Bremer Westen. Ist das letzte Wort in Sachen Westbad wirklich gefallen? Der Gröpelinger Beirat und verschiedene Akteure vom Gesundheitstreffpunkt West (GTP) und vom Turn- und Rasensportverein (Tura) jedenfalls wollen die Planungen für den Neubau nicht einfach so hinnehmen, die Sozial- und Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) Ende November in einer gemeinsamen Sitzung den Beiräten aus Findorff, Walle und Gröpelingen vorgestellt hatte. Schon bei der Präsentation in der Gesamtschule West (GSW) hatte es von Bürgern und Beiratsvertretern harsche Kritik dafür gehagelt, dass das Gebäude und einzelne Wasserbecken verkleinert werden und Sauna und Solebad komplett entfallen sollen (wir berichteten).
Bremer-Bäder-Geschäftsführerin Martina Baden hatte dabei ausdrücklich auf das 2014 verfasste und im September 2017 vom Senat beschlossene Bäder-Konzept verwiesen und unterstrichen, dass es über die in diesem Papier festgeschriebenen Vorgaben hinaus keine zusätzlichen Extras geben werde. Aber enthält der Entwurf nun tatsächlich das, was im Bäder-Konzept steht? Dieter Steinfeld von den Gröpelinger Grünen hat das Papier noch einmal genauestens studiert. Sein Fazit: Mit dem vorgestellten Entwurf wird das Bäder-Konzept nicht in allen Punkten erfüllt.
Entwurf erfüllt Punkte nicht
So ist etwa auf Seite 23 des Bäder-Konzeptes zu lesen: „Das Westbad wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der wie heute ein Schwimmerbecken mit sechs 25-Meter-Bahnen sowie ein Solekursbecken hat.“ Auf Seite 27 heißt es: „Die Schulen können das Westbad wie bisher nutzen.“ Und auf Seite 29 wiederum steht: „Das bisherige Lehrbecken wird durch ein kombiniertes Springer- (3 Meter), Tauch- und Lehrbecken mit Hubboden ersetzt.“ Diese Punkte erfüllt der vorgestellte Entwurf nach Ansicht des Gröpelinger Beirats aber nicht. Denn seit der Erstellung des Bäder-Konzepts sei die Gröpelinger Bevölkerung „prozentual zweistellig gewachsen“ und mit dem Campus Ohlenhof und der Grundschule an der Humannstraße seien sogar neue Schulen entstanden. Eine Verkleinerung des Lehrschwimmbeckens passe nicht zu dieser Entwicklung, unterstreichen nun die Ortspolitiker – die Wasserflächen müssten vielmehr vergrößert werden.
Dringend müsse bei der Planung außerdem berücksichtigt werden, dass seit 2014 auch viele Erwachsene nach Gröpelingen gezogen seien, die nicht schwimmen könnten und für die dringend ein Lernschwimmbecken mit Hubboden gebraucht werde. Auch Schulen, Vereine und Schwimmverbände warnen immer häufiger, dass immer mehr Menschen nicht schwimmen könnten. Ein Aspekt, den auch Rainer Possitt vom Gesundheitstreffpunkt West (GTP) unterstreicht. Der GTP hat sich mit einem dringenden Hilferuf an Bürgerschaftsabgeordnete und Mitglieder der Sportdeputation gewandt, die das Thema am Dienstag auf der Tagesordnung hatte. „Die vorgesehene Realisierung würde eine Verschlechterung und ‚Betonisierung’ der Schwimm- und Gesundheitsangebote im Bremer Westbad für die nächsten circa 25 Jahre bedeuten! Das darf so nicht sein“, heißt es in dem Appell und weiter: „In einem Stadtteil, in dem wir überdurchschnittlich mit früher Sterblichkeit und Gesundheitsproblemen konfrontiert sind, darf es keine Reduzierung von Bäder-Flächen, die für den Breiten- und Gesundheitssport wichtig sind, geben!“
Der Wegfall des Saunabereichs war schon im Bäder-Konzept vorgesehen. „Die Sauna hat ja ihren eigenen Wert“, sagt allerdings Tura-Vizepräsident Gerd Schweizer und ergänzt: „Mit Eislaufhalle und Sauna wäre das Westbad etwas ganz Besonderes und ein echtes Freizeit-Highlight, das eine Strahlkraft auch über den Bremer Westen hinaus entwickeln könnte.“ Kein anderes Bad in Bremen habe einen so gut ausgestatteten Saunabereich mit Außenfläche, schwärmt Schweizer, der hier viel Potenzial für Gröpelingen sieht, um dessen Attraktivitätssteigerung seit Längerem mit dem Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) gekämpft werde. Ein Projekt ist dabei der Westbad-Außenbereich, der unter dem Titel „Hotspot Freizeit“ gemeinsam mit den benachbarten Grünflächen und dem Westend-Areal gegenüber baulich aufgewertet werden soll. Gerade der Saunabereich im Westbad sei im Übrigen der Treffpunkt schlechthin und erfülle somit wichtige soziale Funktionen, unterstreicht Schweizer: „Dort hat man doch ganz andere Möglichkeiten sich zu begegnen, als wenn man im Schwimmbecken seine Bahnen zieht.“
Auch die Verkleinerung des restlichen Angebots sieht Gerd Schweizer äußerst kritisch. Rund ein Sechstel der Vereinsmitglieder müsste schwimmen können, um Sportarten wie zum Beispiel Kanufahren oder Sportfischen ausüben zu können, sagt er und fragt sich in diesem Zusammenhang: „Wenn die Hallen- und Wasserflächen reduziert werden – wie sollen dann mehr Leute schwimmen lernen?“ Sein Verein würde außerdem gerne zusätzliche Wassergymnastik-Gruppen anbieten, da es hier inzwischen eine Warteliste gibt. „Wir würden das gerne ausbauen, das macht aber keinen Sinn, wenn wir nicht wissen, ob wir später dann auch Hallenzeiten kriegen.“
Der Beirat fordert die Umsetzung der politischen Beschlusslage gemäß Bäder-Konzept und „dass auch dem bereits eingetretenen und auch dem erwarteten starken Bevölkerungsanstieg im Bremer Westen Rechnung getragen wird.“ Ohne Änderungen, heißt es in dem von Grünen- und Linksfraktion formulierten und einstimmig von allen Fraktionen verabschiedeten Beschluss, „sieht sich der Beirat nicht in der Lage, seine erforderliche Zustimmung für die angedachte Nutzung von bis zu zwei Millionen Euro aus dem Integrierten Entwicklungsprogramm Gröpelingen für die Außengestaltung des Westbades zu erteilen.“