Eigentlich wäre ideales Spielplatzwetter – es ist sonnig, doch nicht allzu warm, und wem es doch zu viel Sonne ist, kann unter den Bäumen am Spielplatz "Robinsönchen" Schatten finden. Doch Kinder und Eltern, die den Spielplatz in den Wallanlagen gegenüber des Theaters am Goetheplatz besuchen wollen, stehen vor einem verschlossenen Tor. Zusätzlich sorgt ein Bauzaun dafür, dass der Spielplatz nicht genutzt werden kann – seit schon fast einem Monat. Pünktlich zum Start der Sommerferien am 14. Juli hatte das Umweltressort das "Robinsönchen" wegen einer Rattenplage und deren Bekämpfung gesperrt.
Und das wird noch bis mindestens Ende August so bleiben. So lautet die Prognose von Peter Schulz, Sprecher von Immobilien Bremen. Das stadteigene Unternehmen ist für die Bekämpfung der Nager zuständig. "Der Köderanfraß ist immer noch sehr ausgeprägt", sagt Schulz auf Nachfrage des WESER-KURIER. "Das deutet auf einen weiterhin starken Befall hin." Aus diesem Grund werde der Bekämpfungszyklus um weitere drei Wochen verlängert. Die mit der Rattenbekämpfung betrauten Fachfirma kontrolliere das Gelände einmal pro Woche.
Ratten als Krankheitsüberträger
Die Ursache für den Rattenbefall am "Ronbinsönchen" sieht Immobilien Bremen im "Ensemble Wallanlagen". In diesem Bereich hielten sich ohnehin viele Nager auf. Die Wasserflächen sorgten ebenfalls dafür, dass die Tiere den Weg auf den Spielplatz fänden, sagt Schulz. Zudem sei festzustellen, dass die Nagetiere ihre Scheu verloren haben. Nicht nur auf dem Spielplatz werden die Schädlinge bekämpft, auch in der direkten Nachbarschaft am Wilhelm-Wagenfeld-Haus laufen laut Immobilien Bremen seit einiger Zeit Maßnahmen gegen das Ungeziefer.
Ratten sind Allesfresser und von Natur aus vorsichtig bei ihrer Nahrungswahl. Das und die hohe Vermehrungsquote machen sie schwer kontrollierbar und mit Ködern bekämpfbar. Darüber hinaus sind die Nager ein sogenanntes stabiles Reservoire für Krankheitserreger. Ratten und ihr Kot können neben etwa 100 anderen Infektionskrankheiten das Hantavirus übertragen.
Infektion oft ohne Symptome
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) leiden im Durchschnitt etwa 500 Menschen im Jahr an einer Hantavirus-Erkrankung. Diese Zahlen schwanken allerdings – alle zwei bis drei Jahre komme es zu deutlich mehr Erkrankungen, was vermutlich mit der Zahl der infizierten Tiere im jeweiligen Jahr zusammenhängt. 2019 wurden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums etwa 1500 Infektionen gemeldet. Laut RKI stecken sich Kinder eher seltener mit dem Virus an.
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Hierzulande verläuft eine Infektion mit dem Hantavirus für Infizierte oft unbemerkt und ohne Symptome. In einigen Fällen kann es aber auch zu hohem Fieber mit grippeähnlichen Symptomen und Kreislauf- und Nierenproblemen kommen. Da es keine Impfung oder gezielte Behandlung gegen das Hantavirus gibt, sollte man den Kontakt zu Ratten und anderen wild lebenden Nagetieren sowie deren Ausscheidungen meiden.