnerungen an den Jahreswechsel noch frisch. Am Mittwoch hat der Bremer Senat nun eine Zwischenbilanz des Wümme-Hochwassers vorgelegt. Auf 15 Seiten beantwortet die Landesregierung 50 Fragen der CDU-Bürgerschaftsfraktion.
Eine wichtige Information fehlt allerdings: Auf welche Summe belaufen sich die Flutschäden insgesamt? Das benachbarte Niedersachsen geht in einer groben Schätzung von mindestens 161 Millionen Euro aus. Mit einer Zahl für Bremen ist spätestens am 23. Mai zu rechnen, wenn Umwelt- und Innendeputation in einer gemeinsamen Sondersitzung Bilanz ziehen. So äußert sich der Senat zu anderen zentralen Fragen.
Soforthilfen
Den Bremer Behörden sind etwa 100 Personen, Haushalte oder gemeinnützige Organisationen bekannt, die Flutschäden zu beklagen haben. Zu Art und Höhe lägen keine abschließenden Informationen vor, teilweise liefen die Schadensauswertungen noch. "Soweit Versicherungen zahlten, waren deren Leistungen vorrangig in Anspruch zu nehmen", heißt es in dem Papier. Wie viele der Geschädigten versichert sind, weiß der Senat nicht.
Für ein Soforthilfeprogramm hat die Landesregierung eine Million Euro bereitgestellt, Anträge können Betroffene noch bis zum 1. Mai stellen. Bisher sind 48 Anträge eingegangen, 28 hat die Behörde bewilligt. 14-mal wurden Anträge abgelehnt, sechs sind aktuell in Bearbeitung. Ausgezahlt hat Bremen bisher 89.000 Euro, wovon 60.000 an fünf besonders gravierende Einzelfälle gingen. Für Ausnahmefälle hat der Senat ein Limit von 20.000 Euro gesetzt, ansonsten sind es maximal 2500 Euro.
Der Bürgerverein Borgfeld zahlte zusätzlich 61.000 Euro an 40 Betroffene aus. Dieses Geld stammt aus einer Spendenaktion, zu der unter anderem der WESER-KURIER aufgerufen hatte. Der Spendentopf ist inzwischen vollständig aufgebraucht.
Grundwasserschäden
Auch wenn die eine Million Euro aller Voraussicht nach nicht ausgeschöpft werden, stehen die Soforthilfen nicht für Grundwasserschäden bereit. Hier verweist der Senat auf Förderdarlehen der Bremer Aufbau Bank, die sich auf bis zu 50.000 Euro für Privatpersonen belaufen. Eigentümergemeinschaften können bis zu 750.000 Euro erhalten.
Nach den Erkenntnissen der Behörden waren in der Nähe zur Wümme viele Bremer von Grundwasserproblemen betroffen. Im Umweltressort seien Hinweise aus Borgfeld, Oberneuland, Horn und Schwachhausen eingegangen. "Insgesamt war die Anzahl an Hinweisen zu nassen Kellern aufgrund hoher Grundwasserstände nicht signifikant höher als in 'normal nassen Jahren'", heißt es in dem Papier.
Über die Grundwasserpegel informiert das Umweltressort aktuell schriftlich oder telefonisch. Dies soll sich bald ändern. Nach Behördenangaben befindet sich ein Onlinedienst im Aufbau, der nahezu in Echtzeit über die Pegel der Messstellen informieren wird. Voraussichtlich ab Juni soll das Portal frei zugänglich sein.
Zustand der Wümme und der Deiche
Weil das viele Regenwasser über Wörpe und Wümme nicht schnell genug in die Weser ablief, kam es überhaupt zu der Hochwasserkrise. Deshalb steht nun die Frage im Raum, inwieweit die Durchlässigkeit der Gewässer erhöht werden muss. Der Senat will deshalb gemeinsam mit Niedersachsen neue hydraulische Berechnungen in Auftrag geben. Es soll erneut geprüft werden, ob eine Verbesserung des Abflusses sinnvoll ist.
Die Landesregierung sieht auch akuten Handlungsbedarf: "In Teilen von Timmersloh und Warf Butendiek sind keine oder nur unzureichende Deichverteidigungswege vorhanden. Mit dem Bau soll kurzfristig begonnen werden." Zudem müssten die Binnendeiche abseits der Weser, die zusammengenommen 67 Kilometer lang sind, überprüft werden.